Los geht es darauf erst einmal mit schwarzmetallischer Raserei, welche den "Geist in Ketten" befreit, doch nach zwei Minuten wandelt sich das Klangbild, es wird sanft und verträumt, um dann eineinhalb Minuten später beides miteinander zu verbinden, was symphonisch wirkt, jedoch nicht kitschig.
Dieses Wechselspiel durchzieht die knappe halbe Stunde.
Vargnatt sind dadurch näher dran an
Nocte Obducta als an skandinavischem Black Metal. Was auch für die Texte gilt, denn diese sind bei beiden Bands in Deutsch gehalten und weitab von irgendwelchen billigen 'Evil'-Klischees - auch wenn ich arge Probleme habe, die Sütterlin(?)-Schrift zu lesen…
Besonders gefällt mir "Traum von einer Jugend", handelt es sich hierbei doch um
Gottfried Benns "Schöne Jugend", welches mich schon in der Schule fasziniert hat. Irgendwie passt der Text sogar zu Black Metal. Warum? Die seltsame Perspektive, die eher ironisierte Darstellung und die Morbidität, die darin stecken. Expressionistischer BM? Warum auch nicht…
Schade, dass man nichts versteht bei dem Gekeife, welches genretypisch gehalten ist. Denn eine Seite im Sound von Vargnatt ist durchaus aggressiv und rau, sowohl stimmlich als auch musikalisch.
Kontrastiert wird diese Seite durch die verträumten Klänge, den Ambient-Anteil, der etwas Erhabenes, Kunstvolles einbringt. Passend dazu erscheint "Durch die Stille" (wie auch die vorangegangenen Veröffentlichungen) im Karge Welten Kunstverlag, dieses Mal in Zusammenarbeit mit Wolfsgrimm Records. Auch wenn Namen oft "Schall und Rauch" sind, hier erscheint das in sich stimmig.
Um noch mehr mit den Worten zu spielen: Nachdem der Geist erwacht ist, befreit er sich aus den Ketten und träumt von einer schönen Jugend während er mit dem Sturm reitet…
Aber auch ganz unpoetisch kann man das Wechselspiel zwischen fiesem Schwarzmetall und atmosphärischen Momenten reizvoll finden. Wobei mir gerade letztere gefallen, vor allem in den Songs "Erwachen" und "…mit dem Sturm". Ich fände es schade, wenn dies weiter reduziert (Vargnatt sind dieses Mal weniger melancholisch als zuvor) oder ganz weggelassen würde, denn rasendes Gerumpel gibt es eigentlich genug.