Meine musikalische Deutschlandtour macht diesmal in Bielefeld einen Zwischenstopp, um "Rotating Wheels" von der ostwestfälischen Band Univerve aufzusammeln. Da ich mich gern ab und zu im Progressive Rock-Bereich bewege, kommt mir dieser Silberling gerade recht.
Wow, der Eröffnungssong hat es gleich in sich! Mit geschlossenen Augen meine ich, und das ist nicht negativ gemeint, die berühmteste Kodderschnauze der deutschsprachigen Musikszene,
Nina Hagen, zu erlauschen. Natürlich handelt es sich hierbei um einen Irrglauben, heißt die Lady am Mikro der Band nicht
Nina sondern
Nora, genauer gesagt
Nora Saadhoff. An dieser Stelle muss ich gleich ein Sonderlob loswerden, denn folgend wird das Zwerchfell der Frontfrau sich unweigerlich in mein Hirn hineinfräsen. Dabei unterstreicht sie ihre Vielseitigkeit, ob rotzfrech punkig, soulig angehaucht, prägnant rockig oder einfach nur geradeaus - sie kann gottverdammt gut singen! Apropos Vielseitigkeit: Das ganze Album wirkt, zwar meist auf progressiven Stelzen dahergeschritten, recht abwechslungsreich.
Richtig klasse kommt "Hybird Mob" aus den Boxen gewabert, beweist hier Bassist
Udo Tanger das er weit über den 'normalen Standard' der Kunst des Basszupfens steht! Ihr Titeltrack "Rotating Wheel" geht als schöne, anspruchsvolle Ballade durch mein Gehör. Dabei beeindruckt mich nicht nur Frau
Saadhoff, die wieder glänzend singt, sondern auch Gitarrist
Frank Wölfer, der ein tolles Solo beiträgt.
In gut vier Minuten spiegelt sich mein Anspieltipp "Inside" aus der HiFi-Anlage: Egal ob schroffe Gitarrenläufe oder die weibliche Rockröhre: Alles Bestens! Und doch, spätestens jetzt hat mir Tieftonspezi Tanger am meisten imponiert! Sagenhaft, der Mann zupft sehr variabel, mit viel Gefühl und vor allem sehr gekonnt an den dicken Saiten. Ihn und die Band würde ich doch zu gern mal live erleben und es würde mich nicht wundern, wenn Tangers Spielgerät mehr als die traditionellen vier Saiten besitzt.
Dass sie 2007 vom Deutschen Rock- und Pop-Preis die Auszeichnung als 'beste progressive Bands Deutschlands' abgegriffen haben, kann ich nur allzu gut nachvollziehen!
Nicht nur, dass die Platte perfekt abgemischt wurde, es ist die außergewöhnlich gute Qualität deutscher Musiker, die sich vor vier Jahren zu Univerve zusammenschlossen und mich nun schwer beeindruckt haben! Auch wenn mit "Blood In Your Ears", "So Many People" und dem Schlussakkord "Late December" weitere Highlights geboten werden, habe ich zwar keinen neuen Musik-Planeten in unserem Universum entdeckt, doch eine Auszeichnung gibt's auch von mir: Eine Spitzenplatzierung in meiner Kategorie Progressive Rock / Geheimtipp 2011!