Vertical Alignment / Signposts
Signposts Spielzeit: 59:35
Medium: CD
Label: Thundersongs, 2007
Stil: Symphonic Prog

Review vom 12.08.2007


Ingolf Schmock
Solche CDs sind so kleine Erfolgserlebnisse, auf der Suche nach völlig unbekannten Scheiben, nach noch unentdeckten Bands.
Dabei muss es sich nicht immer um exotische Länder oder um ungewöhnliche Musikerkonstellationen handeln, und die Protagonisten müssen auch nicht unbedingt das Rad der progressiven Musik neu erfunden haben. Nein, es kann auch ganz schlicht einmal ein Bandprojekt aus den Vereinigten Staaten sein, das nur einfach sinfonisch progressiven Rock der Marke '70er Jahre' interpretiert.
Vertical Alignement zumindest sind recht kreativ und unverbraucht angetreten und versuchen, sich mit ihren musikalisch konzeptionellen Ideen im alternativen Underground einen respektablen Ruf zu erarbeiten. Indem sie sich eindeutig von den britischen Artrock Bands der ersten Stunde inspirieren lassen, und zudem mit einem immensen personellen Aufgebot an Gastkünstlern des Genres aufwarten können, stehen die Chancen im Aufkeimen der progressiven Rockbewegung für eine weitgreifende Akzeptanz ihrer Musik recht gut.
Ideenschmied und Gründer Pete Jorgensen trug das Konzept dieses Projektes schon während seiner musikalischen Laufbahn bei der Progkapelle Ground Zero mit sich herum, letztendlich verwirklichte er es dann im vergangenen Jahr.
Er beließ es aber nicht bei seinen vier Mitstreitern im Studio. Monty Pierce (Gitarre, Bass) musiziert sonst bei der christlichen Rockband Sceptre. Mike Adams (Schlagzeug), Ehefrau Terri Jorgensen (Bass, Djembe) und Jim Braunreuther (Gesang,Tasten), der übrigens schon am nächsten Projekt Josephs Dream mitarbeitet.
Multiinstrumentalist und Kerry Livgren-Verehrer Pete Jorgensen scharrte außerdem eine illustre Auswahl von diversen Gastmusikern ums Mikro, wie Carl Groves und Jessica Cole (jeweils Salem Hill) Fred Schendel, Eric Parker, David Walliman und Steve Babb (jeweils Glass Hammer), um nur einige zu nennen.
Mit ihrer Hilfe wurde mit knapp achtzig Minuten reichlich progressive Kost auf den Silberling gebannt, wobei man sich musikalisch in der Schnittmenge zwischen Genesis, Yes, Glass Hammer, Proto-Kaw und natürlich Kansas bewegt.
Wer auf richtige gediegene Good Ol'Sounds steht, wird bei dieser Scheibe mit Sicherheit voll bedient, denn gleiches musikalisches Gefühl wird hier erweckt.
Aber leider wird meist nur das komplette Arsenal an Tasten aufgeboten, diese lassen den restlichen Klangduktus, insbesondere Gitarre und Rhythmussektion, etwas unterbelichtet wirken.
Nach einer kurzen Eröffnungsschwäche wird dieses fast schon orchestrale Werk zwischen leidenschaftlicher Empfindung, düsterer Wehmut und einem Hauch musikalischer Pathos, hin und hergerissen.
Mit "Dress Rehearsal" und dem nachfolgenden "Ballad Of The Titanic", welche beide mit behutsamen, wenngleich gefälligen Melodien aufwarten, verarbeitet man textlich bei Ersterem die mit dem zweiten Weltkrieg verbundene Brutalität sowie die Retterrolle durch die Amerikaner (was ich persönlich für zu dick aufgetragen halte), und schließlich noch den Abgesang an einen großen versunkenen Dampfer.
Drei Songs sind deutlich über zehn Minuten lang und müssen daher gegen die Hörerwartungen des progressiven Genres ankämpfen.
Spätestens hierbei hätten Straffung und Forcierung in instrumentaler Hinsicht für mehr Suspence gesorgt und einige Stimmungsknicks dadurch vermieden werden können. Vertical Alignement sind zweifelsohne virtuose Wirbler an den Instrumenten und beweisen dies beim episch-komplexen "Freedoms Call", welcher mit über sechzehn Minuten nicht nur der längste Track auf dem Album ist, sondern auch besonders reichlich progressives Potenzial beherbergt.
Trotz aller lyrischen Dramaturgie im Songaufbau, Tempovariierung und Keyboard-Passagen, verläuft sich die Komposition auf Dauer, was wohl schon eine besondere Aufmerksamkeit des Hörers erfordert, um den Faden nicht zu verlieren.
Es ist schon sehr hilfreich, dass man dabei auf grundlegend verschiedene Gesangsstimmen setzt, wobei sowohl die Gebrüder Fitzpatrick als auch Pete Jorgensen zu überzeugen wissen.
So wurde beim recht ausladenden "Children In The Son", passend Lenna Pauley mit den Vokalparts bedacht und als Novum Töchterchen Melody Jorgensen, die nun mit bereits fünf Jahren auf einem Tonträger verewigt ist.
"The Towers", besungen von Jessica Cole (Salem Hill), nimmt sich thematisch dem 11. September an. Dieses Stück gilt für mich persönlich aufgrund der überaus gelungenen Instrumentierung zu den besten Kompositionen des Albums.
Zum Ende hin wird es mit "Rented Houses" und "Kingdom Of Summer" wieder etwas bedächtiger, die Tastenfraktion drängelt sich in den Vordergrund und die Rhythmusabteilung fügt sich eher hintergründig dezent mit ein.
Abgeschlossen wird mit "Rented House Epilogue/Signposts", womit man wieder an das Anfangsthema anknüpft und den Kreis des Konzeptes damit beschließt.
"Signposts" ist einerseits ein thematisch kritisches Konzeptalbum geworden, das hinsichtlich der Lyrik künstlerisch nicht besser hätte ausfallen können, andererseits hätte man musikalisch mehr Spannungsmomente mit einspinnen bzw. nicht gar so tastenlastig agieren können.
Trotzdem finde ich, sollte man dieses nicht so kleinkariert abhandeln, letztendlich gibt es doch sehr zuckersüße, musikalische Sahne bzw. wohlige Laute in die Gehörgänge des süchtigen Symphonic Prog-Konsumenten.
Auf jeden Fall ist diese Scheibe für Freunde ausufernder Keyboardklänge aber allemal zu empfehlen und kann über Just For Kicks geordert werden.
Nachträglich sei noch zu erwähnen, das Pete Jorgensens nächstes Projekt "Josephs Dream", eine vertonte Sci-Fi Novelle, schon in den Startlöchern steht.
Tracklist
01:Signposts
02:Dress Rehearsal
03:Ballad Of The Titanic
04:Freedom's Call
05:Children In The Son
06:The Towers
07:Rented Houses
08:Kingdom Of Summer
09:Rented Houses Epilogue/Signposts
Externe Links: