Van Zant / Get Right With The Man
Get Right With The Man
Van Zant! Johnny, Donny, Ronnie, Jimmy! Blickt noch jemand durch?
Diesmal geht es wieder um die Gebrüder Donnie und Johnny Van Zant! Der eine darf mal ab und zu bei 38 Special singen, während der andere momentan mit seiner Band Lynyrd Skynyrd und deren "Vicious Cycle" Tour-Video im TV omnipräsent ist. Allerdings meistens bei Sendern, die eh kaum jemand empfangen kann. Die digitalen Kanäle der "Öffentlich Rechtlichen" machen es (un)möglich
In schöner Regelmäßigkeit bringen die beiden gleichbebärteten Südstaatler unter ihrem Familiennamen CDs heraus. Nach dem sentimental betitelten aber ordentlichen 1998'er Werk "Brother To Brother", folgte 2001 ein Album mit der überraschenden Bezeichnung "Van Zant II". Letzteres war in der Fangemeinde durchaus nicht unumstritten, bezeichneten einige Musikliebhaber den Inhalt doch als " Sowas wie Southern-Schlager-Musik".
Singen können die gleichen Brüder allerdings. Sie haben Volumen in ihren Zwerchfellen und die richtigen, röhrigen Kanten zwischen den Stimmbändern. Mal rauchig, mal hart, mal sanftmütig weich klingen ihre Intonationen. Erfahrene Profis sind sie allemal. Sie wissen ganz genau, wie sie sich und ihre Produkte zu präsentieren zu haben. Weil für Southern Rock natürlich die USA der wichtigste Mark ist, spielen sie auf der politisch korrekten Klaviatur. Im Booklet bedanken sich die Brüder artig bei allen relevanten Personen, einschließlich dem jeweiligen Bruder, den Heimbands, der Plattenfirma, dem Allmächtigen, dem Radio und den Soldaten im Feld, sogar für deren Opfer.
2005 wird also "Get Right With The Man" aus dem sonnigen Süden in die Welt exportiert. Die Keyfacts der Produktion liegen auf der Hand:
Auf CD gespeichert ist gute, erdige Southern Rock Musik, natürlich mit gewissen (New)-Country - Einflüssen. Die Van Zants besinnen sich ihrer Stärken und denen des Genres.
Die Instrumentierung ist erfrischend konventionell. Die Gitarren spielen die Hauptrolle. Die Lap-Steel jault an genau den richtigen Stellen. Man fühlt regelrecht die Sonne Jacksonvilles im Nacken brutzeln. Tom Bukovac, Kenny Greenberg und Russ Pahl bringen die Sechs-Saiter auf den Punkt. Sie agieren souverän und stilecht.
Gefühlvolle und akzentuierende Background Vocals mit Bekka Bramlett, Trez, Perry Coleman und Jeffrey Steele. Die Songs werden mit ihrer Hilfe abgerundet und klingen frisch.
Nicht alle der neuen Van Zantschen Ergüsse sind wirklich nigel-nagel-neu. Um ehrlich zu sein, sind es nicht mal alles Produkte der co-brüderlichen Kreativität. Aber das mindert nicht im Geringsten die durchgehend hohe Qualität des Songwritings. Wer meint, dass so Manches doch irgendwie an Lynyrd Skynyrd erinnert, soll Recht behalten. "Sweet Mama" von "Vicious Cycle" hat den Weg auf diesen Rundling gefunden. Um die Verwirrung zu steigern, sei allerdings erwähnt, dass die Nummer aus den Federn Donnys, Tom Hambridges und Robert White Johnsons stammt, der schon von seiner früheren Zusammenarbeit mit den Van Zantzens bekannten ist. Kann man da von covern reden, oder sollte man lieber von Neuinterpretation des eigenen Songs sprechen?
Die Anspieltipps:
Mit einem Gitarrentschacka beginnt "Nobody Gonna Tell Me What To Do". Der Song ist gefühlvoll, sowohl in seinem Tempo als auch in seinem Arrangement. Der Refrain brennt sich ein. Er basiert auf den Harmonien, die Stücke seiner Couleur so unverzichtbar machen.
Flotter geht es zu bei "I Know My History". Die E-Gitarren braten einen netten Riff und mit dem Bottleneck wird die Verzierung angebracht. Die Soloarbeit in der zweiten Hälfte des Songs teilen sich die Akustik-Slide- und die E-Gitarre.
"I Can't Help Myself" könnte man vorschnell als die übliche und leider obligatorische Herz-Schmerzschnulze abkanzeln. Wäre da nicht der wirklich emotionale Gesang Johnny Van Zants. Zusammen mit der Lap-Steel und den Backing Vocals macht er aus diesem Song einen Wehmutgenerator für alle, die nachts auf der Autobahn sind.
Richtig zünftig klopft der Boogie "Plain Jane" ans Trommelfell. Schön im Midtempo gehalten kann man Slidearbeit, Spielfreude, Piano und Partystimmung genießen. "Plain Jane" ist eine wirkliche Mitgrinsnummer geworden
Den stimmungsvollen Ausklang bereitet "Been There Done That". Das Banjo sorgt für das flockige, aber auch melancholisch angehauchte Grundgerüst. Später gesellt sich noch ein wenig Fiddle dazu. Trotzdem ist und bleibt das Stück ein guter, grundehrlicher Rocksong.
Natürlich ist "Get Right With The Man" kein innovatives Südstaatenwerk geworden, oder der von so manchem Musikfan herbeigesehnte Feldzug einer neuen Southern-Guitar-Army. Erwarten konnte das allerdings auch niemand. Die Bruderschaft meldet sich mit solidem Handwerk zurück: erdig, ehrlich, gut produziert und southern. Beigelegt wird ein Booklet mit allen Texten, Bruderfotos und 12 Seiten. 7 südliche RockTimes Uhren sind diesmal für das Familienunternehmen drin.


Spielzeit: 40:17, Medium: CD, Sony BMG Music 2005
1: Takin' Up Space 2: Nobody Gonna Tell Me 3: Sweet Mama 4: Help Somebody 5: Things I MIss The Most 6: I Know My History 7: I Can't Help Myself 8: I'm Doin' Alright 9: Lovin' You 10: Plain Jane 11:Been There Done That
Ella Wirtz 12.05.2005