Nie machte eine Wiederveröffentlichung mehr Sinn als im Fall "Keith Urban In The Ranch". Was für ein grandioses Album, bei dem man sich als Kenner der Szene spontan fragt, warum KU erst eine Solokarriere starten musste, um letztendlich Anklang bei der Masse der New-Country-Hörerschaft zu finden. Denn er und seine beiden Kumpels Jerry Flowers und Peter Clarke erledigen ihren Job par excellence.
Gut, im Prinzip regiert der Sonnyboy auch dieses Werk an allen Ecken und Enden, und nur in Nuancen kann man Unterschiede zu seinen bisherigen Soloscheiben feststellen. Diese Platte ist ohne Zweifel etwas rootsiger und erdiger, ja sogar etwas rockiger ausgefallen als zum Beispiel "Golden Road", klingt aber trotzdem ungemein modern und frisch, so dass sie sicherlich auch für Liebhaber von Stilarten in der näheren Umgebung des New-Country interessant sein könnte.
Ergänzt wurde das Original von 1997 um zwei unveröffentlichte Songs: "Billy", ein bluesiger Countryrocker und eine Coverversion von "Stuck In The Middle With You". Gerade beim letztgenannten Stück der Herren Egan und Rafferty (Stealers Wheel), das ich eigentlich nie leiden mochte, gelingt es dem Trio in genialer Weise der alten Staubklamotte ein Komplettlifting zu verpassen. Fast so, als wenn man aus Angela Merkel eine Giselle Bündchen zaubern würde! Absolute Klasse!
Dazu kommen zwei Videoclips von "Walkin' The Country" (herrlich flockig rhythmischer Song mit starker Banjo- und E-Gitarrenarbeit) und dem abwechslungsreichen Instrumentalstück "Clutterbilly", wo KU einmal mehr beweist, welch großartiger Gitarrist in ihm steckt. Den Rest in möchte ich kurzen Stichworten schildern.
Flottere Nummern:
"Homespun Love" - Semiakustischer Rhythm'N'Blues
"Some Days You Gotta Dance" - wie der Titel es bereits andeutet, tanzbares Gute-Laune-Rock'N'Roll-Stück
"Freedom's Finally Mine" - Country-Rocker mit Southern-Flair
"Hank Don't Fail Me Now" - NASCAR-Sampler-tauglicher Boogie mit schönem E-Solo
Balladen/Midtempo:
"Just Some Love" - tolle Melodie, kurze E-Gitarren- und Fiddleeinsätze
"My Last Name" - erinnert ein wenig an "The Thunder Rolls" von Garth Brooks, sehr atmosphärisch
"Desiree" - starker Text, Tempowechsel beim Refrain, Einsatz von zweiter Gesangstimme, die sich nach Drew Womack von Sons Of The Desert anhört, ist allerdings im Booklet nicht erwähnt, mit überraschendem Mini-Southern-Gitarrenfinish!
"Tangled Up In Love" - locker, entspannend mit wunderschöner spanischer Akustikgitarre und nettem Harmoniegesang
"Man Of The House", "Ghost In The Guitar" - beide ein wenig westcoastgetränkt, könnten aus dem Eagles-Repertoire stammen, letztgenanntes mit dezentem "Hotel California"-Touch.
So kann man guten Gewissens feststellen, dass Keith Urban mit diesem Album nachhaltig unterstrichen hat, dass er ohne Wenn und Aber zu den ganz Großen der New-Country-Szene gezählt werden muss.
Das gute Teil ist natürlich bei Bärchen Records erhältlich, wie auch eine relativ günstige DVD mit sechs Videoclips von Stücken seiner jeweils letzten zwei Studiowerke, die recht nett anzuschauen sind, allerdings aber schon zum Teil schon in Country-Roads gezeigt wurden.
Spielzeit: 46:54, Medium: CD, Capitol Records Nashville, 2004
1. Walkin' The Country 2. Homespun Love 3. Just Some Love 4. Some Days You Gotta Dance 5. My Last Name
6. Desiree 7. Freedom's Finally Mine 8. Hank Don't Fail Me Now 9. Tangled Up In Love
10. Clutterbilly 11. Man Of The House 12. Ghost In The Guitar 13. Stuck In The Middle 14. Billy
Daniel Daus, 8.2.2004
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