Kraut-Musik aus Deutschland? Das kennen wir doch alle noch aus den 70er Jahren und hörte sich im Vergleich zu den britischen und amerikanischen Bands etwas klapperig an. Inzwischen braucht sich niemand mehr für den Ausdruck Kraut-Musik schämen und wenn es sich um die Steigerung Kraut-Metal handelt, spannen viele sofort ihre Ohren auf, denn seit Bands wie Rammstein das Feld aufgeräumt haben, sind deutsche Musiker aus diesem Genre auch in Übersee sehr beliebt.
Seit Sommer 2009 sind Die Vorboten aus dem hohen Norden der Republik auf dem Plan und setzen neue Maßstäbe. Mit bisher zwei veröffentlichten EPs, "Anfang & Ende" sowie "Lust & Laster", waren die fünf Musiker zwar noch etwas zurückhaltend, aber mit der nun erschienenen CD "Aufschrei" werden sie sich sofort in die Riege der großen deutschen Metal-Namen einreihen. Die Scheibe hat was und vom ersten Stück an fühle ich mich zu dieser Musik hingezogen. Ich denke dabei, wie ich mit dem Auto durch unser Hauptstadtgewühle schleiche und dabei immer aggressiver werde, weil es nicht voran geht, mir im CD Player Die Vorboten reinziehe und somit meinen aufgestauten Druck abreagieren kann. Die Musik treibt mich dabei dermaßen an, dass mir jede rote Ampel egal wird und ich am liebsten nur noch Vollgas fahren möchte. Endlich mal wieder etwas Mitreißendes und dazu noch mit deutschen Texten und einprägsamen Titeln. Dass die Jungs dabei sehr heimatverbunden sind, beweisen Stücke wie "Vaterland" oder "Hauptstadt".
Schon die ersten Riffs vom Opener "Das Volk" lassen mich aufhorchen. Treibend und gewaltig wie zu Zeiten des Umbruchs vor über zwanzig Jahren, als sich das Volk gegen die Unterdrückung in der DDR aufgelehnt hat und damit eine neue Epoche Deutschlands begann, so kommt dieser Song daher und weckt in mir Neugier auf mehr. Dieses entfachte Feuer zieht sich munter durch die ganze CD und lässt, bis auf eine kleine Ausnahme, kein Stück langweilig werden. Angetrieben von permanentem Doublebass-Stakkato und untermalt von melodiösen bis krachend harten Gitarren ist es schwer, einzelne Songs besonders hervorzuheben. Einzige Ausnahme im Hörgenuss bietet der vorletzte Track "Krautsinfonie Opus 1", welches glücklicherweise nur 1:19 Minuten läuft und mich an ein sehr bekanntes klassisches Werk erinnert. Ich tue dies allerdings nur als Ausrutscher oder Lückenfüller ab und sehe wohlwollend drüber hinweg. Auch dafür werden sich Liebhaber finden. Musikalisch ist es ja sehr gut, nur leider passt es nicht zum Rest der CD.
Die musikalischen Highlights werden vom Keyboarder Philipp Krätzer gesetzt, der es immer wieder versteht, durch gezielte kleine Einspielungen die Stücke interessant zu machen, ohne dass sein Spiel dabei aufdringlich wirkt. Ebenso sind die Gitarristen lobend zu erwähnen, von denen sich keiner in den Vordergrund spielt und mit endlosen Soli das Stück zerhackt. Beide harmonieren hervorragend miteinander und setzen sich gegenseitig unauffällig in Szene.
Alles in allem ist "Aufschrei" ein sehr gelungenes Debüt einer aufstrebenden, neuen deutschen Band, von der noch viel zu erwarten sein wird. Aber von Wem oder Was sind es Die Vorboten?
Line-up:
Karsten Palitschka (vocals, guitar)
Philipp Krätzer (keyboards)
Thomas Mende (guitar, vocals)
Stephan Schuster (bass)
Florian Herrmann (drums)
Tracklist |
01:Das Volk (4:15)
02:Vaterland (4:41)
03:Extreme (3:01)
04:Hauptstadt (3:59)
05:Schmiede, schmiede! (4:04)
06:Schreit! (3:14)
07:Der Weg (3:56)
08:Dein Herz (4:28)
09:Freigeist (3:11)
10:Krautsinfonie Op. 1 (1:19)
11:Hass (5:21)
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