Uriah Heep / 12.04.2011, De Bosuil, Weert (NL)
De Bosuil
Uriah Heep
De Bosuil, Weert (NL)
12. April 2011
Konzertbericht
Stil: Rock


Artikel vom 23.04.2011


Jochen v. Arnim
Der Beginn einer neuen Welttournee, eine neue Scheibe in wenigen Tagen auf dem Markt, die Chance auf ein neues, anderes Live-Set, ein Schwätzchen mit der Band beim anschließenden Meet & Greet und dann auch noch der erste europäische Gig der Tour? Keine Frage, da musste ich hin, besonders, da eine Stunde Fahrzeit jetzt nicht so wirklich ein Gegenargument war. Also, Kamera gepackt, ab auf die Bahn und über die Grenze nach Weert. Das Jugendzentrum De Bosuil liegt grenznah und ist ohne große Probleme über die Autobahn zu erreichen. Der Veranstaltungskalender lohnt schon ab und zu mal einen genaueren Blick, denn hier geben doch einige feine Events einander die Klinke in die Hand. Nicht zu vergessen ist das alljährlich im Juni stattfindende Bospop-Festival, das ebenfalls aus derselben Hand stammt.
Uriah HeepOhne große Verzögerung und ohne Support Act gingen dann die Lichter im ausverkauften Saal aus und ich hatte mich ausnahmsweise mal dazu entschlossen, dem Spektakel vom bevorzugten Platz auf der Galerie aus beizuwohnen. Weise Entscheidung, die Totale bot einen tollen Überblick, ohne Details zu verpassen - ist ja auch kein Olympiastadion mit 100 Metern Abstand. Also, Opener der Show war direkt der Titelsong der neuen Scheibe "Into The Wild" und dank Internet mit den ganzen Previews und Teasern schien das Stück unter den Anwesenden bereits hinreichend bekannt zu sein. Mit einem schönen Intro von Phil Lanzon an der Hammond fängt der Song an und geht dann recht rockig und rhythmusbetont, untermalt von heepig-choraligen Gesängen, weiter.
Uriah HeepDa man bekanntermaßen den ersten Schwung ja nicht gleich wieder verlieren möchte, sollte direkt danach noch etwas mit Schwung folgen und trotz des Risikos zweier neuer Stücke direkt am Anfang, folgte "I Can See You" - und bestand die Feuertaufe absolut. Im Anschluss gab es mit "Return To Fantasy" eine kleine Reise in die Vergangenheit der Bandgeschichte. Der Song kommt ja immer wieder gut an und zählt natürlich zu den großen Krachern der Gruppe. Über "Tears Of The World" ging es zu einem weiteren Debüt: "Money Talk", ganz eingängig und durchaus rockig mit viel Hammond von Phil Lanzon und einem schönen Solo des Schlagwerkers Russell Gilbrook. Wie dieser körperlich eher kurze Mann, der hinter seiner Schießbude aus einiger Entfernung wie Arnold in seinen besten Jahren aussieht, unermüdlich und mit einer wahnsinnigen Energie und Kraft die Felle bearbeitet, ist schon faszinierend anzusehen.
Uriah HeepJetzt kam mit "Nail On The Head" das einzige Stück der neuen CD, dem ich persönlich noch etwas zwiegespalten gegenüber stehe. Es beinhaltet zwar schöne Gitarrenläufe von Mick Box und hat einen eingängigen Refrain, aber meine Geschmacksnerven müssen dafür wohl noch etwas sensibilisiert werden. Ich sollte jedoch unmittelbar darauf völlig entschädigt werden! Drei Songs, die ich teilweise schon lange nicht mehr live gesehen hatte und die allesamt zu meinen Heep-Favoriten zählen. Dieser Hattrick bestand aus "Stealin'", einem grandiosen "Rainbow Demon" und dem guten alten "Wizard", der für meinen Geschmack ein wenig zu schnell gespielt war, aber trotzdem sehr gut ankam.
Uriah HeepMit dem folgenden "Trail Of Diamonds" wurde dann wieder etwas vom neuen Album präsentiert und ich könnte wetten, dass der Song es durchaus des Öfteren auf zukünftige Playlists bei den Heep-Gigs schafft, denn der hymnenartige Charakter gefiel nicht nur mir, auch der Rest des Saals nahm das Stück begeistert auf. "I'm Ready" bot wieder gute Riffs und eingängiges Tastenwerk, gefolgt von wiederum drei alten Songs, wobei die Band mit "Free An' Easy", "Gypsy" und "Look At Yourself" nie viel falsch machen kann. Ich denke, der Wechsel zwischen älteren, ganz alten und ganz neuen Songs war recht clever inszeniert, besonders, da Heep sehr tief in die Geschichtskiste gegriffen und einige Songs ausgewählt haben, die sie schon länger nicht mehr im Programm hatten und die das Volk liebt. So hätte der ein oder andere neue Song durchaus mal daneben gehen können, der Stimmung hätte es keinen Abbruch getan. Aber auch mit dem letzten Neuen, "Kiss Of Freedom", ebenfalls wieder in der Hymnen-Ecke zu finden, haben sie nicht daneben gegriffen und somit hatten zumindest die hier in Weert präsentierten Stücke ihre Feuertaufe bestanden.
Uriah HeepDie Band hat wohl auch gemerkt, dass ihre neuen Arrangements gut angekommen sind, die Freude war ihr durchaus anzumerken. Sänger Bernie Shaw, der bis auf einen kleinen Schnitzer wirklich auf der Höhe war, sagte mir später, dass sie trotz aller Professionalität und Live-Erfahrung, und sie touren ja seit gefühlten zweihundert Jahren, schon recht nervös gewesen sind und nicht so recht einschätzen konnten, wie "Into The Wild" nach dem durchaus starken Vorgänger-Album "Wake The Sleeper" ankommen würde. Sorge unbegründet, der Rest der Tour kann ganz entspannt angegangen werden.
Uriah HeepZurück zum Set: "July Morning" durfte ja in keinem Fall fehlen, habe ich aber schon besser gesehen. Ebenso wenig geht kein Besucher ohne die 'schwarze Lady' nach Hause, die dieses Mal etwas überraschend nicht in der Zugabe gespielt wurde. Dafür hatte man sich ein ganz starkes "Bird Of Prey" ausgedacht - auch einer meiner Lieblinge. Als letztes Stück durfte der Saal noch mal im Kollektiv zu "Easy Livin'" abrocken, bevor die Show endgültig zu Ende war.
Fazit: Ein wirklich starkes Konzert mit gutem Sound und prima Light Show, eine gut gelaunte Band, deren neues, längeres Set echt frisch rüberkommt, ein tolles und dankbares Publikum und wohl auch nicht nur bei mir die Gewissheit, dass sich unter den neuen Songs einige von einer gewissen Nachhaltigkeit befinden. Herzlichen Dank auch an Louis Rentrop, dem niederländischen Webmaster von Uriah Heep, für das Organisieren des äußerst unterhaltsamen und zwanglosen Meet & Greet mit der Band im Anschluss an fast zwei Stunden toller Bühnenshow.
Setlist

I Can See You
Return To Fantasy
Tears Of The World
Money Talk - Drum Solo
Nail On The Head
Stealin'
Rainbow Demon
Wizard
Trail Of Diamonds
I'm Ready
Free An' Easy
Gypsy
Look At Yourself
Kiss Of Freedom
July Morning
Lady in Black

Encore:
Bird Of Prey
Easy Livin'

Uriah Heep
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