Virgin Steele / Visions Of Eden
Die New Yorker Band Virgin Steele stand in den vergangenen fünfundzwanzig Jahren stets für hervorragenden epischen Melodic Metal der Extraklasse. Mit Alben wie "Noble Savage", "Age Of Consent" und "The Marriage Of Heaven And Hell Part I + II" haben sich Mastermind David DeFeis und seine Mitstreiter gleich mehrere Denkmäler gesetzt.
Wirklich schwache Veröffentlichungen suchte man, abgesehen von dem Fehltritt "Life Among The Ruins", in der Diskographie der Amerikaner bisher vergeblich. Ich muss allerdings zugeben, dass sich beim Genuss von Virgin Steeles letzten Konzeptwerken "The House Of Atreus Part I + II" doch streckenweise Langeweile breit machte und ich den Verdacht hatte, dass Mister DeFeis langsam aber sicher die Ideen ausgehen.
Und dieser Verdacht sollte sich durch das neue Album "Visions Of Eden" noch erhärten. Besonders große Erwartungen hatte ich zwar nicht, aber dass die Scheibe so schwach ausfallen würde, hätte ich nie gedacht. Die Songs verfügen zwar über alle altbewährten Markenzeichen, die Virgin Steele so einzigartig gemacht haben, aber irgendwie baut sich nur in den wenigsten Momenten eine echte Spannung auf. Durch überlange Intros und langweilige Zwischenparts werden die Stücke für meinen Geschmack nur künstlich in dir Länge gezogen. Im Ansatz wirklich gute Stücken wie z.B. "Black Light On Black" oder "Bonedust" werden durch solch übertriebene Spielereien einfach ausgebremst, und es wird ihnen jeder Drive genommen.
Klar lebt der Virgin Steele-Sound von einem großen Maß an Dramatik, aber irgendwie kann man es auch übertreiben. Echte Highlights sind auf der neuen CD leider nur sehr dünn gesät, wirklich überzeugen konnten mich nur die beiden tollen Balladen "God Above God" und "When Dusk Fell" sowie das schnelle "Childslayer" und der Titelsong. Für eine Band von der Klasse Virgin Steeles einfach zu wenig.
Das größte Manko neben dem schwachen Songmaterial stellt für mich allerdings der mehr als unterirdische Sound dar. Zwar glänzten auch die früheren Scheiben nicht gerade durch die besten Produktionen, aber was David DeFeis hier abgeliefert hat ist eine echte Unverschämtheit. Ich hab selten eine Platte mit einem so dünnen Sound gehört. Die Drums klingen total saft- und kraftlos, und die Gitarren kann man, abgesehen von den Soli, auch so gut wie gar nicht ausmachen. Dafür wird die ganze Sache von dem total kitschigen Keyboard Gedudel zugekleistert. Wann kommt dieser Mann endlich mal zu der Einsicht, die Produktion jemanden zu überlassen, der sich damit auch auskennt? Die gelben Seiten wären da bestimmt ganz hilfreich.
Ich bin als alter Fan der Band wirklich bitter enttäuscht von diesem Machwerk. Es ist echt traurig zu hören, was aus einer meiner absoluten Lieblingsbands geworden ist. Mit dieser Scheibe haben Virgin Steele begonnen, sich ihr eigenes Grab zu schaufeln. Ich hoffe nur, dass David DeFeis, der für mich zu den begnadetsten Songschreibern überhaupt zählt, noch einmal die Kurve kriegt.
Externe Links:
|