Vandenberg's MoonKings / MoonKings
MoonKings Spielzeit: 51:38
Medium: CD
Label: Mascot Label Group, 2014
Stil: Hard Rock

Review vom 07.03.2014


Jochen v. Arnim
Adrian Vandenberg von den MoonKings ist genau der Vandenberg, der mal zwischen 1987 und 1997 bei Whitesnake Furore machte und als niederländischer Saitenhexer u. a. für die erfolgreichen Alben "1987" und "Slip Of The Tongue" mit verantwortlich zeichnete. Kurioserweise konnte er aber offensichtlich zweitgenanntes gar nicht selber mit einspielen, da er die sechs Saiten verletzungsbedingt dem Flitzefinger Steve Vai überlassen musste. Bevor er allerdings zu Coverdale & Co. wechselte, hatte er sich bereits unter seinem eigenen Namen einen solchen gemacht. Dieser Band hauchte er nach dem Intermezzo bei Whitesnake wohl wieder für kurze Zeit ein wenig Leben ein, bevor er sich mit der Malerei voll und ganz seiner zweiten großen künstlerischen Leidenschaft hingab.
Nun aber fehlte dem begabten Niederländer wohl die Dezibel-Stärke, für die Malerei üblicherweise nicht gerade bekannt ist. Zurück ist er, und das zur großen Freude vieler, vieler Fans. Um sich hat er mit Jan Hoving (vocals), Sem Christoffel (bass) und Mart Nijen Es (drums) drei vergleichsweise junge Kerle geschart und sie der Band Vandenberg's MoonKings einverleibt. Gemeinsam spielte man unlängst das 'neue' Debüt Vandenbergs ein und beschreitet damit wieder die Bühnen des (klassischen) Hard Rock.
Der erste Durchlauf offenbart gleich mehrere Auffälligkeiten, die sich bei den weiteren Spins noch manifestieren. Die MoonKings orientieren sich stark an den bluesorientierten Zeiten so längst nicht mehr agierender Heroen. Die frühen Whitesnake schimmern durch (welch Wunder), aber auch starke Anlehnungen an Led Zeppelin werden deutlich. Sehr deutlich wird das besonders zu Beginn der Scheibe, speziell bei den ersten beiden Tracks, dem Opener "Lust And Lies" sowie dem darauffolgenden "Close To You" (in Teilen extrem Led Zep-like).
Adrian Vandenberg befindet sich offensichtlich im Fahrstuhl, nicht in die Römerzeit, aber zumindest in die Zeit seiner eigenen Wurzeln. Wohlbedacht wird er sich dazu auch seinen neuen Sänger ausgesucht haben, der ohne ein Stirnrunzeln beim Hörer zu verursachen, in die Siebziger passen könnte. Das Gute an den Tracks ist allerdings, dass hier nicht krampfhaft versucht wird, einen auf (hier müsste jetzt das böse R-Wort 'Retro' kommen…) zu machen. Das geht locker und flockig von der Hand, kommt sehr natürlich rüber und macht Spaß. Dazu mögen subjektiv empfunden auch einige starke Assoziationen an diese melodiegeladenen AOR-Rocker aufkommen, so bei "Good Thing", das an dritter Stelle des Albums steht.
Es gibt im weiteren Verlauf einen stetigen Wechsel zwischen den eher nach vorne preschenden Songs und solchen, die sich in der Gesellschaft verhaltenerer, balladesker Tracks wohlfühlen. Hier fällt "Breathing" als erste Ballade auf; das muss man mögen, wenngleich im Chorus-Part des Songs die Zügel etwas locker gelassen werden und so etwas wie Dramatik aufkommt.
Mit "Steal Away" geht es dann wieder zügiger auf Whitesnake-Pfade und Vandenberg kann mit schöner Gitarrenarbeit aufwarten. Und auch "Line Of Fire" weiß mit vergleichbaren Attributen zu überzeugen, wozu auf jeden Fall auch noch der kurze aber eingängige Refrain beitragen kann.
"Out Of Reach" folgt darauf und lässt erneut die Feuerzeuge das Tageslicht erblicken. Der Song gefällt insgesamt besser, als es das vorgenannte "Breathing" vermochte, wenngleich der Refrain etwas trieft.
Mit den beiden Rockern "Feel It" und "Leave This Town" geht es dann zum Glück wieder etwas kerniger zur Sache, aber die nächste Ballade kommt bestimmt. Eigentlich sind es zwei an der Zahl: "One Step Behind", das eher nicht so recht zu überzeugen vermag, und der Rausschmeißer "Sailing Ships". Hierfür hat sich Vandenberg seinen ehemaligen Chef David Coverdale an Bord geholt - wer die gefühlvoll gesungenen Balladen mag, der wird hier bestens bedient. Zwischendurch wird aber noch mal richtig kräftig abgerockt und da versteckt sich mit "Nothing Touches" auch ein fetter Anspieltipp auf der Scheibe - das riecht nach Super verbleit und mächtig Rock'n'Roll!
In diesem Zusammenhang fällt auf, dass gerade die temporeichen Nummern die wirklich starken dieses Albums sind. Ich bin mir sicher, dass die MoonKings live so richtig gut abrocken werden, wenn sie jetzt bald ihre Tour beginnen. Auf jeden Fall ist dem Herrn aus dem Tulpenland ein klasse Album (mit ein paar kleinen Abstrichen) gelungen, das uns fragen lässt, warum er sich die ganzen Jahre hinter der Staffelei versteckt hat.
Line-up:
Jan Hoving (vocals)
Adrian Vandenberg (guitars)
Sem Christoffel (bass)
Mart Nijen Es (drums)

sowie:
David Coverdale (vocals - #13)
Tracklist
01:Lust And Lies
02:Close To You
03:Good Thing
04:Breathing
05:Steal Away
06:Line Of Fire
07:Out Of Reach
08:Feel It
09:Leave This Town
10:One Step Behind
11:Leeches
12:Nothing Touches
13:Sailing Ships
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