So langsam aber sicher muss man sich echt Gedanken um den Geldbeutel machen, denn die kleine Thrash-Welle, die vor ein paar Jahren ins Rollen kam, wirkt sich unaufhaltsam zu einem echten Thrash-Tsunami aus. Aus aller Herren Länder werden Tag für Tag hammermäßige Bands in die heimischen Gestade geschwemmt. Und das kann echt teuer werden … kann …
Virgin Snatch nennen sich die Polen, die es bereits seit 2001 gibt und die mit ihrem vierten Langeisen über uns hinweg rollen, also keine Frischlinge im Showbiz.
Alle Musiker haben schon in anderen Bands ( Anal Stench, Dies Irae, Death Sea, Vader) bzw. zusammen gezockt, und das hört man von der ersten Sekunde an, denn handwerklich sind hier echte Könner am Werke. So z.B. ihr ehemaliger Bassmann, der auf den Namen Pawel Maciwoda-Jastrzebski hört, und einigen von Deutschlands bekanntester Hard Rock-Band, den Scorpions geläufig sein dürfte. Und dass diese sich keinen Stümper ins Boot holen, ist wohl klar.
Hier stimmt einfach alles.
Alles? Nicht ganz, denn einen schalen Beigeschmack hat man beim Hören der Scheibe dann doch, und der schmeckt verdammt nach Testament. Ja, man könnte glatt glauben, man hätte es mit einer verschollenen Aufnahme der Amis zu ihrer "The Gathering"-Phase zu tun. Allerdings tönt die polnische Version 'nen Ticken melodiöser aus den Boxen, ganz so als wolle man ein bisschen das Catchige der 80er mit einfließen bzw. es ein wenig kontrollierter zugehen lassen.
Und das ist leider die Zwickmühle, in der sich die Kerle befinden, denn zu jeder Zeit lässt einen das Gefühl nicht los, man hätte das eine Riff oder den anderen Gesangspart schon mal bei Chuck Billy und seinen Mannen zu Gehör bekommen. Insbesondere der große alte Indianer hat es Sänger Zielony wohl besonders angetan, denn er klaut hier so dermaßen die Phrasierung und den Gesangstil Billys, ich war echt in der Versuchung, zu glauben, in Polen gäbe es Wigwams, und aus eben solchen wäre Zielony heraus gekrochen gekommen, nachdem er mittels eines Ritualzaubers die Stimme von Chuck Billy übernommen hatte.
Ehrlich Zielony, jemanden Respekt zu zollen, indem man die eine oder andere Betonung seines Idols benutzt, ist legitim - aber so gnadenlos abzukupfern?
Aber das ist kein polnisches Phänomen, es geht mir gelinde gesagt auf den Sack, wenn Bands (egal woher), die so dermaßen gut spielen können so wenig eigene Ideen in ihre Mucke mit einfließen lassen.
Nun gut, wer mit der letzten Testament nicht ganz so zufrieden war, weil sie ihr/ihm zu soft war, der/die sollte mal "Act Of Grace" antesten.
Wie gesagt, ordentlich gezockt ist das Scheibchen allemal, mit einer Bombenproduktion und stimmungsvollen Cover versehen, alles da, nur fehlt es an eigener Duftmarke um wirklich zu überzeugen. Ich vergebe mal als Orientierung 6 von 10 RockTimes-Uhren.
Hoffen wir mal, dass beim nächsten Album mehr eigene Ideen rumkommen, dann werde ich mir auch euer nächstes Werk zulegen. Ansonsten werden Virgin Snatch bald als leblose Leiche vom Thrash-Tsunami an Land gespuckt.
Line-up:
Zielony (vocals)
Jacko (drums)
Grysik (guitar)
Novy (bass)
Hiro (guitar)
Tracklist |
01:Act Of Grace
02:Slap In The Face
03:Horn Of Plenty
04:Through Fight We Grow
05:Walk The Line
06:Daniel The Jack
07:M.A.D. (Make A Donation)
08:Don't Get Left Behind
09:It´s Time
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