Was soll man zu Udo Dirkschneider noch groß schreiben? Dieser Mann ist seit fast drei Dekaden unbestritten eine der größten Ikonen des Heavy Metal und muss in einem Atemzug mit Legenden wie Lemmy, Rob Halford, Ronnie James Dio oder Bruce Dickinson genannt werden. Seine ehemalige Formation Accept war neben den Scorpions eine der besten und erfolgreichsten Rockgruppen, die Deutschland je hervorgebracht hat. Zusammen mit ihnen schuf er einige unsterbliche Klassiker wie "Restless & Wild" und "Balls To The Wall". Nachdem er sich 1987 von seinen alten Weggefährten trennte, gründete Udo die Band U.D.O. mit der er noch heute durch hervorragende Veröffentlichungen und energiegeladene Liveshows begeistern kann und ist aus der Szene einfach nicht mehr wegzudenken ist. Als Ende letzten Jahres dann die Meldung die Runde machte, dass Accept sich für einige Festival Auftritte wieder reformieren, befürchtete ich schon, dass Udo seine eigene Truppe erneut zu Grabe trägt wie vor zwölf Jahren bei der ersten Reunion.
Glücklicherweise stellten alle Beteiligten von vornherein klar, dass nach dieser Tour jeder wieder seiner eigenen Wege gehen würde und dass es kein weiteres gemeinsames Album gäbe. Eine weise Entscheidung, denn wenn ich an die letzten beiden katastrophalen Machwerke "Deathrow" und "Predetor" zurückdenke, wird mir jetzt noch ganz übel. So spielten die Solinger eine Handvoll brillanter Konzerte, von denen ich eines Pfingsten in Gelsenkirchen miterleben durfte, und verabschiedeten sich dann wieder.
Scheinbar war Udo nicht ganz ausgelastet, denn parallel zu den Reunion Shows absolvierte er noch mehrere Gigs mit U.D.O. , bei denen auch schon der eine oder andere Song von der demnächst erscheinenden CD "Mission No. X" vorgestellt wurde. Wie schon auf den letzten Veröffentlichungen führen die Musiker auf dem neuen Album die Tradition Udoīs ehemaliger Band fort und das ist auch gut so, da ja seine früheren Mitstreiter Wolf Hoffmann und Peter Baltes schon in den Neunzigern offensichtlich keinen Bock mehr auf diesen Sound hatten.
Sie kombinieren ein weiteres Mal treffsicher alle altbewährten Markenzeichen wie messerscharfe Gitarrenriffs mit stampfenden Grooves und hymnenhaften Refrains. An Nummern wie "Mean Steets", "24/7" oder "Way Of Life" werden alte Accept Fans wie ich ebenso ihre helle Freude haben wie an den beiden Nackenbrachern "Shell Shock Fever" und "Mad For Crazy".
In Form von "Eye Of The Eagle" und "Cry Soldier Cry" sind natürlich auch die obligatorischen Balladen vertreten, die nicht fehlen dürfen. Musikalische Experimente sucht man auf "Mission No. X" zum Glück vergeblich, gegen moderne Einflüsse ist der Fünfer scheinbar nach wie vor immun. Schön zu wissen, dass wir uns auf die Jungs von U.D.O. immer noch verlassen können und sie unbeirrt an ihrem Stil festhalten.
Spielzeit: 47:25, Medium: CD, AFM Records, 2005
1:Mission No. X 2:24/7 3:Mean Streets 4:Primecrime On Primetime 5:Eye Of The Eagle 6:Shell Shock Fever 7:Stone Hard 8:Breaking Down The Borders 9:Cry Soldier Cry 10:Way Of Life 11:Mad For Crazy
Stefan Gebauer, 29.09.2005
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