Voivod / The Outer Limits
The Outer Limits Spielzeit: 54:23
Medium: CD
Label: Metal Mind Productions, 2008
Stil: Progressive Metal

Review vom 03.11.2008


Jens Groh
Metal Mind haben nun im Zuge ihrer Wiederveröffentlichungsflut auch Voivod dazu auserkoren, als Re-Release herzuhalten. Warum man sich allerdings ausgerechnet für Voivods siebte LP entschied, ist mir ein Rätsel, ist diese doch die erste Scheibe, die nicht im Original-Line-up aufgenommen wurde und auch nicht so typisch für die Franko-Kanadier ist.
Aber das wirklich große Ärgernis hierbei ist für mich als Fan der Band, dass kein wirklicher Kaufanreiz von diesem multimedialen Produkt ausgeht, sieht man mal vom 3D-Booklet und der dazugehörigen 3D-Brille ab, die einem zwar das Artwork von Michael Langevin (Drummer und Hauptverantwortlicher des künstlerischen Konzepts hinter Voivod) näher bringen, aber nicht zwingend notwendig zum Verständnis der Bilder sind. Also nur ein nettes Gimmick, sonst nichts!
Weder gibt es Bonustracks, noch ist der remasterte Sound wirklich als Kaufgrund ausschlaggebend (es sei denn, man hat digitale Hochfrequenz-Ohren), denn der Originalsound der Scheibe war schon richtig gut! Auch im Gedenken an den 2005 an Darmkrebs verstorbenen Gitarristen Denis 'Piggy' D'Amour hätte ich mir mehr gewünscht, war dieser doch für den sehr spacigen und intelligenten Gesamtsound der Band unersetzbar wichtig.
Nun gut, jetzt mal zur Musik von Voivod. Wenn die Floskel der total unterbewerteten Band jemals zugetroffen hat, dann auf die Space-Rocker. Anfangs als pure Krachkapelle verlacht, wurde mit jeder Platte ein riesiger Schritt vorwärts in Richtung Prog-Space Metal gemacht.
Ausgehend von ihrem Konzept vom Voivod, der auf der ersten LP "War And Pain" den Untergang der Menschheit beobachtet, um auf dem zweiten Longplayer, "RRRÖÖÖAAARRR", als thermonuklearer Kämpfer über die Erde zu wüten und auf deren dritten LP, "Killing Technology", das Ganze vom Weltraum zu verfolgen, ging es auf der vierten Scheibe, "Dimension Hatröss", darum, dass sich jener Voivod in die 4. Dimension absetzt, um auf der fünften Scheibe, "Nothingface", auf einen Trip in sein Hirn mitgenommen zu werden. Auf der sechsten Platte, "Angelrat", verabschiedete man sich langsam vom Konzept des Voivods und seinen Abenteuern, um sich auf dem Nachfolger "The Outer Limits" auch anderen Themen widmen zu können, die allerdings auch in der Science Fiction angesiedelt waren. Deren Grundkonzept beruht auf den in den 60ern erschienenen SF-Fernsehserien.
Die Musik, die Voivod erzeugten, war immer verstörend und doch so faszinierend zugleich. Und so wurde dem Hörer - oder soll man schon vom Mitreisenden sprechen - doch Einiges abverlangt. Gab man sich noch zur ersten Platte dem ruppigen Hardcore Punk hin, wurde die Musik von Scheibe zu Scheibe immer ruhiger, progressiver und psychedelischer. Vergleiche mit Pink Floyd wurden oft hergenommen, was nicht von ungefähr kam, coverte die Band doch ab und zu die Briten; z.B. mittels "Astronomy Domine" und auf "The Outer Limits" "The Nile Song". Auch sind immer wieder Songstrukturen zu erkennen, wie sie Pink Floyd in den Sechzigern benutzten. Aber auch Truppen wie Hawkwind oder King Crimson schauen ab und zu mal in die Welt des Voivods. Dennoch agierte Voivod immer anders, unberechenbar und chaotisch, aber immer nachvollziehbar, sofern man sich darauf einließ und bereit war, ihnen auf ihrer Reise zu folgen.
"The Outer Limits" merkt man noch mehr an, dass Ur-Bassist Jean-Yves "Blacky" Theriault schon seit "Angelrat" nicht mehr mit von der Partie war (man einigte sich darauf, als Trio weiterzumachen; später stieß allerdings Erik Forrest als Sänger/Bassist dazu, um schließlich von Jason Newsted abgelöst zu werden), denn er brachte die punkige Seite sehr zum Ausdruck. Die Songs sind straighter und rockiger als auf vorrangehenden Platten, einzige Ausnahme bildet "Jack Luminous", das mit seinen 17 Minuten das Opus Magnum von Voivod ist.
Wer Voivod bis jetzt noch nicht gekannt hat, für den ist speziell "The Outer Limits" nicht unbedingt als Kennenlern-Platte zu empfehlen; zu untypisch, zu glatt (für Voivod-Verhältnisse - andere Bands würden sich einen Arm abschneiden, um nur ansatzweise dieses Niveau zu erreichen), dennoch ist dieses Werk der Ausnahmekünstler interessant genug, um auch von aufgeschlossenen Metallern, Prog-Rockern und vielleicht sogar Jazz-Fans nicht unbeachtet zu bleiben.
Voivod waren und werden immer eine Band bleiben, an der sich die Geister scheiden. Man kann zwar "The Outer Limits" für sich als einzelne Platte genießen, das große Ganze, will heißen der komplette Kosmos der Band, erschließt sich aber nur, wenn der Hörer sich der ganzen Reise des Voivods anschließt. Das mag unter Umständen nicht ganz einfach sein, aber einmal in den Bann des Thermonuklearen gezogen, wird man ihm überall hin folgen.
Up to the Stars, up to the Universe!
Line-up:
Denis Belanger (vocals)
Pierre St-Jean (studio session bass)
Michael Langevin (drums)
Denis D'Amour (guitars)
Tracklist
01:Fix My Heart (4:53)
02:Moonbeam Rider (4:10)
03:Le Pont Noir (5:43)
04:The Nile Song (4:00)
05:The Lost Machine (5:53)
06:Time Warp (3:55)
07:Jack Luminous (17:26)
08:Wrong-Way Street (3:50)
09:We Are Not Alone(4:28)
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