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Walter Trout / Unspoiled By Progress
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Wenn man eine Scheibe von Walter Trout in den Händen hält, erwartet einen allerfeinster Blues Rock. Für den Sommer 2009 hat sich der Edelgitarrist eine Rückblende der letzten zwanzig Jahre seiner Karriere ausgedacht. So betitelt er seinen neusten Silberling mit "Unspoiled By Progress" - '20 Years Of Hardcore Blues'. Um es den Konsumenten schmackhaft zu machen, hat er zu seiner Noten-Biografie auch drei neue Songs mit eingebaut. Mein Promo-Material gibt unter der Sparte Line-up nur Trout selbst an Vocals und Guitar an. Aber allein hat der Gitarren-Spezi den Tonträger nun wirklich nicht eingespielt. Da wäre an erster Stelle sein langjähriger Bass-Gefährte James Trapp zu erwähnen, der 2005 das Zeitliche segnete und bis dahin auf zahlreichen Alben von Trout mitwirkte. Oder die Schlagzeuggranate Joey Pafumi, dessen Markenzeichen bei Live-Auftritten ständig fliegende Sticks waren und der ebenfalls viel zum Status von Walter beitrug. Doch die Liste der Mitwirkenden der letzen zwei Jahrzehnte ist schier endlos, um auf jeden Einzelnen einzugehen. Die meisten Songs vom aktuellen Tonträger des im Jahr 1951 geborenen Saitenhexers dürften den Trout-Fans hinlänglich bekannt sein.
Ich breche heute mal meine Prinzipien und starte die Rezi von hinten. Und die beginnt mit "So Afraid Of The Darkness", einem brandneuen Song, der natürlich besonders unter die Lupe genommen wird. Oh ja, der Titel kommt mit erstklassigen Soloeinlagen, die einen bis ins Mark treffen und dem unverkennbaren Gesang Walters rüber. Selbstverständlich ist er mit den typisch troutschen Keyboardklängen gewürzt, für die zurzeit Sammy Avila zuständig ist.
Track dreizehn, "She's Out There Somewhere", stammt aus dem Jahr 1991. Davor wurden die deutschen Fans bedacht, die 1997 beim Leverkusener Blues Festival "Marie's Mood" genießen durften, den er seiner Frau widmete. Song elf "Goin' Back Home", von astreinen Bass- und Drum-Soli geprägt, und "Finally Gotten Over You", das längste Stück (11:38 Min.), wurden 1991 beim Bonner Blues Festival aufgenommen. Zwei sehr edle Mitschnitte!
Track Nummer neun ist wieder ein neuer Song aus Walters Feder. "Two Sides To Every Story" heißt das Stück, das er auf einer Halbakustik zu begleiten scheint. Klasse Walter! Von den neuen Tracks hätte es ruhig mehr geben können. Kaum gedacht, zischt die Zeitmaschine ins Jahr 2005 und dort wurde in Las Vegas, zwei Tage bevor sein legendärer Bassplayer James Trapp ins Hospital eingeliefert wurde, "Sweet As A Flower" aufgenommen. Dieser Track hat für Walter sicherlich eine besondere Bedeutung, weil Trapp am 24. August 2005 verstarb und kaum ein Tag vergeht, an dem er nicht an Jimmy, so nannte er ihn, denkt. »I Love You And Miss You, Jim«.
Die Teilstücke sieben und fünf sind kurzlebige Dialoge mit den Fans. Dazwischen liegt "Somebody's Acting Like A Child", das bereits 1989 mit dem Gastdrummer Richie Hayward (Little Feat) eingespielt wurde. Dazu Walter: »This Is The Oldest Track On This CD And The Song Written By My Ex-Boss John Mayall Is A Good Example Of An Uninhibited Perq's Jam Session«.
Song Nummer vier "Long Tall Sally" und drei "Life In The Jungle" stammen aus dem Paradiso, Amsterdam, ebenfalls aus dem Jahr 1991. Aus dieser Location ist auch eine DVD ("Relentless" 2003) erhältlich, die nicht nur aus hervorragendem Bild- und Tonmaterial besteht, sondern auch die tolle Atmosphäre des Amsterdamer Clubs wiedergibt. Opener "They Call Us The Working Class" geht als letztes Stück durch meine Rezi. Es handelt sich hierbei um den dritten neuen Song des Albums. Auch sehr hitverdächtig das Teil, indem alle Trout-Attribute vorhanden sind, die das Blues-Rocker-Herz beglücken.
Obwohl nur drei neue Songs auf der Musikkonserve verpackt sind und die restlichen elf Tracks dem Hardliner bekannt sein dürften, erspielt sich das Scheibchen starke 8,5 von 10 RockTimes-Uhren. Ausschlaggebend sind die zum Teil unveröffentlichten Live-Aufnahmen, die den besonderen Reiz ausmachen, um sich den Tonträger zuzulegen.
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