Vlad In Tears / Seed Of Ancient Pain
Seed Of Ancient Pain Spielzeit: 46:45
Medium: CD
Label: Dreamcell 11/Aural Music, 2007
Stil: Gothic Metal

Review vom 12.11.2007


Jürgen B. Volkmar
Italien ist nicht unbedingt das Land, dessen Eignung für düstere Melodien als besonders fördernd gelten kann. Man denke nur an Sonne, herrliche Landschaften und Lebensfreude, alles Elemente die nicht gerade als stilbildend für eine Gothic Metal-Truppe geeignet sind. Und doch gibt es Ausnahmen. Vlad In Tears, die mit Ihrem Debütalbum "Seed Of An Ancient Pain" auf den Spuren finnischer Vorzeige Gothic-Metaller wie HIM oder auch den Briten Paradise Lost wandeln. Mit fein modelierten Molltönen im Heavy Symphonic Rock angesiedelt, wird düstere Prosa gekonnt mit dem typischen italienischen Charme verbunden.
An diesem Punkt wird auch sofort nachvollziehbar, dass der gemeinsame Nenner in der Rückbesinnung auf Romantik liegt und in diesem Themenbereich kann man den Italienern wahre Meisterschaft bescheinigen.
Und das bekommt man auch sofort in dem Opener "Reveal" zu hören. Choräle, die in ihrer sakralen Bombastik schon Wagnerisches Format erreichen, münden in keyboardlastige, metallische Hymnen.
Eindeutig liegen die Schwerpunkte auf den Hooklines und erzeugen daher durchweg eingängige Melodiebögen. Klar und deutlich ertönt das Organ von Sänger Kris, der in bester Gothic-Tradition, Hymnen mit absolut klaren Gesangslinien am Fließband produziert. Keine Growls und Howlings, sondern einfach nur akustische, emotionsgeladene Sangesqualität. Zündend und mit balladeskem Rückgrad, aber in schaurig-schöne, metallische Noten verpackt, gleitet "Dark Theoreme" wie ein schwarzer Schwan auf einem dunklem See nachtschwarzer Lyrik. Dynamische Tempowechsel und melodische Soli werden gekonnt in erhabene Melodielinien eingebaut.
Düsterballaden wie "Woods Of Madness" mit markantem Gesang, zeigen die zeitgemäße Ausrichtung des Sängers, der sich hymnisch durch die Töne fräst, ohne jedoch in der Traditionalität unterzugehen. Die vorwiegend im langsameren Bereich ausgerichteten Stücke "My Curse" und "Briar" zeigen klassische Arrangements, ohne jemals die Bodenhaftung des Gothic zu verlieren. Mit "See Through The Darkness" werden Pianosoli beinahe dramatisch von fetten Gitarrenpassagen eingerahmt. Mit weltschmerzerfüllter Stimme serviert uns der Frontmann weitere Glanzstücke ("As Snow We'd Fall" und "After The End"), auf denen alle Register atmosphärisch dichter Kompositionen im Mollbereich gezogen werden. Obwohl manches vorhersehbar ist, gleitet das Timbre wie Samt über die dunkle Stilistik.
Absoluter Anspieltipp und wegen seiner sparsamen Instrumentierung einfach herausragend ist "My Last Dawn". Wie der Soundtrack eines Oscar-gekrönten Dramas, öffnet dieses Instrumental durch seine melancholische Melodie, die nur auf dem Piano intoniert wird, eine Tür zu einer Welt der verzauberten Klanglandschaften. Derart plastisch, dass der Zuhörer sich selbst das Drehbuch zu einem imaginären Film schreiben kann.
Vlad In Tears haben mit ihrem Erstling ein respektables Werk produziert, das durchaus seine Daseinsberechtigung in einem derzeit mit Neuerscheinungen überladenem Genre hat. Die perfekte Musik für die herbstliche Tristesse eines sich dem Ende zuneigenden Jahres.
Tracklist
01:Reveal
02:Dark Theoreme
03:Freedom From God
04:Woods Of Madness
05:My Curse
06:Briar
07:See Through The Darkness
08:As Snow We'd Fall
09:After The End
10:My Last Dawn
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