Urgesteine im Bonner Brückenforum
Dieser Tage gehört es ja schon zum guten Ton für altgediente Bands, ihre Bühnenjubiläen auf großen (Welt-)tourneen mit ihren Fans gebührend zu feiern. Neben alten Recken wie den Rolling Stones oder Deep Purple, haben so Einige mittlerweile die große Vier vor der Null stehen und auch Urgesteine wie Uriah Heep lassen es sich nicht nehmen, auf ihrer aktuellen 'Celebration'-Tour einen Querschnitt aus vierzig Jahren Bandgeschichte live zu bieten. Ich möchte gar nicht darauf abheben, wer wen beeinflusst hat, wer denn nun wirklich DER Wegbereiter für den Hardrock war, Fakt ist auf jeden Fall, Heep sind nicht mehr aus den Geschichtsbüchern zu entfernen und somit gehört ein Besuch eines ihrer Konzerte auch zum guten Ton.
Die Besucher des gut gefüllten Bonner Brückenforums konnten eine zeitliche Punktlandung mit erleben, gründete sich die Band doch genau im Dezember 1968. Entgegen der eher üblichen Praxis, mit einer Vorgruppe als Anheizer aufzutreten, stand der Abend ganz im Zeichen von Gründungsmitglied Mick Box und seinen Mannen. Bei der Tour zwei Jahre zuvor standen sie noch mit der österreichischen sehr überzeugenden Band She Says auf derselben Bühne in Bonn.
Mit dem treibenden Titelsong des letzten regulären Albums "Wake The Sleeper" begann eine durchaus ausgewogene Zeitreise durch vier Dekaden. Klassiker wie "Gypsy", "Free Me" oder "Return To Fantasy" durften natürlich genauso wenig fehlen, wie das jüngere Stück "Angels Walk With You" des Bassisten Trevor Bolder aus dem Jahre 2008. Überhaupt reihen sich die neuen Songs nach 10-jähriger Plattenabstinenz nahtlos ein mit den guten alten Sachen der siebziger Jahre.
Eindrucksvoll klar kam die Stimme des aus Kanada stammenden Sängers Bernie Shaw rüber, zum Glück auch bei balladenhaften Abschnitten wie dem Song "Rain", in denen sich stimmliche Qualitäten oder auch Mängel bekanntermaßen verdeutlichen. Positiver Nebeneffekt war seine Fertigkeit, mit dem Publikum in der deutschen Sprache wenigstens etwas zu kommunizieren. Wenn auch die Instrumente für das subjektive Empfinden teilweise etwas basslastig abgemischt waren (Trevor hat ganz schön in die Magengrube gehämmert), konnte doch die Vorstellung als Gesamtwerk mehr als überzeugen. Melodiöse Hammond-Sounds des Keyboarders Phil Lanzon wechselten mit treibenden, manchmal jedoch zu dominanten Gitarrenriffs von Mick Box und einem bis zum Umfallen arbeitenden Schlagzeuger Russell Gilbrook, der den 2007 leider aus gesundheitlichen Gründen überraschend ausgeschiedenen Lee Kerslake ersetzt hat. Ich will ja nicht alles schlechtreden, was neu ist, aber Lee hat mir besser gefallen. Gilbrook ist schon ein überzeugender Malocher, aber meines Erachtens kein so versierter Musiker wie Kerslake.
Mit einem fulminanten "July Morning", das fast nahtlos in den weiteren Klassiker "Easy Livin'" überging, wären selbst die letzten der Zuschauer von ihren Sitzen gerissen worden, hätte es denn eine Bestuhlung gegeben. Als Zugabe konnte die Band dann mit ihrer immerwährenden Hymne "Lady In Black" aufwarten, um sich dann nach leider viel zu kurzen 90 Minuten in die Signier- und Fotografierecke zu begeben.
Als Fazit bleibt trotzdem ein runder Abend mit einer Band, die nichts von ihrer ursprünglichen treibenden Kraft verloren hat und der man den Spaß am Musizieren deutlich anmerken konnte. Sogar die meisten neueren Songs überzeugen und werden sicher nicht nur unter den 'Übriggebliebenen' ihre Fans finden. Bei einer Band, die sich schon so lange auf dem Markt befindet, gibt es natürlich immer offenbleibende Wünsche für die Setlist und selbst mir fallen durchaus ein paar Songs ein, die ich gern dabei gehabt hätte, aber wir wollen ja nicht undankbar sein. Besonders, weil das von mir ca. zwei Wochen davor besuchte Doppelkonzert mit Manfred Mann's Earth Band in Krefeld klanglich und stimmungsmäßig eher zu den schwachen Shows meiner Konzertbesuche gehört hat - schlecht abgemischt, laut und heiß und einem deutlichen Überhang an Earth Band-Fans. Schade eigentlich, denn der Gig wurde live mitgeschnitten und konnte nach dem Konzert als Silberling erworben werden. Schade auch für die Band, die zu Anfang eher erfolglos versuchte, das Publikum zu mehr Stimmung zu animieren. Herzlichen Dank an Anna Rausch von Bonn-Musik für die schnelle Akkreditierung
Setlist:
01:Wake The Sleeper
02:Return To Fantasy
03:Only Human
04:Book Of Lies
05:Bird Of Prey
06:Corridors Of Madness
07:Love In Silence
08:Rain
09:The Wizard
10:Free Me
11:Sunrise
12:Free 'N' Easy
13:Gypsy
14:Angels Walk With You
15:July Morning
16:Easy Livin'
Zugabe:
17:Lady In Black
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