Der Süden der US ist nach wie vor eine scheinbar niemals versiegende Quelle für inspirierte (und inspirierende) Musik. Hauptgrund sind m. E. die vielfältigen Auftritts- und Präsentationsmöglichkeiten (Radio!!), die jungen Bands dort ganz andere Möglichkeiten einräumen als ihren bedauernswerten, benachteiligten Kollegen hierzulande. Dazu kommt eine glorreiche Rock-Tradition, die von einem latent melancholischen Lebensgefühl gespeist wird. Große Bedingungen für große Musik für Hörer mit großen Herzen... Hörbeispiele hierfür finden sich in
RockTimes zuhauf:
The Last Straw,
Zach Williams & The Reformation,
Blackberry Smoke,
Crobar Cane und... und... und...
The Vegabonds entstammen dem Bundesstaat Alabama, der spätestens seit
Sweet Home Alabama jedem Rockfan als Synonym für Southern Rock bekannt sein dürfte. 2009 aus zwei verschiedenen Bands formiert, schmiss sich der 'Sechser' sofort in die Arbeit zu dem hier vorliegenden Debütalbum, das im Sommer darauf erschien. Seitdem sind die Jungs quasi ununterbrochen am Touren. Die gute Nachricht: Im kommenden Januar kommen
The Vegabonds erstmals zu einer fünf- bis sechswöchigen Europatour über den großen Teich. Die Termine findet ihr zu gegebener Zeit wie immer in unseren bestens sortierten
Tourterminen. Im Gepäck werden sie dann ihre neue Scheibe, bezeichnenderweise "Southern Sons" betitelt, haben.
The Vegabonds geben u. a.
Led Zeppelin und die
Kings Of Leon als Einflüsse ihrer Musik an - von beiden Bands ist so gut wie nichts hörbar, was letztendlich auch an ihrer Besetzung, Double Leads und Keyboards, liegen mag. Viel eher hört man dagegen die
Krähen und das
Maultier heraus, die ebenfalls als Inspirationsquelle genannt werden. Aber auch die
Allman Brothers Band hat - vor allem in den 'jammigen' Passagen - tiefe Spurrillen hinterlassen. Wenn man das freakige Cover betrachtet, darf man ganz sicher auch Auswirkungen des 'Summer of Love' bei den Jungs voraussetzen.
"Dear Revolution" ist endlich mal wieder ein Album, das vom ersten bis zum letzten Ton zu fesseln vermag. Das ist Musik, die die Körperbehaarung auf Widerborsten stellt und für ekstatische Gänsehautschauer sorgt. Das beginnt schon bei dem eröffnenden Midtempo-Rocker "Ballad Of The Movers And Shakers": Die 'cremigen' Gitarren elektrisieren augenblicklich die Haare und wenn im Mittelteil ein Hohner Clavinet (wann hört man so'n altes Teil heute noch!) im Stakkato hackt, brizzeln 100.000 Volt den Rücken herunter - was für eine Eröffnung!!
Mit "Brandee" und "Dorothy Gayle" geht es ganz im Stil der frühen
Black Crowes weiter. Hierfür sorgt vor allem der exzellente Sänger
Daniel Allen, der ganz im Stil von
Chris Robinson 'nölt'. Die Ballade "We'd Escape" geht ebenfalls ganz tief unter die Haut, wobei mich das Gitarrenriff schon ein wenig an
Walk On The Wild Side erinnert. Der Song wechselt im Mittelteil in einen munteren Reggae, was den amerikanischen Jam-Fans sicherlich 'schmecken' dürfte. "Dizzy Love Blues" hält stilistisch, was es verspricht, aber auch hier streuen die Gitarren dezente Reggae-Sprengsel ein, wie es sich für Crossover-Jambands gehört. "Shaky Hands" lebt von dem Kontrast zwischen den stillen Passagen, in denen
Daniel Allen herzzerreißend jammert, und den fast explosiven Rock-Einschüben dazwischen.
"Streetlight Gypsy" poltert ganz im
Mule'schen Stil daher, während sich "Pick Me Up Mary" doch reichlich frech bei
Soulshine bedient. Mit "The Preacher" und dem Titelsong "Dear Revolution" gelingt es den
Vegabonds zum Abschluss noch einmal, zwei dicke Ausrufezeichen zu setzen, bevor die Scheibe mit "The Border" stimmungsvoll und rein akustisch ausklingt.
Was für ein Debüt!! Spontan würde ich
9 von 10 RockTimes-Uhren zücken wollen. Aber tut man den
Vegabonds damit einen Gefallen? Die Messlatte liegt mit "Dear Revolution" verdammt hoch - ich bin mir aber ziemlich sicher, dass sie diese mit "Southern Sons", das bereits in den Startlöchern wartet, nicht reißen werden.
RockTimes wartet mit hibbeliger Vorfreude auf die Tour der
Vegabonds im kommenden Januar!