Warum nennt sich eine Band aus Boulder, Colorado nach einem litauischen Naturgott aus der baltischen Mythologie?
Bandgründer Petras Vaznelis (P.J.V.) hat litauische Wurzeln, seine Vorfahren mütterlicherseits wanderten in die USA aus, behielten jedoch ihre Traditionen bei und vermittelten diese ihren Kindern. Der Name steht für ihn für das vorchristliche Litauen, etwas, das die Sowjets versuchten auszulöschen, passt außerdem zu seiner Sicht der Welt.
Diese spiegelt sich auch in folgender Aussage: »Velnias exists as a an entity in opposition to this misguided and failing modern world. The music is a reflection of man's falling and the grandeur of that which he has forsaken«
Klingt nach Menschen, die die Einsamkeit der Natur der Gesellschaft vorziehen. Schon ist klar, dass wir es hier sicher nicht mit Party- oder massentauglicher Musik zu tun haben…sondern mit »Oppressive Rocky-Mountain Dirge«, wie sie ihren Stil selbst umschreiben.
Das deutsche Label Eisenwald hat kürzlich das Debüt "Sovereign Nocturnal" - ursprünglich von 2008 - neu aufgelegt. Die CD kommt im stilvollen Klappcover mit altmodisch wirkenden Illustrationen von Adam Watts im Booklet aus schwerer Pappe. Edel.
Bevor ich näher auf die Scheibe eingehe, hier noch kurz zur Diskografie: Nach dem Erstling erschienen zwei unbetitelte Tour-EPs und 2012 gab es die "RuneEater" CD. Viel ist das nicht, sollte aber nicht weiter verwundern - siehe oben…
Was bietet uns "Sovereign Nocturnal" musikalisch?
Ein düsteres Gebräu - Black Metal, Doom und etwas Folk.
Das bedeutet drei Songs von jeweils über zehn Minuten Spiellänge - zusammen über 40 Minuten. Klar, das will nicht eingängig oder nett sein, sondern vor sich hinfinstern. Schleppende dunkle Klänge eingebettet in schönen Heavy-Sound. Riffs schwer wie Berge, dazwischen ruhigere Passagen wie sanfte Täler. Eine nächtliche Wanderung durch die Rocky Mountains scheint hier auf Tonträger eingefangen.
Reiseführer P.J.V. erzählt uns mit tiefer, angegrowlter Stimme von einer majestätischen Eiche, die ihn vor Kälte schützt und Kraft gibt, dann von Gestalten, die sich aus dem Moor erheben und schließlich von einer gespenstischen Herrscherin der Nacht. Schöne, mystisch wirkende Lyrics weben eine Verbindung aus Natur und dem Übernatürlichen, eine Mischung aus Bodenständigem und traumhaft Wirkendem.
Diese Kombination findet sich ebenfalls in der Musik auf "Sovereign Nocturnal". Sie wirkt einerseits erdig und schwer, hat aber auch etwas Verträumtes und Magisches. Die Drums setzen die Basis für eine heidnische Zeremonie, die Saiteninstrumente füllen diese mit warmen Leben. Daraus entstehen beschwörende Klänge, mal eher ruhig, dann sich steigernd in einem leidenschaftlichen Ausbruch.
Die drei Songs leben vom emotionalen Wechselbad, ziehen dermaßen in ihren Bann (wenn man es zulässt), dass vertraute Strukturen, Begriffe wie Raum und Zeit bedeutungslos werden scheinen. Ummantelt von Dunkelheit, jedoch nicht auf beängstigende Weise, sondern sich geschützt fühlend, kann man sich treiben lassen in das Reich der 'nächtlichen Herrscherin'.
Für Freunde finsterer Klänge lohnt sich also die Wiederveröffentlichung von "Sovereign Nocturnal", vorausgesetzt sie haben das Original (das übrigens ein anderes Covermotiv hatte) noch nicht im Schrank stehen.
Wer jedoch Velnias bisher ein wenig verpasst hat - so wie ich - ich muss zugeben, das Logo der Sorte 'schwer lesbar' war mir schon lange aufgefallen und ich wollte immer mal reinhören, bekommt jetzt die Chance, das Versäumte nachzuholen und sich das Erstlingswerk in ansprechender Neuauflage zuzulegen.
Line-up:
P. Vaznelis (words, voice, guitar)
A. Scherer (drums)
C. Page (bass)
Tracklist |
01:Into Arms Of Oak (12:16)
02:Risen Of The Moor (14:06)
03:Sovereign Nocturnal (14:53) |
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Externe Links:
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