Unexpect / Fables Of The Sleepless Empire
Fables Of The Sleepless Empire Spielzeit: 55:46
Medium: CD
Label: Indie, 2011
Stil: Avantgarde, Progressive Metal

Review vom 04.10.2011


Steve Braun
Unexpect im Wortsinn von unverhofft, überraschend, unvermutet - kann im vorliegenden Fall ein Bandname trefflicher gewählt werden?
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich der falsche Mann am falschen Platz für dieses Review bin. RockTimes-intern war es als 'Progressive Rock' angekündigt. Prog geht immer dachte ich mir, kurz in zwei Samples auf dem bandeigenen MySpace gehört: Herrlich chaotischer Scheiß, viel Violinengesäusel, Dixie Dregs gehen immer, dachte ich weiter... grandios gefehlt!! Hier ist eine extrem avantgardistische Mixtur aus verschiedenen Metal-Stilen, Folk, Jazz, klassischer Musik, pathetischen Chören, Zirkusmusik, Mambo, natürlich Rock und was weiß ich noch zu hören. Leck mich - selten bin ich positiver überrascht und gleichzeitig der Grenzen meines Horizontes bewusster geworden.
Der kanadische Sechser aus Montreal - der Keyboarder Exod war bei den Aufnahmen für dieses Album nur noch als Gast dabei - wurde 1996 gegründet. Aus den Anfangstagen sind nur noch die Sänger und Gitarristen Syriac und Artagoth an Bord. Im Abstand von mehreren Jahren veröffentlichen sie ihre kleinen Kunstwerke. Nach zwei Alben und einer EP ist nun mit "Fables Of The Sleepless Empire" das nach einhelliger Meinung der Kritik reifste Werk entstanden. Immerhin fünf Jahre hat man sich dafür Zeit genommen.
Das Inner Sleeve-Cover des schön gemachten Six-Panel-Digipak bringt es auf den Punkt: Die Schädeldecken der Bandmitglieder explodieren und allerlei seltsame Dinge werden freigesetzt. Ganz ähnlich geht es dem Hörer, wenn sich schlagartig ein kakophonisches Inferno nach dem stimmungsvollen Intro zu "Fables Of The Sleepless Empire" entfaltet. Virtuos wird mit den oben beschriebenen Stilrichtungen variiert, atemlos lauscht man und wird von der Komplexität der Kompositionen ebenso wie von der unglaublichen Geschwindigkeit der teilweise verwirrenden Abfolgen geradezu 'erschlagen'. Von den Gitarren ausgehende kalte, aggressive Härte wechselt sich mit einschmeichelnden Melodien der Violinen und vor allem Leilindels feengleichem Gesang ab. Syriac und Artagoth steuern bösartig klingende Growls bei und sorgen damit für krasse Kontrapunkte. Bass und Schlagzeug werden nicht als einfache Rhythmusinstrumente eingesetzt, sondern greifen gleichberechtigt mit den anderen Instrumenten in die furiosen Melodieführungen ein. In all den Dissonanzen scheint man eine Art kontrolliertes Chaos ausmachen zu können, ohne dass sich mir persönlich der Sinn des Ganzen erschlossen hätte. Wie bereits eingangs erwähnt: Unexpect führen mich schonungslos an die Grenzen meines Horizontes...
Wenn es extraterrestrisches Leben in unserem Sonnensystem geben sollte, so haben Unexpect mit ihrem dritten Studioalbum eine gemeinsame musikalische Basis für die galaktische Völkerverständigung geschaffen. Die Bewohner des Jupitermondes Europa werden also an "Fables Of The Sleepless Empire" ebenso ihre helle Freude haben, wie aufgeschlossene Erdlinge. Ein Hang zur fröhlichen Anarchie, zur frechen Grenzüberschreitung dürfte zum Verständnis der Botschaft dienlich sein. Es ist allerdings dringend ratsam, sich vor dem Kauf des Albums bereits einen Eindruck zu verschaffen, um böse Überraschungen zu vermeiden!
Line-up:
Syriac (guitars, vocals)
Leilindel (vocals)
Artagoth (guitars, vocals)
Chaoth (9 string bass)
Landryx (drums)
Borboen (violins)
Exod (keyboards, sampling)
Tracklist
01:Unsolved Ideas Of A Distorted Guest
02:Words
03:Orange Vigilantes
04:Mechanical Phoenix
05:The Quantum Symphony
06:Unfed Pendulum
07:In The Mind Of The Last Whale
08:Silence This Parasite
09:A Fading Stance
10:When The Joyful Dead Are Dancing
11:Until Yet A Few More Deaths Do Us Part
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