Es bedarf im Grunde keiner weiteren Erklärung, um den aktuellen Stellenwert der Dänen von Volbeat darzulegen. Unbestritten haben sie in den vergangenen Jahren einen Kreuzzug durch sämtliche Publikumsmassen der Welt absolviert - erfolgreich absolviert, ohne eine Einschränkung auf bestimmte Altersklassen. Die Konzerte sind in der Regel schnell ausverkauft und das Quartett hat nun zum Abschluss des gerade vergangenen Jahres noch ein paar Konzertmitschnitte auf DVD, Blue-ray und CD gebrannt. Wer also, so wie ich, es terminlich nicht geschafft hat, sich die Dänen live reinzuziehen, dem wird mit den vorliegenden Scheiben ein super Querschnitt über wahrlich erfolgreiche zwölf Monate geboten. Zudem ist der mittlerweile ausgestiegene Thomas Bredahl an der Lead-Gitarre noch mit von der Partie.
Die erste DVD wartet mit einem überlangen Konzert vom 19. November 2010 auf. Heimspiel für
Volbeat, Kopenhagens Forum ist bis auf den letzten Oberrang mit rund 10.000 Fans gefüllt und schon beim Intro fühlt der Zuschauer, dass gleich unheimlich die Post abgehen wird. Spätestens ab den ersten von Sänger
Michael Schøn Poulsen artikulierten Lauten steht die Halle Kopf und nicht ein Paar Lippen bleibt ohne synchrone Bewegung zu den Texten. Bekannt für ihre gute Lightshow, bringen
Volbeat auch lichttechnisch die komplette Show wirklich grandios rüber. Die Songauswahl lässt höchstens für den individuellen Geschmack den einen oder anderen kleinen Wunsch offen, aber immerhin bekommen wir 19 satte Nummern geboten. Direkt nach dem Intro und dem eigentlichen Opener "The Mirror And The Ripper" bringen sie sehr zu meiner persönlichen Freude den guten Mitsing-und-Arme-schwenk-Kracher von Maybellene und ihren Hüfthaltern. Aber es bleibt keine Zeit zum Sinnieren über Sinn oder Unsinn dieses Titels, denn die Band treibt uns immer weiter durch ihr massenkompatibles Repertoire aus Metal, Rock'n'Roll, Punk, Country and whatever. "Hallelujah Goat" oder "16 Dollars" rocken wie nichts Gutes und einige Gäste gibt es auch, so kommen
Mille Petrozza von
Kreator,
Pernille Rosendahl von
Swan Lee (bei "Mary Ann's Place" natürlich), ein passender Kontrabass-Spieler namens
Jakob Øellund (bei dem Country-Rocker "16 Dollars") und weitere Kollegen. Sehr schön auch - natürlich wie es sich für ein Heimspiel gehört auf Dänisch - die Ansage des Frontmannes
Poulsen zu "Sad Man's Tongue", das sie für
Ronnie James Dio performen. Er vermutet so einige Mädchen im Publikum, die sich möglicherweise fragen, wer zum Himmel denn das wohl sei, da sie ja nur
Lady Gaga und
Volbeat kennen. Die Halle liebt es und freut sich natürlich auch über einige Auszüge aus dem "Heiligen Taucher". Als mit "The Human Instrument" zum großen Finale gerufen wird, bleibt für die anwesenden Konzertgänger sicherlich nur festzustellen, dass dieser Gig ein Hauptgewinn gewesen ist. Einige Besucher dürfen sich zudem unmittelbar davor bei "Thanks" noch auf die Bühne gesellen und kräftig abrocken - ist ja mittlerweile nicht unüblich, diese Art der Volksnähe zu zeigen - darunter ein überglücklicher kleiner Junge in weißer Adidas-Jacke, der obendrein auch noch ein Schweißband von Poulsen ergattern kann…
Das Material zur zweiten Scheibe wurde im April 2011 im House Of Blues in Anaheim, Kalifornien, mitgeschnitten und bietet ein kleines Kontrastprogramm. Der amerikanische 'Schuppen' fasst vielleicht 10% der Menge an Zuschauern von der des Forum in Kopenhagen. Nicht minder ist jedoch die sofort überschwappende Begeisterung der Besucher, die wir allerdings nur für ganze sieben Songs miterleben dürfen. Selbstverständlich geht auch hier die Show nicht ohne Gastmusiker über die Bühne und so begrüßt
Poulsen Rob Caggiano, auch bekannt von seinem Mitwirken bei
Anthrax, für eine Einlage beim alten
Misfits-Hit "Angelfuck". Später kommt zudem noch
Scott Ian (ebenfalls
Anthrax) zu einer Coverversion von
Dusty Springfields "I Only Wanna Be With You" auf die Bühne. Auch dieses Konzert ist, wie das in Kopenhagen, gekennzeichnet von einer Menge Spaß und Spielfreude bei allen beteiligten Musikern. Eine Tatsache, die beim Publikum ankommt und die sich auch durch die von der Kameraführung eingefangene Atmosphäre auf die Mattscheibe überträgt.
Ein weiterer Mitschnitt beinhaltet drei Tracks, die beim letztjährigen Rock-am-Ring mitgeschnitten wurden und sicherlich wegen des bombastischen Publikums, immerhin gezählte 80.000 bei der Gesamtveranstaltung, einen Platz auf dieser Dokumentation fanden. Wer für die Auswahl dieser betreffenden Songs verantwortlich war, hatte bestimmt seine Gründe in Licht, Publikumsreaktionen und einigen anderen quotenträchtigen Einzelheiten gesucht, denn leider ist nix Neues dabei. Alle drei Nummern kommen schon an anderer Stelle, natürlich etwas anders gespielt, auf einer der beiden Silberlinge vor. Aber das soll der Gesamtbewertung keine wirklichen Punkte kosten. Die bleibt nämlich für mich ganz weit oben. Bild und Ton sind prima, die Kamera fängt manchmal Sequenzen ein, die ich nicht gefilmt hätte und an einer oder zwei Stellen hätte man etwas besser (oder überhaupt) am Mischregler schieben sollen. Aber wir wollen nicht undankbar sein, zusammen mit dem am Schluss folgenden Bonusmaterial im Form einiger Clips from "Beyond The Scenes", Interviewmitschnitte und weiterer Statements der Band oder Gastmusiker kann dieses DVD-Paket nicht nur dem Hardcore Fan von Volbeat gefallen. Zusätzlich gibt es für den rein akustischen Genuss auch noch eine separat erhältliche CD sowie eine Blu-Ray-Fassung des oben beschriebenen Materials.