Univerve / Rotating Wheels
Rotating Wheels Spielzeit: 47:10
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2011
Stil: Progessive Rock

Review vom 29.07.2011


Mike Kempf
Meine musikalische Deutschlandtour macht diesmal in Bielefeld einen Zwischenstopp, um "Rotating Wheels" von der ostwestfälischen Band Univerve aufzusammeln. Da ich mich gern ab und zu im Progressive Rock-Bereich bewege, kommt mir dieser Silberling gerade recht.
Wow, der Eröffnungssong hat es gleich in sich! Mit geschlossenen Augen meine ich, und das ist nicht negativ gemeint, die berühmteste Kodderschnauze der deutschsprachigen Musikszene,
Nina Hagen, zu erlauschen. Natürlich handelt es sich hierbei um einen Irrglauben, heißt die Lady am Mikro der Band nicht Nina sondern Nora, genauer gesagt Nora Saadhoff. An dieser Stelle muss ich gleich ein Sonderlob loswerden, denn folgend wird das Zwerchfell der Frontfrau sich unweigerlich in mein Hirn hineinfräsen. Dabei unterstreicht sie ihre Vielseitigkeit, ob rotzfrech punkig, soulig angehaucht, prägnant rockig oder einfach nur geradeaus - sie kann gottverdammt gut singen! Apropos Vielseitigkeit: Das ganze Album wirkt, zwar meist auf progressiven Stelzen dahergeschritten, recht abwechslungsreich.
Richtig klasse kommt "Hybird Mob" aus den Boxen gewabert, beweist hier Bassist Udo Tanger das er weit über den 'normalen Standard' der Kunst des Basszupfens steht! Ihr Titeltrack "Rotating Wheel" geht als schöne, anspruchsvolle Ballade durch mein Gehör. Dabei beeindruckt mich nicht nur Frau Saadhoff, die wieder glänzend singt, sondern auch Gitarrist Frank Wölfer, der ein tolles Solo beiträgt.
In gut vier Minuten spiegelt sich mein Anspieltipp "Inside" aus der HiFi-Anlage: Egal ob schroffe Gitarrenläufe oder die weibliche Rockröhre: Alles Bestens! Und doch, spätestens jetzt hat mir Tieftonspezi Tanger am meisten imponiert! Sagenhaft, der Mann zupft sehr variabel, mit viel Gefühl und vor allem sehr gekonnt an den dicken Saiten. Ihn und die Band würde ich doch zu gern mal live erleben und es würde mich nicht wundern, wenn Tangers Spielgerät mehr als die traditionellen vier Saiten besitzt.
Beim Konsumenten dürfte Nora Saadhoff am meisten hängen bleiben. Kein Wunder, die Frau hat's, wie schon mehrmals erwähnt, einfach drauf. Doch es ist die Gesamtheit des Fünfers, die ihre neuste Tonkonserve aus einem Mix von reichlich Progressive Rock, viel Hard Rock, etwas Funk und einigen Spritzern Pop produziert hat und alles in allem mit viel Gefühl und großartigem Können serviert. Hier finde ich sogar die Beimischung einiger Pop-Elemente, obwohl es mich ansonsten eher abturnt, richtig gut! So besitzen die meisten Songs einen hohen Wiedererkennungswert, ohne nun gänzlich dem Pop- oder Disko-Fieber verfallen zu sein!
Dass sie 2007 vom Deutschen Rock- und Pop-Preis die Auszeichnung als 'beste progressive Bands Deutschlands' abgegriffen haben, kann ich nur allzu gut nachvollziehen!
Nicht nur, dass die Platte perfekt abgemischt wurde, es ist die außergewöhnlich gute Qualität deutscher Musiker, die sich vor vier Jahren zu Univerve zusammenschlossen und mich nun schwer beeindruckt haben! Auch wenn mit "Blood In Your Ears", "So Many People" und dem Schlussakkord "Late December" weitere Highlights geboten werden, habe ich zwar keinen neuen Musik-Planeten in unserem Universum entdeckt, doch eine Auszeichnung gibt's auch von mir: Eine Spitzenplatzierung in meiner Kategorie Progressive Rock / Geheimtipp 2011!
Line-up:
Nora Saadhoff (vocals)
Frank Wölfer (guitar)
Martin Herbst (keyboards)
Udo Tanger (bass)
Fabian Koke (drums)
Tracklist
01:Masks On Our Faces
02:New Life
03:Hybrid Mob
04:Rotating Wheel
05:Inside
06:Stranger In A Strange World
07:Blood In Your Ears
08:Keep The Fire Burning
09:So Many People.
10:Late December
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