Violet Quartet / Music For Interior Spaces
Music For Interior Spaces Spielzeit: 50:42
Medium: CD
Label: Makro Musikverlag, 2008
Stil: Electric, Jazz, Moderne Klassik, Ethno

Review vom 28.04.2009


Michael Knoppik
Gewagte musikalische Experimente gibt es nicht erst seit Neustem. In Zeiten von King Crimson und vergleichbaren Bands, gehörte eine ungewöhnliche Instrumentierung und Stilrichtung zum Standardprogramm. Im heutigen, medialen Zeitalter haben viel mehr Interpreten die Möglichkeit, ihr eigenes Ding zu machen. Die meisten werden jedoch nicht wirklich bekannt. So auch das nordrhein-westfälische Violet Quartet.
Normalerweise würde ein Hörer bei einer derartigen Instrumentierung (vier Streicher und einige Soundeffekte) überwiegend an klassische oder elektronische Musik denken. Das Violet Quartet zeigt uns jedoch, dass mit vier Streichern auch Musik aus komplett anderen Stilen möglich wird.
Mit Ihrer Mischung aus Kammermusik, Ethno, Jazz und moderner Klassik erschaffen die hoch ausgebildeten Musiker einen derart eigenen Soundkosmos, der den Hörer tatsächlich durch "Interior Spaces" katapultiert. Dabei beschränkt sich das Quartett auf E-Geige und Effektgeräte. Spieltechniken wie Schlagen, Zupfen, den Einsatz von Stäbchen, etc. werden angewandt.
Repetitive Rhythmen, ausgefallene Streicher, sowie die elektrischen Soundspielereien prägen alle 13 Titel der CD. Dabei wird jedes Stück für sich neu entfaltet und bekommt dadurch seine eigene Atmosphäre. Trotzdem wirkt die CD dabei wie aus einem Guss. Die Songs erzeugen beim Hörer kosmische Eindrücke, sodass dieser manchmal die frühen Tangerine Dream als Vergleich herbeiziehen möchte. Die klassischen Attribute machen diesen Vergleich allerdings etwas zunichte. Ab und an klingt die Musik auf "Music For Interior Spaces" sogar nach einem Soundtrack aus Western-Filmen.
Manchmal möchte ich tatsächlich King Crimson, und speziell deren Platte "Larks' Tongues In Aspic" als Vergleich heranziehen. Bei manchen Stücken schimmert ein derartige meditativer Aufbau durch, sodass mich zumindest die Percussion/Rhythmusarbeit an "The Talking Drum" aus dem besagten Album der Crimsons erinnert.
Trotz der auf den ersten Blick eintönig wirkenden Instrumentierung ist für viel Abwechslung gesorgt. Es ist erstaunlich, wieviel Atmosphäre und Vielschichtigkeit mit einem Streichquartet und durch die angesprochenen Spieltechniken erzeugt werden kann. Wer viel Wert auf gewagte musikalische Experimente mit viel Atmosphäre legt, dem sei dieses Album ans Herz gelegt. Bereuen sollte der zugeneigte Hörer den Kauf dieses wertvollen Scheibchens nicht.
Anspieltipps: "Tektonal", "Blau".
7 von 10 RockTimes-Uhren
Line-up:
Stefan Emde (el-vio, sound processing, cio-perc)
Bettina Hagemann (el-vio, via, vio-perc)
Andreas Heuser (el-vio, sound processing, 5-string baritone vio, vio-perc)
Sabine Rau (el-vio, sound processing, vio-perc)

Gast:
Raimund Gitsels (el-vio, sound processing)
Tracklist
01:Intrada (5:01)
02:Lea (5:34)
03:Tektonal (5:02)
04:Drift 2 (5:23)
05:Elektrik Trick 1 (2:02)
06:Madrugal 2 (5.12)
07:Phase 2 (2:18)
08:Amnotica (3:40)
09:Cuerda Son (2:32)
10:Waltz Non Waltz (4:46)
11:Elektrik Trick 2 (1:25)
12:Blau (3:17)
13:Doina Nouveau (4:21)

Bonus Video: Intrada (MPEG2) (5:49)
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