Zwei Konzerte innerhalb einer Woche? Das neue Jahr fing ja super an! Und es sieht ganz so aus, als wenn ich meine guten Vorsätze einhalten könnte: Ich habe mir nämlich vorgenommen, wieder auf mehr Konzerte zu gehen. Vorwiegend wollte ich zwar auf Tankard-Gigs gehen, aber da die Jungs sich gerade im Studio befinden um ihren neuen Silberling aufzunehmen, haben sie Tourpause und so habe ich Zeit für andere Bands.
Letzte Woche wurde ich gefragt, ob ich mit zu U.D.O. möchte und ich sagte zu. Nach dem weltklasse Squealer-Konzert letzte Woche könnte es aber schwer werden, mich momentan komplett zu begeistern. Deswegen darf man manche Kritikpunkte, die ich habe, wohl nicht ganz so eng sehen.
Um 17.30 Uhr machten wir uns also auf den Weg in das 225 km entfernte Andernach, wo das Konzert stattfinden sollte. Wir waren acht Leute und fuhren mit zwei Autos. Unterwegs hatte ich die Befürchtung, dass sich der Spruch "mit dem Ford fort und mit dem Zug zurück" tatsächlich bewahrheiten sollte. Wir waren gerade auf die Autobahn aufgefahren, als der kleine KA anfing, ziemlich laut zu brummen. Anscheinend war der Auspuff kaputt. Normalerweise hätte ich in dem Moment gesagt "Mach die Musik lauter und gut is´", aber das Radio wollte auch nicht so wie wir es wollten...... Es wollte nämlich gar nicht.
Mit vier Leuten im Auto ( wenn man das Ding so nennen kann) und einer Kiste Bier kamen wir auch nur ziemlich langsam voran.
Aber da die Karre warm (die Heizung funktionierte nämlich ausnahmsweise) und das Bier kalt war, ließen wir uns die Laune nicht verderben und hofften, dass wir ankommen würden. Immerhin war ja Freitag der 13te.........
Unfuckingglaublich, aber wir kamen wirklich an!
Da wir früh dran waren gingen wir erst in einen kleine Kneipe, die direkt neben der Halle lag und tranken ein paar Bierchen. Wir wussten nicht, wer als Vorgruppe auftreten sollte, aber das war uns ehrlich gesagt auch ziemlich egal. Als wir hörten, dass es losging, tranken wir noch gemütlich aus und begaben uns dann in die Halle.
Als ich die Vorgruppe sah musste ich wirklich lachen. Die Jungs sahen aus wie Uralt-Rocker aus den 80ern. Zumindest stelle ich mir diese so vor. Immerhin bin ich noch keine 30, höre erst seit sechs Jahren Metal und gehe seitdem erst auf Konzerte. Mein Kumpel bezeichnete die Typen als peinlich. Aber ich fand sie gut. Sie posten was das Zeug hielt und
hatten sichtlich Spielfreude. Ja, die Jungs hatten wirklich Spaß. Und wenn ich merke, dass es der Band Spaß macht, dann gefällt es mir meistens auch. Ich muß dazu sagen, dass mein Kumpel beruflich mit Musik zu tun hat und die Bands natürlich mit anderen Augen sieht, als ich.
Und den meisten Fans gefielen die Jungs ganz offensichtlich ebenfalls.
Richtig kultiger Rock´n Roll wurde uns da geboten. Nur die Ansagen sollten sie lieber weglassen weil der Sänger zwar eine gute Stimme hatte, aber bei den Ansagen haperte es doch mächtig. Ich fand sie im Großen und Ganzen sehr geil, obwohl ich mir das Grinsen über die grauen Haaransätze usw. nicht verkneifen konnte. Cool, wenn man auch mal ältere Herrschaften auf der Bühne sieht, die so manche Jungspunde noch in den Schatten spielen können.
Erst auf der Heimfahrt erfuhr ich dann auch den Namen der Band. Es handelte sich um Gun Barrel! Unglaublich! Die Jungs haben letztes Jahr in Luxemburg beim 'Rock am Eisleck' (schönen Gruß auch an Schaul - den Veranstalter von 'Rock am Eisleck' - falls er das hier irgendwann mal irgendwo lesen sollte) gespielt und ich hatte sie dort leider verpasst. Nun hatte ich sie doch noch mal erleben dürfen.
