Empfohlen wurde mir Conny's Come In, mit den Worten:
»Da musst Du unbedingt mal hin, ein kleiner aber feiner Club in der Nähe von Viersen« ja schon öfter. Leider ergab sich bisher noch nicht die Gelegenheit. Am 07. Oktober war es dann doch so weit, denn die australische Band
Vdelli hatte an diesem Abend hier einen Gig. Die Location ist gemütlich, die Preise bewegen sich in einem vernünftigen Rahmen und das Personal ist freundlich. Und der Hammer: 6 schlappe Euronen Eintritt!
Wir sind dann mit sieben Personen dort aufgeschlagen und haben, weil wir zeitig dort waren, einen super Platz mit Stehtisch erwischt. Unsere einzige Sorge war, dass es in diesem kleinen Raum doch sehr laut werden könnte, was sich im Nachhinein aber als unbegründet herausstellte. Der Techniker war sich seiner Verantwortung wohl bewusst und zauberte trotz der schwierigen Umstände einen guten und von der Lautstärke her erträglichen Sound. Das kenne ich auch ganz anders.
Die Band war an diesem Abend wieder in Topform. Sie spielten einen Mix aus Coverversionen und eigenem Material.
Vdelli ist für mich das Synonym für die Band als Einheit. Die Musiker verstehen sich blind.
Ric Whittle spielte an diesem Abend sehr oft mit geschlossenen Augen. Seine Bewegungen waren fließend und teilweise so flink, dass mein Kollege, der selbst Schlagzeug spielt, dauernd den Kopf mit den Worten:
»Das ist ja unglaublich, diese Koordination ist absoluter Wahnsinn« schüttelte. Aber auch der Bassist
Tony Gibbs stellte seine Fingerfertigkeit bei dem Song "Osaka", den er übrigens selbst schrieb, mit einem tollen Solo unter Beweis.
Michael Vdelli bearbeitete seine Gitarre, mal gefühlvoll, mal mit der gebotenen Härte, die die Emotionen zum Überkochen bringen. Er setzte seinen Wah wah maßvoll und gezielt ein. Die Soli, auch wenn sie viel Raum in den Songs einnahmen, wurden nie langweilig. Auch das habe ich schon ganz anders erlebt. Wenn ich da an den Herrn
Greg Koch denke, der mir mit seiner Frickelei, vor ein paar Monaten, fast den letzten Nerv raubte...
Während das erste Set schon fantastisch war, schaffte es die Band im zweiten noch eine Schippe draufzulegen.
Set 2 wurde mit dem
ZZ Top Klassiker "Jesus Just Left Chicago" eröffnet. Starke Version der australischen Band. Die kleine Kneipe kocht langsam über.
Vdelli verstehen es das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Es folgen einige Eigenkompositionen, die hervorragend ankommen und die Stimmung weiter aufheizen. Auch von dem neuen Album, das im nächsten Jahr erscheinen soll, werden einige Songs vor Publikum mit Erfolg getestet. Zwischendurch zündet die Band "All Along The Watchtower" und "Crossroads". Sehr zur Freude der Anwesenden.
Im Laufe des Abends knallte uns
Ric Whittle dann ein Schlagzeugsolo um die Ohren, dass uns Hören und Sehen verging. So eine Lehrstunde in Sachen Koordination, Geschwindigkeit und Einfallsreichtum bekommt man bei einem Konzert nur selten geboten. Mein Kollege, ihr wisst schon, der Drummer, sah fassungslos zu und sagte dann später, dass er ab diesem Tag das Trommeln drangibt und nur noch Musik hören wird ;-)
Leider geht auch der schönste Abend mal zu Ende. Beim letzten Song dreht
Michael dann völlig am Rad. Er reißt sich die Saiten, bis auf die obere, von seiner Gibson und geht mit ihr zu
Ric, der anfängt auf die verbliebene Saite zu trommeln, während
Michael eine Melodie dazu spielt. Zum Schluss zieht er das Kabel aus der Gitarre und steckt es sich in den Mund, mit dem er noch ein paar Töne moduliert. Tolle Nummer, die ich beim letzten
Vdelli-Konzert zwar schon gesehen habe, die aber immer wieder Freude bereitet. Absoluter Wahnsinn.
Natürlich gibt es noch eine Zugabe: "Dust My Broom", gefolgt von einem weiteren
ZZ Top Klassiker, "La Grange". Natürlich beide Versionen in der ungestümen
Vdelli-Fassung. Die Bude brennt und das Publikum ist aus dem Häuschen. Fantastischer Abschluss für ein fantastisches Konzert.