Da schlagen doch mal wieder zwei Herzen in meiner Brust: das des objektiven, unbestechlichen, über allen Dingen stehenden emotionslosen Rezensenten und das des langjährigen Fans unseres Quintetts hier. Des Quintetts, das gerade sein beinahe fünfzigstes Album seit Gründung auf den Markt schmeißt. Des Quintetts, das knapp die Hälfte dieser Alben auf Live-Mitschnitte verteilt. Des Quintetts, das die Fans seit Jahren durch feine Shows beim quasi unablässigen Touren erfreut.
Genau eine dieser Shows hat man zur Abwechslung mal nicht nur im Ton, sondern auch in Bildern mitgeschnitten. Austragungsort an jenem Dienstagabend im März 2014 war der altehrwürdige Londoner Camden Palace, heute Koko genannt. Monate zuvor als besondere Show angekündigt, verkauften sich die Tickets schnell in alle Welt. Tage vor dem Event war der Pub gegenüber schon fest in den Händen von Heep-Fans, die aus dem knapp zweistündigen Konzert ein mehrtägiges Happening machen wollten. Ach ja, hier käme noch ein drittes Herz hinzu, war der Rezensent doch einer der Anwesenden…
Die spannende Frage nach der Setliste des Abends beschäftigte die Gemüter im Vorfeld der Show natürlich vordringlich. Alte Stücke? Neuere Stücke? Ganz neue Stücke? Nun, dreimal Ja. Die Herren um Gründungsmitglied Mick Box sind natürlich Profis genug zu wissen, dass man ein derart spezielles Event nicht dem Zufall unbekannteren Materials überlassen darf. Naturgemäß haut die Band dann auch als hämmernden Opener "Against The Odds" ins ausverkaufte Koko, dicht gefolgt von "Overload" und "Traveller In Time".
So kommt logischerweise eine Stimmung auf, die die freudige Erwartung im Vorfeld noch um ein Vielfaches toppen kann. Der gefühlt halbe Saal ist gefüllt von Fans, die einander eh seit Jahren kennen und wissen, wie man richtig Heep-Party macht. Das Wechselspiel zwischen Band und Publikum funktioniert ein weiteres Mal wie das Uhrwerk, das man auf dem Cover sehen kann. Alle fünf Jungs oben auf der Bühne sind in bester Spiellaune, neben Box natürlich noch Sänger Bernie Shaw, Keyboarder Phil Lanzon, Schlagwerker Russell Gilbrook und der neue Bassmann Dave Rimmer, der die Fußstapfen des verstorbenen Trevor Bolder musikalisch auszufüllen hat. Aber die Chemie stimmt auch menschlich, das merkt man immer wieder.
Mit "Sunrise" und "Stealin'" gibt es danach zwei weitere Kracher von 1972 bzw. 1973 - und das Koko tobt. Believe me, bei Ersterem fließen sogar ein paar Tränen im Saal, so intensiv wird das gespielt. Die Fans warten insgesamt rund eine halbe Stunde, bis es dann endlich zwei neue Songs gibt. Das hervorragende aktuelle Studioalbum, "Outsider", sollte ja erst später im Jahr erscheinen. "Can't Take That Away" nimmt den Saal direkt mit und auch "One Minute" ist so eingängig, dass das Publikum schnell den Chorus mitsingen kann - Bewährungsprobe bestanden.
"Nail On The Head" und "Into The Wild" folgen als weitere vergleichsweise neuere Songs, haben sich aber in den 'nur' drei Jahren ihrer Existenz wegen ihrer packenden Kompositionen auch bei den ewig gestrigen Fans mehr als nur Achtungserfolge einspielen können. Da steht das danach gebotene Paket unbestritten einige Sprossen höher auf der Leiter, ach was, ganz oben: "Gypsy", Look At Yourself, "July Morning" oder die unverzichtbare Lady In Black sind über jeden Zweifel erhaben.
Dem Eingeweihten ist klar, was als Zugabe kommen muss, wenn die 'schwarze Dame' schon im regulären Set gespielt wird. "Free'n'Easy", augenzwinkernd und mit sturer Regelmäßigkeit von Mick Box als ersten Heavy Metal-Song der Welt angekündigt (die obligatorischen Damen dürfen natürlich zum Headbangen auch wieder auf die Bühne), rockt den Saal und das abschließende (zumindest für diese Veröffentlichung) "Easy Livin'" ist eh ein todsicherer Kracher.
Für die Fans im Saal gibt es noch ein zweites "One Minute", gut angekommen war es eine Stunde zuvor ja eh schon. Als kleines Bonbon darf das Koko noch einmal dem einleitenden sanften, lediglich vom Tastenspiel Lanzons begleiteten Gesang Shaws lauschen, bevor dann der Rest der Band einsteigt und den neuen Ohrwurm raushaut.
Da passt insgesamt einfach alles zusammen. Die Setliste kann sich unter dem Aspekt der 'Stimmungssicherheit' wahrlich sehen lassen, diese ist im Saal demzufolge entsprechend. Bild- und Tonqualität sind für eine Live-Aufnahme von Uriah Heep wie der sprichwörtliche "Nail On The Head", ehrlich und bodenständig. Die Band ist ja dafür bekannt, dass sie üblicherweise keinen auf dicke Hose macht und auch diese Produktion bringt das authentisch rüber.
Man mag sich ob der Veröffentlichungsflut nun fragen, ob ein derartiges Unterfangen denn legitim ist - gilt übrigens auch für andere Bands - und die Fans nicht verärgert? Klarer kann ein Nein als Antwort gar nicht ausfallen. Nicht nur, dass The Heep hier ein klasse Paket geschnürt haben, die generierten Mittel fließen letztendlich irgendwie ja auch wieder zurück. Denn, seien wir mal ehrlich, eine Multi-Million-Dollar-Super-Group sind die fünf Herren trotz des langen Bestehens der Band nicht und das Touren kostet Geld. Geld, das die Fans - und ich kenne viele davon - gern investieren, um sich mit schöner Regelmäßigkeit von den mitreißenden Shows erfreuen zu lassen. Alle drei Herzen sagen eines: Kaufen - Punkt, Ende, Aus!
Line-up:
Bernie Shaw (vocals)
Mick Box (guitar)
Dave Rimmer (bass)
Phil Lanzon (keyboards)
Russell Gilbrook (drums)
Tracklist |
CD 1:
01:Against The Odds
02:Overload
03:Traveller In Time
04:Sunrise
05:Stealin'
06:I'm Ready
07:Between Two Worlds
08:Can't Take That Away
09:One Minute
10:Nail On The Head
CD 2:
01:Into The Wild
02:Gypsy
03:Look At Yourself
04:Box Wah Box
05:July Morning
06:Lady In Black
07:Free'n'Easy
08:Easy Livin'
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DVD:
01:Against The Odds
02:Overload
03:Traveller In Time
04:Sunrise
05:Stealin'
06:I'm Ready
07:Between Two Worlds
08:Can't Take That Away
09:One Minute
10:Nail On The Head
11:Into The Wild
12:Gypsy
13:Look At Yourself
14:Box Wah Box
15:July Morning
16:Lady In Black
17:Free'n'Easy
18:Easy Livin'
Bonusmaterial:
One Minute Promo Video
The Making Of Outsider EPK |
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Externe Links:
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