Und dann war es soweit! Mit "Mission No. X" enterten Udo Dirkschneider und seine Mitstreiter die Bühne. Ich ging nach vorne um ja nichts zu verpassen. Die Jungs waren hervorragend, aber mich blendete vorne das Licht so dermaßen, dass mir die Augen wirklich wehtaten. Ich hätte die 'Lichtschlampe' am Liebsten zur Minna gemacht.
Und nach "Mission No. X" wurde der Sound so schlecht, dass man vorn nur Soundbrei hörte. Ich konnte nicht mal mehr raushören, um welchen Song es sich handelt.
Bildete ich mir es nur ein, oder wurde es immer lauter? Ich ging in der 3 - 4 Reihe hin und her und hörte nur Matsch. Toll!
So begab ich mich wieder nach hinten in die Nähe des Mischpultes. Hier ist ja bekanntlich der Sound am Besten.
Und genau so war es auch. Hier hörte man alles super klar.
Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es mir sehr langweilig werden würde. Der Funke sprang einfach nicht über. Außerdem hatte ich Hunger und überlegte wirklich, ob ich in der Pizzaria, die nebenan ist, vielleicht etwas essen sollte.
Doch ich könnte ja doch noch was verpassen. Also blieb ich noch etwas - zum Glück! Denn es wurde dann doch noch richtig toll.
Die Band, die anfangs viel zu routiniert wirkte, zeigte auf einmal Spaß an der Sache und das Publikum tobte. "Cry Soldier Cry", "Blind Eyes", "Thunderball", "Man And Maschine" usw. wurden mitgegröhlt was das Zeug hielt. Und das Licht wurde plötzlich immer geiler. Entweder wurde man nur vorne geblendet, oder der Lichtman hatte doch was drauf.
Zwar ließ bei mir die Stimmung immer mal etwas nach, aber der Spaß überwog eigentlich doch.. Udo weiß wirklich, wie er mit seinen Fans umgehen muß und hatte sie voll im Griff.
Direkt neben mir war ein kleiner Junge, der zwar nichts sah weil er so ein Zwerg war, aber er rockte wie Sau, gröhlte jeden Song mit, zeigte den älteren Fans, wie man richtig abgeht und bejubelte U.D.O. mit erhobenen Horns. Keine Ahnung, ob Udo die Hände von ihm gesehen hat, weil sie wahrscheinlich auch nicht hoch genug kamen, aber welche Band, die ja nun auch nicht mehr zu den Jüngsten gehören, kann schon von sich behaupten, dass sie so junge eisenharte Fans hat? Sein Papa, der hinter ihm stand hat in der Erziehung alles richtig gemacht, hehe! Hoffentlich wird mein Neffe, der grade erst 2 ½ Tage alt ist, später auch mal so ein anständiger Metalfan.
Das Gitarrensolo von Igor Gianola fand ich eher einschläfernd, aber während der Show zeigte er, dass er es einfach drauf hat und heizte richtig ein. Das Drummsolo hingegen war Weltklasse. Der Typ muß wohl schon mit Drummsticks auf die Welt gekommen sein!
Bei "Balls To The Wall" gab es kein Halten mehr. Alles tobte nur noch. Doch nach über 2 Stunden Spielzeit war es dann doch vorbei und wir traten den Heimweg an. Im Auto herrschte wieder das schon gewohnte Brummen, aber wir kamen an. Das war
die Hauptsache.
Die Theke war zwar etwas klein, aber die Preise in Ordnung. Für ein Bier berappte man 2 Euro und für Cola/Fanta/Wasser 1,50 Euro. Der Eintritt lag bei 19 Euro. Für U.D.O. und eine gute Vorgruppe zahlt man das gerne.
Vor allem weil es organisatorisch auch nichts zu meckern gab.
U.D.O. (Support: Gun Barrel) - Andernach - JuZ Live Club, 13.01.2006
Anke Janicki, 16.01.2006
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