Es gibt Einladungen, die kann man einfach nicht ausschlagen! Vanden Plas haben ihre Fans, Freunde und Unterstützer ins Union-Theater Kaiserslautern eingeladen - ein sympathisches, kleines Programmkino in der Innenstadt mit roten Old-School-Polstersitzen. Auf dem Plan steht etwas Exklusives - die Weltpremiere des Videos zu "Godmaker". Der gehört zum kommenden Album "Chronicles Of The Immortals - Netherworld (Path 1)" - der Kooperation mit Fantasy-Starautor Wolfgang Hohlbein. Die Anhänger von Deutschlands Prog-Einsern konnten sich vorab online registrieren; und sie machten von dieser Chance auch Gebrauch. Aus der einen geplanten Videosession wurden am Ende drei Vorstellungen hintereinander, was Andy Kuntz nach reichlich Orga-Arbeit ein erschöpftes, aber zufriedenes Lächeln ins Gesicht zaubert.
»Es war zunächst mal ein Giveaway für unsere Fans, ganz wichtig, die uns seit Jahren supporten, dass wir da auch ein Zeichen setzen konnten«, meint Andy. »Natürlich ist es auch eine großartige Vermarktungsmöglichkeit, kurz bevor die Platte rauskommt auch mit dem audiovisuellen Moment um die Ecke zu kommen, das ist uns glaube ich mit "Godmaker" ganz gut gelungen. Natürlich auch noch in Kaiserslautern - da schließt sich auch noch ein Kreis, weil "Godmaker" und die ganze Platte ja ein Auszug aus der Blutnacht ist, die wir hier erfolgreich gespielt haben in 25 Vorstellungen am Pfalztheater. Und insofern ist hier natürlich schon Potenzial und wir konnten sagen: Es wird eine Resonanz stattfinden. Glücklicherweise ist sie ja sogar noch größer als wir erwartet hatten.«
Die RockTimes-Fachredaktion erscheint zum letzten Vorführungstermin des Nachmittags. Vorbei geht es am rastlos in Gespräche vertieften Wirbelwind Andy Kuntz, um am eigens eingerichteten Merch-Stand alsbald Keyboarder Günter Werno ausfindig zu machen, einen alten Bekannten. Und im Gewusel des engen Kinovorraums entdecken die Augen nach und nach auch den Rest der Band. Klar - alle sind da ... und die meisten gucken sich die Show zusammen mit dem dritten Tross von Vanden Plas-Freunden auch zum dritten Mal an!
Nach einer kleinen Begrüßung durch den Radiokollegen von Antenne Kaiserslautern geht es mit einer Überraschung los: Das versprochene 'Special' ist Vanden Plas live! Eine halbe Stunde nie gesehenes Filmmaterial vom Auftritt beim Prog Power in Atlanta. "Postcard To God", ein Stückchen "Cold Wind", dann "Frequency" und schließlich "Rush Of Silence". Klasse Live-Material - und die Einblendung 'The Seraphic LiveWorks' verheißt, dass man hier exklusive Einblicke in die erste DVD-Veröffentlichung der Band überhaupt zu sehen bekommt. Nochmal eine kurze Ansprache inklusive Bestätigung der frohen Botschaft - und jetzt 'viel Spaß bei der Premiere von "Godmaker"'. Der Song ist eine prächtige Power Prog-Nummer in bester Band-Tradition - ein Stück aus der Theaterversion von Blutnacht, aber für das Album dann doch noch ein gutes Stück verproggter!
Man guckt gebannt hin, denn es ist kein 08/15-Clip, sondern ein Musikvideo, das eine Geschichte erzählt und geschickt mit mehreren Ebenen spielt. In dem Clip nimmt die Band ein Video auf, und zwar in der Kulisse einer Industrieruine. In einem Nebenraum entdeckt Andy Kuntz einen geheimnisvollen Thron. Sobald er Platz nimmt, durchdringen ihn Bilder und Erinnerungen aus einer anderen Zeit und von einem anderen Ort. Der mysteriöse Thron steht plötzlich in einer düsteren Sandsteinhöhle. Andy Kuntz mutiert dank böser Make-up-Maske zu einem von Unheil und Verfall zerschlissenen alten König. Es geht hin und her zwischen Realität und dunkler Fantasy-Parallelwelt. Am Ende guckt sich die Band auch noch ihr eigenes Video im Kino an. Coole Sache!
Wenige Tage nach der besonderen Weltpremiere sollte das Video auch seinen Weg ins Netz finden - zu sehen ist es hier.
