Ultravox / 07.08.2009, Theater am Marientor, Duisburg
Theater am Marientor
Ultravox
Theater am Marientor, Duisburg
07. August 2009
Konzertbericht
Stil: New Wave
Fotos: ©Harald Steffen


Artikel vom 13.08.2009


Udo Gröbbels
Rückkehr einer New-Wave-Legende
Plakat »Sind das echt DIE Ultravox aus den 80ern?« Die Verwunderung eines Kollegen, dem ich in der Mittagspause vom Konzert erzählte, ist schon gut nachvollziehbar, denn schließlich haben sich die Herren doch etwas Zeit mit der Reunion gelassen. Genauer gesagt ist es die erste Tour nach 25 Jahren in Originalbesetzung.
Frontmann Midge Ure, der sich ja nie zur Ruhe gesetzt hat und auch nach Ultravox noch solo erfolgreich mit "Breathe", "Cold Cold Heart" oder "If I Was" war, hatte seine alten Kollegen von der 1980er Besetzung um sich geschart und man wollte es nochmals wissen. Das kann natürlich auch gründlich in die Hose gehen und die Altfans restlos vergraulen. Immerhin hatten Ultravox in ihrer 'Mark 2'-Besetzung (Midge Ure stieß erst nach der dritten Platte zur 1976 gegründeten Band) Anfang der 80er mit "Dancing With Tears In My Eyes ", "Hymn" oder auch "Vienna" drei richtig große Hits gelandet. Dass diese Befürchtung aber unbegründet war, konnte man schon nach der im April/Mai absolvierten UK-Tour feststellen und nach Kritiken von Fans und Presse war man fast einhellig der Meinung, dass diese, im Gegensatz zu vielen anderen Reunionen, wirklich Sinn macht. Neue Songs gab es nicht, sondern die Fans durften sich auf eine 'Retro-Deluxe'-Show freuen.
Ultravox Setzen!
Im Rahmen dieser Reunion-Tour unter dem Motto "Return To Eden" (in Anlehnung an das Album "Trouble in Eden"), machte die Band dann auch nur für eine Station in Deutschland Halt und so kamen dann Fans aus allen Ecken des Landes in das schöne Theater am Marientor in Duisburg. Theater? Ja genau, ein komplett bestuhltes Theater für das Publikum, das zum großen Teil 35+ war . Eigentlich keine schlechte Idee, denn die Musik kann man auch sehr schön im Sitzen genießen und die tolle Akustik in einem Theater dieser Art ist schon beeindruckend. Eigentlich aber nur, denn schon während des ersten Stückes standen die Fans in den ersten Reihen auf und damit waren dann auch die anderen Zuschauer gezwungen sich zu erheben. Daher war eine Bestuhlung zu diesem Zeitpunkt völlig unnötig. Andererseits ist es natürlich schon nachvollziehbar, wenn die Fans ihre alten Helden nach einem Vierteljahrhundert nochmals live sehen können, dass man auch aufsteht und tanzt.
Achtung: Kunst!
Ultravox Ohne Vorband ging es um 20.30 Uhr sehr stimmungsvoll mit dem Instrumentalstück "Astradyne" aus dem 1980er Album "Vienna" los. Zunächst mit viel Nebel und gedämpftem Licht steigerte sich das Stück, bis schließlich der Schlagzeuger einsetzte. Ab diesem Zeitpunkt riss es - wie bereits erwähnt - die ersten Fans von den Stühlen. Ein glasklarer Sound rundete den ersten positiven Eindruck noch ab. In der kommenden Stunde gab es, bis auf ein paar kleinere Hits wie "One Small Day" oder "All Stood Still", fast ausschließlich die anspruchsvollen und elektronisch experimentellen Songs. Hier merkte man gut, dass sich Ultravox damals sehr stark von den deutschen Elektropionieren wie La Düsseldorf oder auch Kraftwerk beeinflussen ließen. Wunderschöne Synthieklänge, die zwar sehr retro ertönten, aber nichts von ihrem alten Charme verloren hatten. Dazu gehörten auch längere Instrumentalpassagen oder auch mal der Einsatz einer Geige, die von Keyborder Billy Currie gespielt wurde. Überhaupt habe ich noch nie so viele Keyboards auf einer Bühne gesehen, denn auch Sänger und Gitarrist Midge Ure hatte sein Keyboard dabei und Chris Cross bediente ebenfalls häufiger die Tasten als den Bass. Sogar Schlagzeuger Warren Kann hat seinen Drumcomputer neben dem regulären Schlagzeug stehen und so hatte man am Ende z.B. bei "Mr. X" vier Keyboards im Einsatz.
Hits im neuen Gewand
Ultravox Zum Ende des regulären Teils kamen dann auch die großen Hits dran. "Vienna" war der absolute Höhepunkt und nicht nur ich bekam eine Gänsehaut. Im Originalarrangement mit einer tollen Gesangsleistung von Midge Ure. Noch völlig fasziniert vom gerade Gehörten kamen aber leider im Anschluss die beiden Tiefpunkte des Auftritts, denn sowohl "Dancing..." als auch "Hymn" wurden in wesentlich rockigeren und massentauglicheren Versionen dargeboten. Zitat eines Zuschauers »Das klingt gerade wie ihre eigene schlechte Coverband auf einem Oldie-Abend«. Passender kann man das nicht beschreiben. Glänzte Midge Ure noch kurz vorher stimmlich bei "Vienna", so traf er bei "Dancing..." nicht immer die hohen Stellen sauber. Mit der Zugabe ließen Ultravox aber glücklicherweise wieder von dieser Marotte ab und mit "Sleepwalk" und "The Voice" gab es noch zwei tolle Lieder im Originalsound.
Ultravox Nach 100 Minuten endete die Zeitreise in die frühen 80er wieder und die Zeitmaschine landete sanft im Jahre 2009 in Duisburg-Hochfeld. Bis auf den erwähnten 'Ausrutscher' der letzten beiden Lieder im regulären Teil ein wirklich musikalisch beeindruckendes Konzert. Vier fantastische Musiker haben hier gezeigt, dass man es auch nach 25 Jahren Pause in dieser Konstellation einfach immer noch drauf hat.
Im April 2010 kommen Ultravox dann auch für insgesamt sechs Konzerte nach Deutschland zurück (Termine siehe Band-Homepage). Wer also auf anspruchsvollen und exzellent dargebotenen New Wave-Pop steht, sollte sich das nicht entgehen lassen.

Danke an Sara Berndt von LB Events für die problemlose Akkreditierung.
Setlist
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