Volkmar / Wrath Of Centuries
Wrath Of Centuries Spielzeit: 76:43
Medium: CD
Label: Danse Macabre, 2009
Stil: Gothic Rock


Review vom 29.11.2009


Jürgen B. Volkmar
Eigentlich war es mehr zufällig, dass ich auf den Namen Volkmar in Form einer Band gestoßen bin. Der tatsächliche Anlass bestand darin, meinen gleich lautenden Familiennamen zu googeln und ich hätte es mir nie träumen lassen, dass mein Name auch als Bandname im Gothic-Genre dient. Wer kommt also auf diese Idee? All zu viel über den Hintergrund dieser Namensgebung konnte ich noch nicht ermitteln. Zumindest handelt es sich um Australier, die im Dark Electro-, Dark Wave- bzw. Gothic Rock-Bereich aktiv sind. Australien ist nicht gerade prädestiniert für Gothic, aber das kann daran liegen, dass die Historie, sieht man von der Herkunft der englischstämmigen Einwohner ab, nicht unbedingt die Basis für dunkle, schwermütige Klänge bietet.
Sei es also wie es ist, Volkmar haben mit ihrem Album "Wrath Of Centuries" der Gothic-Szene ein weiteres Werk zukommen lassen. Beim Anhören springen einem sofort diverse Einflussgeber entgegen. Dark Electro zwischen Gothic- und Dark Wave-Attitüde, die in einem Mix aus Balladen und alternativem Gothic angeboten werden. Es erinnert stark an die Anfänge der dunklen Klänge, natürlich manchmal auch an The Cure, bleibt jedoch stimmlich mehr auf der Schiene von Carl McCoy, als The Fields of Nephilim noch in den Anfängen standen. "Cease To Be" könnte man eventuell als klangliche Visitenkarte beschreiben, etwas Industrial in der Richtung von Trent Reznor, als dieser noch richtig innovativ war, das ganze versetzt mit Wave-artigen, groovenden Strukturen.
Definitiv tanzbar, dieses musikalische Düsterkonglomerat, wie es Volkmar auf dieser von Dantes Inferno inspirierten und selbst bezeichneten Prosa der Grausamkeit bezeichnet haben. Gitarren konkurrieren mit Elektronik, wie auf "Red 75" und werden noch mit dezenten Horroreffekten angereichert. Beim erstmaligen Anhören dieser Scheibe glaubt man, in der Anfangszeit des Dark Wave zu sein, denn Volkmar kommt im Vergleich zu aktuellen Vertretern dieser Stilrichtungen etwas antiquiert daher, aber das fügt ihren Kompositionen keinen Abbruch zu. Man könnte es vielleicht als Old School bezeichnen, aber andererseits auch als Überraschung durch unverbrauchte Klänge, die uns hier serviert werden. Anlehnungen an aktuelle Trends sind jedenfalls nicht vorhanden, und das ist doch schon ein Kompliment wert.
Synthie-Hooklines im Human League-Stil werden von Industrial-Rhythmen zerhackt, ohne jedoch dissonant zu wirken. Sänger Valak Dore wirkt manchmal dreckig-punkig und dann wieder melancholisch-schön, in keinem Fall jedoch anbiedernd. Eingängigkeit kann man ihnen wirklich nicht vorwerfen und das ist trotz allem ein kleiner Schwachpunkt auf diesem unprätentiösen und leicht dem Chaos zugeneigten Album. In ihrem Drang zu überraschenden und nicht vorab zu kalkulierenden musikalischen Wendungen setzen sie ab und zu auf Abschreckung und nicht, wie wahrscheinlich gemeint, auf Mut zum Risiko. Dass es auch anders geht, kann man bei "Forgotten Ones" feststellen. Hier agiert der Fronter mit stimmgewaltigem Selbstbewusstsein und hat ebensoviel Düsternis im Blut wie in den Stimmbändern. Dasselbe in noch dunkleren Farben bei "Temples In Eternity": als Intro eine Begräbnis-Orgel, und dann kultiger Sprechgesang mit Mengen von destruktiver Energie.
Volkmar haben auf ihrem Zweitwerk einen hohen künstlerischen Anspruch formidabel umgesetzt und gleichzeitig der schwarzen Dancefloor-Szene ein spannendes Werk mit bemerkenswerter Energie geschenkt. Diese australischen dunklen Charakterzeichner mit dem nicht alltäglichen Namen Volkmar wird man im Auge behalten müssen, und dafür bürge ich gerne mit meinem Namen.
Line-up:
Valak Dore (vocals, guitars)
Irusan (live guitar)
Griffyn (bass, backing vocals)
Ishtar (synths)
Tracklist
01:Centuries
02:A Song For A Tyrant
03:Cease To Be
04:Forgotten Ones
05:Red 75
06:Eclipse of the Faithless
07:Temples in Eternity
08:Folklore Enemy Mantra
09:Inobscurity
10:Ethos Catacombs
11:Prosa der Grausamkeit
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