Ein Schelm, wer sich bei dem Artwork der vorliegenden Doppel-CD gewisse Assoziationen nicht verkneifen kann... Was mag Donnie Vie, gestandener (Ex-)Frontmann von Enuff Z'Nuff, nur dazu bewogen haben, ein derart offensichtliches Tribute-Album für die Beatles zu machen? Ist etwa "The White Album" das Ergebnis eines außer Kontrolle geratenen gruppendynamischen Prozesses in Vies Selbsterfahrungsgruppe?? Scherz ganz schnell beiseite, denn das Ergebnis ist nicht zum Lachen...
»Schuster, bleib bei deinem Leisten« möchte man Donnie Vie spätestens dann zurufen, wenn er sich ausgerechnet an John Lennons "Imagine" versucht. Es gibt einfach Songs, von denen sollte man beim Covern besser die Finger lassen - "Imagine" ist einer davon. Und so bekommen auch die zwei 'angeschmaddelten' Birnenhälften (statt der saftig grünen Äpfel des Originals) als Aufdruck der CDs einen tieferen Sinn...
Man will es Donnie Vie nur zu gerne glauben, wenn er verlauten lässt, in seiner langen Karriere viele Songs geschrieben zu haben, die in kein Hardrock-Konzept gepasst hätten. Auch sein Faible für das Singer/Songwriter-Genre kann man ihm sofort 'abkaufen', doch das Ergebnis überzeugt zu fast keinem Zeitpunkt.
In den besseren Momenten fühlt man sich beim Hören von "The White Album" ein wenig an Billy Joel oder Randy Newman und deren Konsorten erinnert, ohne dass Donnie Vie deren stimmliches Format auch nur annähernd zu erreichen würde. Für einen gestandenen Crooner fehlten ihm Kraft und 'Schmalz' in der Stimme! In grausigen Augenblicken, wie "Better Love Next Time", dagegen eher an die Bay City Rollers...
Ohne Charme ist dieser Ausflug in die Popwelt der frühen Siebziger allerdings nicht. Kennt einer noch "Magic" von Pilot (dem Kern von Alan Parsons Backing Line der allerbesten Tage) oder Jigsaws "Sky High"? Mehr als einmal kann man zu Donnie Vies Songs in netten Erinnerungen schwelgen. Bei "Happy Days" zieht bspw. 10ccs "The Things We Do For Love" vor dem geistigen Ohr auf - bei "Unforsaken" ein wenig deren "I'm Not In Love" oder gar Alice Coopers Powerballade "How You Gonna See Me Now".
Einige Songs, besonders "I Wanna Do It To You", aber auch "Light Shine On" und "Haunted", zeigen recht gute Ansätze. Doch in der Summe ist die sprichwörtliche Suppe einfach zu dünn. Dünn wie Donnie Vies Stimmchen...
CD 2 vermittelt mit ihren Outtakes, Coverversionen und einer Live-Aufnahme sowie ihrer recht kurzen Spielzeit eher den Charakter einer Bonus-Beilage. Dabei zeigt Donnie Vie in der Live-Interpretation von Chicagos "25 Or 6 Or 4", dass seine wahren Stärken wohl eher in der Bühnenperformance liegen. Trotzdem ist die Nummer enttäuschend, da man einen Satz Bläser nicht einfach durch Synthesizerfanfaren ersetzen kann. Zwei nette Pianoballaden leiten in der Folge auf das ominöse, eng am Original gehaltene "Imagine" über und spätestens dann sollte der Geduldsfaden endgültig überstrapaziert sein. Da rettet auch ein etwas biederer, aber nicht gänzlich reizloser Hardrocker zum Abschluss, "Freaky Deaky" betitelt, nicht mehr viel.
Sorry, Donnie Vie - das war wohl nix. Für das Singer/Songwriter-Genre reichen weder das Volumen noch die Ausdrucksfähigkeit der Stimme aus. Den Kompositionen fehlt zumeist der zündende Funke... die sich einfräsende, unsterblich machende Hook. Zu vieles auf "The White Album" wirkt unausgegoren und mit viel zu heißer Nadel gestrickt, wozu auch die Oprik des Artworks und des Faltblattes - soll wohl ein Booklet darstellen - zählen.
Nochmals sorry, Donnie Vie, aber "The White Album" ist eindeutig die schwächste Deiner bislang fünf Soloplatten.
Line-up:
Donnie Vie (vocals, all instruments)
Lewis John (additional guitars)
Baz Francis (background vocals - #1/03, 1/11)
Vic Alfaro (drums - #1/10,2/03)
Gary Evans (drums - #2/07)
Tracklist |
CD 1:
01:I Wanna Do It To You (4:42)
02:Handy Dandy (5:14)
03:For Your Pleasure (4:53)
04:Happy Days (4:03)
05:Crash And Burn (4:31)
06:Light Shine On (4:45)
07:Better Love Next Time (3:50)
08:My Love (4:07)
09:When Will You Love Me Again (5:06)
10:Haunted (5:01)
11:Unforsaken (6:42) |
CD 2:
01:25 Or 6 Or 4 [Live] (4:27)
02:You're My Favorite Thing To Do (3:20)
03:Almost Home (4:05)
04:Imagine (3:11)
05:Angel Eyes [Outtake] (3:38)
06:Without You [Outtake] (4:24)
07:Big Brother (4:32)
08:Freaky Deaky (5:18)
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Externe Links:
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