Ich muss gestehen, dass ich nie der große Melodic und Progressiv Metal Fan gewesen bin, denn die meisten Scheiben aus diesem Bereich waren mir schon immer zu seicht oder die endlosen Frickelorgien selbstverliebter Musiker strapazierten zu sehr meine Nerven. Tja, und nun kommen Vanishing Point daher und schaffen es, meine Meinung ein wenig zu ändern und mich mit ihrem dritten Album "Embrace The Silence" sogar ziemlich zu beeindrucken.

Zugegeben, heavier und rauer als andere Formationen dieser Sparte klingen die Australier auch nicht, aber das ist ja auch nicht Sinn der Sache. Was mir an dem Quintett so gefällt ist, das es mehr auf nachvollziehbare und teilweise echt hitverdächtige Kompositionen setzt anstatt in solistische Egotrips zu verfallen, die großartige Songs wie den schnellen Opener "Hollow" ,das rockige "Live 2 Live" oder das balladeske "Embrace" wahrscheinlich zunichte gemacht hätten.
Die Musiker spielen trotz ihres enorm hohen technischen Levels stets songdienlich und kreieren dabei Melodien, die einfach unter die Haut gehen. Progressive Kabinettstückchen sind zwar durchaus vorhanden, werden aber so geschickt umgesetzt, dass sie die Eingängigkeit der Songs nie beeinträchtigen, denn die wird bei Vanishing Point ganz groß geschrieben.

Für einige magische Momente sorgt auch die tiefe charismatische Stimme von Sänger Silvio Masscaro, mit der er viele seiner Kollegen klar in den Schatten stellt und die besonders bei den beiden traumhaften Balladen "Breathe" und "As I Reflect" perfekt zur Geltung kommt. Dieser Kerl ist ein echter Lichtblick zwischen den Heerscharen von Kastraten, die sich seit dem so genannten 'Metal Revival' der späten Neunziger in diversen True, Melodic, Symphonic oder was-weiß-ich Kapellen tummeln. Zu solchen Truppen hatte ich Vanishing Point in meiner Unwissenheit zwar bisher ebenfalls gezählt, aber "Embrace The Silence" konnte mich auf mehr als positive Weise vom Gegenteil überzeugen.
Eine saustarke Platte. Glückwunsch nach Down Under.