Valravn / Koder På Snor
Koder På Snor Spielzeit: 47:29
Medium: CD
Label: Westpark Music, 2009
Stil: Folk Rock

Review vom 21.09.2009


Wolfgang Giese
Folk aus Skandinavien.
In den letzten Jahren erschienen viele Platten, die es oftmals auf hervorragende Weise verstanden, eine Fusion einzugehen, eine Fusion in Form eines Spagats zwischen Mittelalter und Moderne. Auch diese dänische Formation, Valravn, gelingt das auf ganz außerordentlich spannende Art und Weise.
Denn auf "Koder På Snor" ist Musik der ganz besonderen Art enthalten!
Mir, der ständig auf der Suche ist nach neuen und interessanten Sounds, ist mit dieser Platte seit langem einmal wieder ein Exemplar ausserhalb der bekannten Stile über den Weg gelaufen. Das stimmt fröhlich. Die Musiker rekrutieren sich aus Dänemark, von den Faroer Inseln (die Sängerin) und aus der Schweiz.
Oft erinnert der Gesang von Anna Katrin Egilströd ein klein wenig an Björk, und immer dann besonders, wenn sie diesen speziellen frechen Ton vorträgt. Ansonsten klingt sie ein wenig lieblicher, aber auch kraftvoller. Ich vernehme Anleihen an Musik, wie ich sie von Mari Boine oder der Formation Hedningarna kenne, aber auch, dann, wenn die Elektronik mehr vordergründig ist, ist es Dead Can Dance, die ich als Vergleich heranziehen möchte.
Insgesamt zwar viel Anleihen an mir bekannte Musik und insofern mag es nahe liegen, dass Valravn noch keinen eigenen Stil aufweist. Aber anderseits klingt vieles in dieser Richtung aus Skandinavien in Teilen ähnlich, möglicherweise auch dadurch, dass man sich auf die entsprechenden Folkwurzeln bezieht. Aber ungeachtet dessen betrachte ich die Musik einfach um der Musik willen. Und dann schneidet die Gruppe für mich gut ab.
Laut Pressetext präsentiert die Band »traditionelle Folksongs aus den vergangenen Jahrtausenden aus Dänemark, den Faröer Inseln und Island in einem aktuellen Sound, der die Grenzen der Folk Music in Richtung Rock, Ambient und Gothic sprengt. In verschiedenen Sprachen gesungen bietet Valravns neues Album flammende Poesie, die Elemente des Folk, Rock, Punk und der Elektronica miteinander verbindet. Eine einzigartige und überwältigende Erfahrung aus Schönheit und Lebenskraft«.
Mir bleibt nichts anderes übrig, als diesem Statement inhaltlich im Wesentlichen zuzustimmen, doch einige persönliche Anmerkungen sollen nun doch folgen.
Valravn, das ist der 'Rabe der Toten'. Und genau diese Assoziation ist es auch, die einen irgendwie in das düstere Mittelalter versetzt. Sphärische Klänge unterstützen dabei eher diese Dunkelheit, als dass die Musik einen fröhlichen Grundcharakter vermittelt.
Egilstrød setzt ihre Stimme nicht nur textlich, sondern auch als Instrument ein, Das ist allerdings hier ein Element, dass mich gelegentlich stört, wenn dann zuviele »ah ah ah ahs« hintereinander das Stück eher dehnen als ihm zu dienen, insbesondere auf dem ersten Titel. Auf "Kelling" klingt die Band sehr modern, sehr druckvoll, einer meiner liebsten Titel, die regelrecht Energie ausstrahlen. "Sjón" hingegen plätschert leider wieder etwas dahin, ohne dass dem Stück eine bestimmte Struktur anhaftet.
"Kraka" mit erneuter Energie und starkem, gesanglichem Björk-Bezug, "Kroppar" mit perkussiver Ausrichtung und einer hypnotischen Melodieführung sowie "Farin Uttan At Verða Ekk" mit diesem mächtig eingesetzten Chor sind die für mich weiteren Höhepunkte der Platte, der Rest fällt aus meiner Sicht im Verhältnis etwas ab, ohne aber schlecht zu sein, ich halte sie lediglich hinsichtlich ihrer Ausführung für weniger interessant.
Aber Valravn ist mit diesem, ihrem zweiten Album, eine sehr gute Präsentation einer Musik gelungen, die in dieser Form etwas ausserhalb der gängigen Schemata steht, und dafür einen herzlichen Glückwunsch an die Musiker!
Eine gelungene Fusion von Mittelalter und Moderne, nicht alltäglich, etwas Besonderes eben. Dabei ist die Elektronik für mich nicht überstrapaziert worden, es bleibt bei einer passenden integrierten Anwendung, die zwar vereinzelt bestimmt, aber der Musik ihren mittelalterlichen Charakter bewahrt.
Line-up:
Anna Katrin Egilstrød (vocals, santur, samples)
Martin Seeberg (viola, flutes, jew's harps)
Søren Hammerlund (hurdy gurdy, mandola, samples)
Juan Pino (davul, cajon, frame drums, percussion, samples)
Christopher Juul (production, beats and sounds manipulation, live electronics)
Maria Franz (vocals - #2, 5)
Helen Davis (harp - #4)
Mpiri (choir - #9)
Tracklist
01:Koder På Snor (7:13)
02:Kelling (4:47)
03:Sjón (4:33)
04:Kraka (3:49)
05:Seersken (3:35)
06:Fuglar (4:40)
07:Kroppar (5:37)
08:Lysabild (5:33)
09:Farin Uttan At Verða Ekk (7:29)
Externe Links: