Ein gutes Jahr nach ihrem letzten Konzert in meiner Nähe hatten sich die Jungs von UFO mal wieder angemeldet.
Und diesmal versprach der Gig noch mehr Qualität, war doch mit den Lizards ein Support Act dabei, der höchste musikalische Klasse garantierte. 2004 versuchten Jutta Weinhold und Uli Jon Roth das Publikum auf die britischen Hardrocker vorzubereiten. Das ging meiner Meinung nach aber gründlich daneben, da der ehemalige Scorpions Gitarrist durch seinen Ausflug in Vivaldis "Vierjahreszeiten" die Fans eher einschläferte als sie in Fahrt zu bringen.
So etwas konnte bei den Lizards absolut ausgeschlossen werden.
Die Band war in der letzten Zeit fast pausenlos unterwegs und stellte sich im Vorprogramm von Legenden wie Vanilla Fudge, Travers & Appice, Glenn Hughes und dem Ex Mott The Hoople Frontmann Ian Hunter dem europäischen Rockpublikum vor. Dabei ernteten die Mannen um Kultdrummer Bobby Rondinelli ( ex Rainbow, Black Sabbath, Blue Oyster Cult) durchweg positive Kritiken. Und dieser Trend setzte
sich auch in Hildesheim fort.
In ihrem einstündigen Set boten Patrick Klein an der Leadgitarre, Randy Pratt (Bass) sowie Sänger und Keyboarder Mike Dimeo einen hervorragenden Querschnitt durch ihr aktuelles Album "Cold Blooded Kings".
Dabei war "Down" wieder mal einer der Knaller. An diesem Titel kann ich mich einfach nicht satt hören. Dieser ruhige magische Beginn mit einer Stimme, die einen schier von den Beinen holt, sich dann noch weiter steigert, um schließlich mit dem schweren, fast doom-artigen Rhythmus zu verschmelzen: einfach nur geil. Als dann Bobby Rondinelli, wie immer ganz cool auf einem Zahnstocher rumkauend, zum Solo ansetzte, stieg der Begeisterungspegel noch weiter an. Stark auch die Keyboardeinlagen, die inzwischen etwas mehr Raum einnehmen, als noch bei den früheren Gigs.
Für meine Begriffe ist die Band inzwischen noch stärker geworden, was natürlich durch die vielen Auftritte begründet ist. Schade nur, dass sich zu diesem Zeitpunkt nur wenige Zuhörer im Saal befanden. Aber so etwas passiert einfach, wenn der Konzertbeginn für 21.00 Uhr angekündigt wird, der 'Special Guest' aber schon
eine Stunde früher auf der Bühne steht.
Als dann UFO die Konzertbretter betraten, hatte sich das 'Vier Linden' dann aber doch noch ganz gut gefüllt. Sänger Phil Mogg, inzwischen im Alter erblondet, schwang von Anfang an seinen Mikrofonständer, dass es nur so eine Freude war, und die Stimme ließ ebenfalls nichts zu wünschen übrig.
Pete Way am Tieftöner wirbelte wie immer über die gesamte Fläche der Bühne. Das Gesicht meistens durch seine Matte verhängt und nicht zu erkennen, versprühte er eine unglaubliche Energie, die sofort auf die Fans übersprang. Auch Paul Raymond, immer wieder zwischen Keyboard und Gitarre wechselnd, war ständig in Bewegung und machte richtig Dampf. Dazwischen holte Vinnie Moore ein ums andere Mal alles aus seiner Lead-Gitarre heraus. Unermüdlich trieb er die Band mit seinen Power-Riffs an, um dann wieder bei seinen Soli richtiges Feeling zu zeigen.
Im Hintergrund schließlich ließ Jason Bonham seine Schießbude vibrieren. Sein trockenes, präzises
Spiel erzeugte eine Dynamik, die alle Knochen in Wallung brachte.
Die Setlist ließ auch so gut wie keine Wünsche offen. Es gab die erwarteten Songs aus der Schenker Aera in Verbindung mit Titeln des aktuellen Albums "You Are Here". Dabei war die Ballade "Baby Blue" ein echtes Highlight, bei der Vinnie Moore auch an der Akustik-Gitarre perfekte Arbeit verrichtete.
Natürlich gab es auch wieder Zwischenrufe, die lauthals nach Songs wie "Prince Kajuko" und "Boogie" aus der Anfangszeit der Gruppe verlangten. Aber das war wohl absolutes Wunschdenken.
"This Kids", "Shoot Shoot" und "Lights Out In London" wurden genau so frenetisch gefeiert, wie "Mr. Freeze" und "Call Me" vom letzten Longplayer.
Ganz stark dann die Version von "Love To Love" mit einem überragenden Moore Solo als Mittelteil. Pete Way zog es dabei vor, seinen Bass auf dem Rücken liegend zu zupfen, was natürlich wieder zu Sonderapplaus führte.
Der einzige Wehrmutstropfen des Konzertes war dann ausgerechnet die Zugabe. "Doctor, Doctor" wurde für meine Begriffe doch wesentlich zu langsam gespielt. Außerdem war bei diesem Klassiker die Einlage von Vinnie Moore dem Original Solo von Michael Schenker klar unterlegen.
Insgesamt boten UFO aber wieder ein überzeugendes Konzert.
Während der 100 Minuten versprühte die gesamte Band eine wahnsinnige Energie und Spielfreude, was in früheren Zeiten nicht unbedingt selbstverständlich war.
Fast scheint es so, als ob sich der endgültige (!?!?) Ausstieg von Michael Schenker für die Gruppe positiv ausgewirkt hat. Denn nach außen hin ist nichts mehr von Schlägereien auf offener Bühne oder verbalen Entgleisungen zwischen den Musikern zu hören. Es lohnt sich immer wieder diese Band live zu hören, die ja in so ignoranter Weise in fast allen einschlägigen Nachschlagewerken der Rockmusik fehlt. Und das nach über 30 Jahren auf der Bühne und 16 Studioalben. Eine Tatsache, die ich persönlich einfach nicht nachvollziehen kann.
UFO / The Lizards - Hildesheim, Vier Linden, 07.05.2005
Jürgen Bauerochse, 09.05.2005
|