Der Tapping-Gott und seine lustigen Mitmusikanten
Über
Van Halen muss man an dieser Stelle sicher nicht mehr viele Worte verlieren. Die vor knapp 40 Jahren von den Brüdern
Alex und
Eddie, die als Kinder mit ihren Eltern von Amsterdam nach Kalifornien ausgewandert sind, gegründete Band, hatte bereits mit ihrer ersten LP "Van Halen" aus dem Jahre 1978 einen großen Erfolg und Songs wie beispielsweise "Runnin' With The Devil" oder "Ain't Talkin' 'bout Love" sind heute absolute Klassiker des Rocks. Seinen kommerziellen Höhepunkt und endgültigen Durchbruch feierte man dann im Jahre 1984 mit dem gleichnamigen Album und Megahits wie "Panama" und dem absolut unverwüstlichen "Jump". Nach dem Höhenflug kam dann aber, wie so oft, der Streit und man trennte sich von Frontmann
David Lee Roth. Doch schon zwei Jahre später mit Nachfolger
Sammy Hagar knüpfte man an den Erfolg an und "5150" schlug abermals mächtig ein. Überhaupt kann ich persönlich alle vier Alben mit
Hagar bedenkenlos empfehlen, denn auch die nachfolgenden "OU812", "F.U.C.K." (1991) und "Balance" (1995) sind alles klasse Rockalben. Ich widme mich heute mal dem etwas in Vergessenheit geratenen "OU812" aus dem Jahre 1988.
Tequila, Keyboards und eine Schelte an den Vorgänger
"OU812" war das zweite Album mit
Sammy Hagar und das achte der Bandgeschichte. Der Titel war damals übrigens ein kleiner Seitenhieb auf das erste Soloalbum von
David Lee Roth, "Eat 'em And Smile", nach dem Motto "Oh You Ate One Too". Auch "OU812" war wieder sehr erfolgreich und in den USA erreichte es schon wie sein Vorgänger Platz 1 der Charts und man verkaufte alleine in der Heimat vier Millionen Tonträger dieses Werkes. Trotzdem ist es 24 Jahre später nur noch bei Fans ein Begriff, denn bis auf "When It's Love", was sich relativ konstant über die Jahre in den Live-Setlists gehalten hat, sind die anderen neun Songs mehr oder weniger etwas untergegangen. Dabei findet man unter den zehn Songs mindesten fünf Perlen, die auch heute noch strahlen und von mir immer noch sehr gerne aufgelegt werden:
- 1. Mine All Mine:
Vielleicht einer der besten Opener aller Zeiten. Der Song hat einen Drive, der einen umhaut. Super Melodie und vor allem das Solo von Eddie ist alleine schon den Kauf der ganzen CD wert. Wahnsinn und meine Lieblingsnummer auf dem Album.
- 2. When It's Love:
Ganz knapp am Kitsch vorbeigeschrammt sind die Jungs mit dieser Nummer. Riesige Keyboard-Teppiche wickeln den Song ein, aber die Melodie ist trotzdem großartig. Live durfte ich diese Nummer 1995 erleben, als Van Halen bei Rock am Ring auftraten. Gänsehaut.
- 3. Cabo Wabo:
Hier regiert wieder die Gitarre und dazu Hagars unverwechselbare Stimme inkl. schönen Background-Chören vom Rest der Band. "Cabo Wabo" nannte der Sänger dann auch später seine eigene Tequilla-Marke , die in den USA mehrfach prämiert wurde.
- 4. Feels So Good:
Hier ist er wieder, der von vielen Rockfans so verhasste Synthesizer. Trotzdem ist diese Nummer einfach nur gut und dank der hervorragenden Musikern wieder ein Ohrenschmaus. Geschmackssache, aber wir sind hier gerade aktuell im Jahre 1988 und da war das eben megacool.
- 5. Finish What Ya Started:
Das Adjektiv 'lässig' passt sicher wunderbar, um diesen Song zu charakterisieren. Mit unverzerrtem Gitarrensound und einer Art Country-Picking groovt die Nummer
wunderbar vor sich hin.
Auch die anderen Nummern sind wirklich gut und bis auf den Abschlusstrack "A Apolitical Blues" ist das Album prima am Stück hörbar. "A Apolitical Blues" hätte man sich aber echt schenken können. Die Coverversion von
Little Feat ist wie ein Fremdkörper zu den anderen Songs. Passte einfach überhaupt nicht dazu, aber man kann ja nach 46 Minuten den CD-Player ausmachen.
"OU812" war sicher das keyboardlastigste Album in der Bandgeschichte, aber wen das nicht abschreckt, der bekommt hier ein tolles Rockalbum mit vielen guten Songs und einem Eddie Van Halen, der, wenn er nicht gerade Keyboard spielt, mal wieder allen zeigt, wer einer der größten Gitarristen der Rockmusik war und immer noch ist.