Chucho Valdés & Irakere / 1978 World Tour
1978 World Tour Spielzeit: 79:18
Medium: CD
Label: Malaga Music, 2012 (1979)
Stil: Cuban Fusion


Review vom 28.01.2013


Wolfgang Giese
1978 war die Blütezeit des klassischen Jazz Rock schon fast vorbei und die Helden von einst waren sanfter, kommerzieller geworden und die Musik wurde im Begriff der Fusion weniger kantig und mehr zugänglich. Weniger virtuos und oft in die Richtung Disco schielend, wurde das zunehmend langweilig.
Da musste erst eine Band aus Kuba kommen, um mächtig Feuer zu entfachen. Irakere wurde 1973 von Chucho Valdés gegründet und war eine wahre All Star Band. Auf der Basis des klassischen Jazz Rock feuerten die Musiker wahre Klanggewitter ab, die, oft über einem funkigen Gerüst, ihre Polyrhythmen hinzumischten oder die wilde Rhythmik allein das Geschehen bestimmen ließen. Die Idee, kubanische Musik mit Jazz, Rock und Funk zu fusionieren, funktionierte einwandfrei.
1978 gab es von der kubanischen Regierung eine Freigabe für eine Welttournee und die Band sollte mit ihrer explosiven Musikmischung für Aufsehen sorgen. Die ersten sechs Aufnahmen dieser CD stammen jedoch aus Kuba. Nach der Rückkehr von der Tournee und wurden sie im Juli 1978 beim 'Youth and Student Festival' in Havanna aufgenommen. Die restlichen Titel stammen aus Newport vom dortigen Festival und vom Jazz Festival Montreux, aus dem Juni 1978 und wurden bereits einmal als Einzelplatte veröffentlicht.
Die Musik strahlt nicht die seinerzeit eher üblichen Stereotypen der mittlerweile festgefahrenen Bewegung des Jazz Rock aus, sondern bringt unbändige Energie und Frische ins Spiel. Dabei war das damals ja nicht neu, nur außerhalb Kubas blieb die Band eben relativ unbekannt. Ein gewisser Hauch des 'Altmodischen' haftet der Musik gelegentlich auch an, zum Beispiel beim Einsatz der verzerrten Gitarre, wie sie eigentlich schon im Jazz Rock gut fünf Jahre früher bereits klang. Ansonsten gelten dieses Feuer und diese Glut auch für die Solisten der Holz- und Blechbläserfraktion. Beispielsweise gibt es hier keine gepflegten, überraschungsarmen Saxofonsoli, wie damals von David Sanborn und Kollegen, sondern hier wird noch richtig 'vom Leder gezogen', Virtuosität und Spielfreude mit Leidenschaft gepaart.
Grob gesehen, könnte diese Musik auch etwas für Liebhaber des Latin Brass Rock - Bands wie Malo oder Aztecaseien hier genannt - sein. Nur ist hier der Akzent auf Jazz höher angesetzt. Drückende Bläser und treibende Perkussion geben den jeweiligen Solisten noch einmal richtig kräftige Unterstützung und als Hörer ertappt man sich manchmal dabei, in Ekstase fallen zu wollen. Diese energiereiche Musik besitzt die Fähigkeit, vielleicht nicht nur mich 'aus dem Sessel zu heben'! Klanglich sind die Aufnahmen einwandfrei - die Instrumente sind klar zu orten. Die gelegentlichen Gesangsbeiträge sind klar und deutlich eingebunden. Einige Aufnahmen aus Kuba sind offensichtlich nicht komplett vorhanden gewesen und so wird bei zwei Songs leider ausgeblendet.
Dieser Musik haftet das Prädikat des Besonderen an, eine ganz dicke Empfehlung für alle, die auf Rhythmus und Virtuosität stehen.
Line-up:
Chucho Valdés (keyboards, arrangements, bandleader)
Arturo Sandoval (trumpet, flugelhorn, valve-trombone, vocals)
Jorge Varona (trumpet, flugelhorn)
Paquito D'Rivera (flute, soprano saxophone alto saxophone, baritone saxophone)
Carlos Averhoff (piccolo flute, soprano saxophone, tenor saxophone)
Carlos Emilio Morales (guitar)
Carlos Del Puerto (bass)
Enrique Plá (drums)
Jorge "El Niño" Alfonso (congas)
Oscar Valdés (percussion, vocals)
Armando Cuervo (percussion, vocals)
Tracklist
01:La Comparsa (6:03)
02:Los Ojos De Pepa (5:13)
03:Aguanile Bonko (4:57)
04:Por Romper El Coco (4:51)
05:Iya (5:52)
06:Quindiambo (8:10)
07:Juana 1600 (6:31)
08:Iya (9:21)
09:Adagio (5:47)
10:Misa Negra (17:39)
11:Aguanile Bonko (4.55)
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