Im Anschluss an die Vorstellung ist die Vorfreude auf das kommende Album größer denn je - und die Bandmitglieder nehmen sich reichlich Zeit, um mit Fans und Freunden zu plauschen. Andy Kuntz berichtet von 350 bis 400 Leuten, die die Band an diesem Nachmittags durchs Kino geschleust hat. Zufrieden zeigt sich der traditionell sehr kritische Frontmann auch mit dem Video, das reichlich Regionales zu bieten hatte. Diese unterirdischen Sandsteinstrukturen, das waren doch ... die Homburger Schlossberghöhlen?!
»Das stimmt, das stimmt, richtig erkannt«, nickt Andy. »Und da bin ich auch ganz stolz, dass wir die Chance hatten, dort zu drehen. Relativ kurzfristig haben wir überhaupt erst die Anfrage von Frontiers Records gekriegt. Ohne Budget ist so was ja überhaupt nicht möglich. Aber die haben anscheinend schon rausgehört, dass die Platte ganz gut bewertet wird und dachten, sie auch noch mit einem Video zu featuren wäre ganz gut und hatten uns ein bisschen Budget gegeben. Dann musste es relativ zeitnah umgesetzt werden. Und dann die richtigen Leute zu finden, jeden freizueisen aus seinen Projekten, das ist gar nicht so leicht gewesen!«
»Dann die Locations zu finden - da sind wir stolz auf alle! Wir haben teilweise mit Theaterfundus gedreht, da hat uns on stage Frank Nimsgern unter die Arme gegriffen. Wir waren im Weltkulturerbe Völklinger Hütte, in den Schlossberghöhlen, und am Schluss, das ist das Gloria Kino in Landau. Das ist eines der wenigen Kinos, die noch Stecktafeln haben. Das hat mich so beeindruckt und ich hab gedacht, wenn wir schon mal was drehen und es hat irgendwas mit Film zu tun - die Geschichte verpackt ja Video in ein Video, das wir uns in einem Kino angucken - dann muss es in einem Kino mit Stecktafeln stattfinden. Da bin ich absoluter Fan, das finde ich schon in amerikanischen Filmen großartig, wenn so etwas so optisch umgesetzt wird.« Noch ein paar Zahlen gefällig? Hier sind eine große und eine kleine. 120 Stufen mussten Band und Helfer ihr komplettes Equipment runter die die Schlossberghöhlen und am Ende wieder rauf tragen. Für das Skript des Videos blieben Kreativling Andy Kuntz insgesamt acht Tage Zeit.
Dem Keyboard-Kollegen Günter Werno entlocke ich schließlich noch Infos zur geplanten Live-Veröffentlichung "The Seraphic LiveWorks". Ob es eine eigenständige DVD wird, steht noch gar nicht fest, »weil das Material teilweise nicht so gut ist, was wir als Video haben. Es gibt sechs Songs, die sehr gut sind, die man auch mit Stolz zeigen kann. Beim Rest waren einige Kameras ausgefallen. Und das könnte dann langweilig werden, wenn der Boden gezeigt wird oder die Füße vom Bassspieler. Das ist dann halt ein bisschen komisch«, meint Günter. Ließe sich entgegnen, das sei doch dann besonders experimentell und progressiv ... »Ja, da müssen wir noch mal genau sichten«, lacht er zurück. Vielleicht wird "The Seraphic LiveWorks" also 'nur' in Form einer Bonus-DVD irgendeiner Special Edition beiliegen. Ganz sicher soll aber diese erste offizielle visuelle Live-Veröffentlichung von Vanden Plas 2014 unters Prog-Volk kommen ...
... und das Prog-Volk kommt auch garantiert wieder nach Kaiserslautern! Denn das ist noch eine gute Nachricht des Abends: Nach einer 'Baby-Pause' im Februar und März, weil Basser Torsten Reichert wieder Papa wird, präsentieren Vanden Plas das Material des neuen Albums live. Zunächst verschlägt es die Band nach Lyon, Grenoble und Basel, und dann am 27. Juni in die Kaiserslauterer Kammgarn. Zu diesem Gig im eigenen 'Wohnzimmer' will die Band auch ein paar Special Guests mit auf die Bühne zerren. Und für wen die Westpfalz ungünstig liegt: In der zweiten Jahreshälfte ist eine ausgedehntere Tour quer durch Europa geplant.
Zuerst steht aber die Veröffentlichung des Studioalbums "The Chronicles Of The Immortals - Netherworld (Path 1)" an. Am Rande der Videopremiere haben wir die Hauptsongschreiber Andy Kuntz, Günter Werno und Stephan Lill schon mal ausgiebig über die musikalische Transformation des Rockoper-Stoffs zum Prog Metal-Konzeptalbum gesprochen. Das Interview findet ihr hier.
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