Spielzeit: 68:42 (CD 1), 49:28 (CD 2) Medium: Do-CD Label: Steamhammer/SPV, 2011 (1985) Stil: Epic/US Metal Review vom 07.05.2011 Marius Gindra

Mehr als 25 geschlagene Jahre ist es nun schon her, dass die US/Epic Metal-Legende Virgin Steele dieses in der Szene gerne als das ultimative Album der Bandgeschichte - mit einem wunderschön klischeetriefend ausschauenden Krieger auf dem Frontcover - gefeierte "Noble Savage" veröffentlichte. Damals hatten die New Yorker noch einen sehr rockigen, kernigen Sound (seinerzeit in den Sonic Sound Studios in Freeport/New York aufgenommen und produziert von Sänger und Bandchef David DeFeis), der weniger episch, orchestral - mal abgesehen vom Album-Rausschmeißer "The Angel Of Light" - und ausufernd als auf späteren Scheiben war. Stücke wie die ohrwurmlastige, galoppierende Bangerhymne "We Rule The Night", das speedige "Fight Tooth And Nail", die eingängigen Stampf-Kracher "I'm On Fire" und "Rock Me" oder der bombastische Titelsong dürften sich zudem sowieso schon längst in den Hirnen der einschlägigen Hörer-Gemeinde tief und fest eingefräst haben und zählen unumstritten mit zu den Sternstunden des Heavy Metals der Vereinigten Staaten. Außerdem kann man dieses Eisen als sehr nennenswerten Einfluss auf die europäische Power Metal-Szene zählen, da sich Bands wie HammerFall oder auch verträumtere, aktuellere Combos vom Schlage Edguy und Rhapsody Of Fire gerne auf diese Stahlgiganten zurückberufen.

Und da das dritte Album der Bandgeschichte eben so beliebt ist, haben sich Steamhammer/SPV - nachdem es bereits 1996 (über T&T/Noise Records) und noch einmal 2008 (über Dockyard 1, jedoch mit einem anderen Cover, das lediglich ein Bandfoto aus der damaligen Ära zeigt) re-releast wurde - nun dazu entschieden, die wohl ultimative Wiederveröffentlichung dieses Klassikers herauszubringen. Und die hat es wahrlich in sich: Gleich als Doppel-CD in fettem, aufklappbarem Digipak gestylt, bekommt der Käufer natürlich nicht nur die zehn Songs des Originalalbums geboten, sondern gleich noch gefühlte Berge an Boni dazu. Die erste CD beinhaltet sechs zusätzliche Stücke, die bereits als Extra auf vorherigen Wiederveröffentlichungen vertreten waren und aus der gleichen Aufnahmesession stammen. Drei davon (das treibende, mir am meisten hiervon gefallende "Obsession (It Burns For You)", "Come On And Love Me" und "Where Are You Running To") hätten bereits auf das Album gesollt, doch durch die begrenzte Spielzeit für eine einzelne LP damals, wurden sie leider ausgelassen. Die anderen drei Titel ("Love And Death", "The Spirit Of Steele" und das kurze Orchester-Outro "The Pyre Of Kings") waren Stücke, die noch einmal nachträglich überarbeitet wurden und auf späteren Alben endeten oder aus sonstigen Gründen nicht auf der Originalversion von "Noble Savage" landeten.

Die zweite CD enthält nun die für Fans ganz besonderen Schmankerl, die sogenannten "Extra Noble Ingredients": Hier findet sich für Freunde des Quartetts ein wahres Paradies, denn auf diesem Silberling befinden sich zwölf bisher komplett unveröffentlichte Titel. Die beiden Stücke "God Of Violence Kill" und "Viking" sind zwei komplett neue Songs, bei denen David laut Booklet den Spirit der "Noble Savage"-Tage wiederbeleben wollte. Der Opener "To The Devil A Daughter" und "Bitches From Hell" entstammen ebenfalls der "Noble Savage"-Ära, wurden allerdings für die Band Original Sin geschrieben und auf ihrem "Sin Will Find You Out"-Album verwendet. Zum krönenden Abschluss gibt es noch etliche Pre-Production-Versionen (von "We Rule The Night", "I'm On Fire", "Fight Tooth And Nail" und "Rock Me") und ganz zum Schluss zwei Rough Mixes von "We Rule The Night" und "Noble Savage" oben drauf. Hier dürften also sämtliche Kollektoren des 'Jungfräulichen Stahls' feuchte Träume bekommen. Und um das Package ultimativ zu machen, gibt es noch ein 20-seitiges, farbiges Booklet mit ausführlichen Linernotes vom Boss, raren Bandfotos und allen Songtexten dazu.

Grundlegend halte ich diesen Re-Release für äußerst sinnvoll, denn hier gibt es noch echtes value for money und wer das Album noch nicht hat, MUSS sowieso ohne Bedingungen allerspätestens jetzt zuschlagen. Für alle US Metal-Fans ein definitiver PFLICHTKAUF ohne Wenn und Aber!
9 von 10 RockTimes-Uhren!

Line-up:
David DeFeis (vocals)
Edward Pursino (guitar)
Joey Ayvazian (bass)
Joe Reilly (drums)