Da sagte mein Kumpel Bert die Tage doch zu mir: "Kennst Du den Carl Verheyen, na den Gitarrist von Supertramp? Hat mit seiner Band ein echt geiles Live Album aufgenommen".
(Ich ganz erstaunt:) "Verheyen? Nie gehört!"
"Na dann besorg Dir mal schnell die Scheibe, Du wirst deine helle Freude daran haben".
Und da mein Kumpel Bert eigentlich immer Recht hat, was gute Musik anbelangt, wetze ich also los und besorge mir das gute Stück. Seitdem höre ich die CD mindestens einmal pro Tag und bin immer wieder begeistert, was die Band da an ihren Instrumenten vollbringt.
Carl Verheyen wuchs in Kalifornien auf und spielt seit seinem 10. Lebensjahr Gitarre. Auf der Musikhochschule musizierte er hauptsächlich mit vom Jazz beeinflussten Musikern zusammen, was seine Vorliebe für verspielte Songstrukturen erklären könnte. Im Laufe der Jahre spielte er in mehreren kleinen Bands, bei denen er sich jedoch eher im Hintergrund hielt. Das sollte sich 1985 ändern, als er von Supertramp eingeladen wurde die "Free As A Bird" Tour mitzuspielen.
Fortan ging es musikalisch bergauf. Er entwickelte sich zu einem der begehrtesten Studiomusiker in L.A. 1996 holten Supertramp dann Carl Verheyen als vollwertiges Mitglied mit an Bord. Auch Bassist Cliff Hugo stieg zu dieser Zeit bei Supertramp ein.
Trotz seines Einstiegs in die berühmte Band arbeitet er weiter mit seiner Carl Verheyen Group, die sich später in Carl Verheyen Band umbenannte. Es gab einige Wechsel bis die aktuelle Formation stand. So stieß Cliff Hugo, der schon mit Ray Charles auf der Bühne stand und mit Carl bei Supertramp spielt, dazu. Als drittes Mitglied kam Bernie Dresel, der bei keinem geringeren als Brian Setzer trommelte, zur Band. Mit diesem Lineup wurde dann auch "Live In L.A." aufgenommen.
Musikalisch geht es in Richtung Blues-Rock-Fusion. Ausgedehnte Gitarrensoli bestimmen das Musikalische Bild. Aber auch der Bass bekommt sehr viel Freiraum auf dem Silberling. Basssoli und Gitarrensoli gibt es im Wechsel, zusammengehalten von einem rhythmisch abwechslungsreichem Schlagzeugspiel seitens Bernie Dresel. Ab dem 8. Stück, "Place For Me", setzt sich Jim Cox (Ringo Starr) an die Hammond Orgel und bleibt, bis zum Ende der CD, auf der Bühne.
Das Konzert lebt von den hervorragenden Improvisationen, Langeweile sucht man hier vergebens. Besonders gefallen mir die Songs "Revival Downs", das so richtig schön losrifft und mehrere Rhythmuswechsel beinhaltet, um dann wieder ordentlich loszugrooven. Auch das sehr ausufernde, 10:12 Minuten lange "Diamonds" ist sicherlich eines der Highlights dieser Konzertaufzeichnung. Was allerdings nicht als Abwertung der anderen Songs zu verstehen ist. Auch sehr schön ist das Instrumental "Highland Shuffle". Dabei kann man sich so richtig zurück lehnen und treiben lassen. Ein klasse Song!
Wer auf ordentlichen Gesang mehr Wert legt, sollte sich "Place For Me" mal anhören, wo es auch ein Orgelsolo zu hören gibt. Und auch auf "Rumor Mill" gibt es ein gewaltiges Solo auf der B3. Dieser unverwechselbare Hammond Sound ist die reinste Freude. Jim Cox versteht es wirklich, mit den Tasten umzugehen.
Das Einzige, was ich an dieser CD zu nörgeln habe ist, das es kein Doppeldecker ist. Da wäre doch bestimmt genug Material für eine Doppel-CD zusammen gekommen. Warum wurde nicht das komplette Konzert veröffentlicht? Das gleiche Konzert, mit der Identischen Setlist wurde auch auf eine DVD aufgenommen. Da gibt es allerdings noch ein paar kleine Extras.
"Danke Bert, da hast Du mal wieder deinen guten musikalischen Geschmack unter Beweis gestellt. Gib mir mehr davon!!!"
Spielzeit: 64:01, Medium: CD, Provogue Records, 2005
1:Down Like Hail 2:Slingshot 3:Revival Downs 4:No Walkin' Blues 5:Highland Shuffle 6:Maggie's Ladder 7:Diamonds 8:Place For Me 9:Rumor Mill 10:Wasted Blues
Michael (Mike) Schröder, 29.11.2005
|