Venom / Metal Black
Metal Black
Venom waren schon immer in jeder Hinsicht extrem. Vor fünfundzwanzig Jahren versetzte das Höllentrio aus dem nordenglischen Newcastle mit ihrem Debütalbum "Welcome To Hell" die Musikwelt in Angst und Schrecken. Niemand vor ihnen hatte jemals solch (für damalige Verhältnisse) barbarischen Lärm auf Vinyl gebannt. Keine andere Band war härter, schneller und chaotischer als Venom. Mit ihren vermeintlich satanischen Texten und Image polarisierten die Herren Conrad 'Cronos' Lant (Bass, Vocals), Jeff 'Mantas' Dunn (Guitar) und Tony 'Abaddon' Bray (Drums) wie keine andere Band zu dieser Zeit. Dabei basierte ihr Konzept in erster Linie auf typisch britischen schwarzen Humor, was allerdings von einem Großteil der Fachpresse und später von einigen gestörten Jugendlichen in Norwegen völlig missverstanden wurde.
Mit ihrem zweiten Werk "Black Metal" lieferten Venom 1982 ihr Meisterstück ab, das bis heute noch zusammen mit dem Debüt als eine der größten Inspirationsquellen für viele extremen Spielarten des Heavy Metal, wie Thrash Metal, Death Metal oder eben Black Metal, wofür die Scheibe gleichzeitig auch noch als Namensgeber herhalten musste, gilt.
Mit diesem Album gelang der Band der endgültige Durchbruch und ermöglichte es den drei Chaoten eine gewaltige, ihrem Größenwahn entsprechende, Bühnenshow aufzufahren, mit der sie mehrere Touren absolvierten. Als Supportbands fungierten übrigens damals noch recht unbekannte Kapellen wie Metallica, Slayer und Exodus.
Nach der folgenden Platte "At War With Satan" begann Venoms Stern aber rapide zu sinken. Die ständigen Streitereien innerhalb der Gruppe wirkten sich negativ auf die Kreativität der Musiker aus, so dass der Standard der ersten Veröffentlichungen nicht gehalten werden konnte. 1985, nach dem Album "Possessed", brach das Original Line-Up schließlich auseinander. Die Band existierte danach noch in verschiedenen Besetzungen bis 1992 bevor sie sich endgültig auflöste.
Pfingsten 1996 feierten die drei Streithähne Cronos, Mantas und Abaddon auf dem 'Dynamo Open Air' im holländischen Eindhoven mit einer gigantischen Show ihr lang ersehntes Comeback. Mit dem anschließenden Album "Cast In Stone" konnten Venom wieder an alte Glanztaten anknüpfen und auch den letzten Zweifler überzeugen. Die darauf folgende Platte "Resurrection" aus dem Jahr 2000 sorgte aufgrund der merklich moderneren Ausrichtung des Songmaterials erneut für Unstimmigkeiten unter den Musikern, so dass diese ohne Drummer Abaddon eingespielt wurde. Für ihn nahm Cronos' Bruder Anthony 'Antton' Lant hinter den Kesseln Platz.
Venom spielten nach der Veröffentlichung von "Resurrection" noch einige Live-Shows aber danach wurde es verdächtig still um die Band, so dass man annehmen musste, sie hätte sich mal wieder aufgelöst.
Nun, nach fast sechs Jahren, melden sich die britischen Radaubrüder mit ihrer neuen, sinnigerweise "Metal Black" betitelten CD lautstark zurück. Allerdings hat es eine weitere Umbesetzung gegeben: Ur-Gitarrist Mantas ist mittlerweile auch nicht mehr mit von der Partie. Eine Entwicklung die eigentlich abzusehen war, denn Mantas zeigte in den letzten Jahren immer größeres Interesse an moderneren Klängen wie Nu Metal, Industrial usw., was auch auf "Resurrection" nicht zu überhören ist. Letzten Meldungen zufolge soll der Gitarrist sogar demnächst mit den deutschen Techno Deppen von Scooter auf Tour gehen. Na dann gute Nacht.
Der neue Mann an den sechs Saiten ist allerdings auch kein völlig unbeschriebenes Blatt. Mike 'Mykvs' Hickey (mein Gott, wer soll nur diese Pseudonyme aussprechen) ersetzte schon einmal Mantas bei Venom und spielte anschließend in Cronos' Soloband. Außerdem gehörte er zwischenzeitlich auch noch Carcass und Cathedral an und verdiente als Sessionmusiker, Gitarrenlehrer und Tontechniker seine Brötchen.
Das alles kommt dem neuen Venom Album sehr zu Gute, und so bringt der neue/alte Gitarrist eine Menge frischen Wind in die Band.
Beim Songwriting orientiert sich das Trio erfreulicherweise sehr an dem alten Material aus den Achtzigern. Die modernen Einflüsse des Vorgängeralbums, die nicht wenigen Leuten missfielen, sind auf "Metal Black" komplett verschwunden. Es gibt unverfälschten Black Metal ohne überflüssigen Firlefanz zu hören. Cronos hält das Zepter wieder fest in seinen Händen, setzt seine Vorstellungen wie diese Band zu klingen hat, gnadenlos in die Tat um. Die Scheibe enthält alle Markenzeichen, die Venom einst so berühmt und berüchtigt gemacht haben und gehen bei aller Härte immer sehr facettenreich zu Werke.
Natürlich werden wieder anständig die Double Bass Pedale durchgetreten wie beispielsweise bei "Burn In Hell" oder dem abschließenden Titelsong bei dem vor allem Drummer Antton seinen Vorgänger locker in den Schatten stellt, der ja bekanntermaßen nie ein begnadeter Techniker war.
Wie früher schon gehören vor allem groovende Mittemponummern wie "Rege Satanas", "Assassin" oder "Lucifer Rising" zu den großen Stärken der Band, denn da klingt sie durch das brutale Riffing von Mike Hickey besonders brachial.
Von einer anderen, recht melodiösen Seite zeigt sich das Dreigestirn dagegen bei dem schleppenden "Hours Of Darkness", das mich durch seine düstere und bedrohliche Atmosphäre teilweise an Bandklassiker wie "Buried Alive" oder "In Nomine Satanas" erinnert.
Sehr gelungen ist zudem auch die fette, druckvolle Produktion, an der zwei Jahre lang in Cronos' eigenem Studio gearbeitet wurde. Im Gegensatz zu den vielen überproduzierten und sterilen Veröffentlichungen, die zurzeit auf dem Markt sind, klingt die Scheibe erfrischend rau und authentisch, wie es sich für ein Venom-Album gehört.
Die drei Satansbraten aus Newcastle haben es auf "Metal Black" erfolgreich geschafft, ihren klassischen Sound ins Jahr 2006 zu transportieren ohne dabei irgendwie altbacken oder retro zu klingen. Die Platte braucht sich zu keiner Zeit hinter den alten Klassikern verstecken, aber man sollte nicht den Fehler machen, irgendwelche direkten Vergleiche zu ziehen, denn schließlich ist hier eine ganz andere Band am Werke als vor fünfundzwanzig Jahren.


Spielzeit: 57:21, Medium: CD, Sanctuary/Castle, 2006
1:Antechrist 2:Burn In Hell 3:House Of Pain 4:Death & Dying 5:Rege Satanas 6:Darkest Realm 7:A Good Day To Die 8:Assassin 9:Lucifer Rising 10:Blessed Dead 11:Hours Of Darkness 12:Sleep When I'm Dead 13:Maleficarum 14: Metal Black
Stefan Gebauer, 18.03.2006
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