Adrian Weiss / Big Time
Big Time Spielzeit: 47:02
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2011
Stil: Instrumental Rock

Review vom 29.11.2011


Mike Kempf
Adrian Weiss versucht mich in einer guten Dreiviertelstunde mit seinem selbst produzierten Soloalbum "Big Time" zu beeindrucken. Ob ich anschließend auch reichlich weiß oder eher schwarz sehe, wird sich nach meinem Check des mir vorliegenden Silberlings zeigen.
Beim Betrachten des Covers fällt mir als erstes auf, dass der in Düsseldorf lebende US-Boy und Gitarrenflitzer sich mit einer siebensaitigen Klampfe der Marke Ibanez ablichten ließ. Auch dass er seine lange Haarpracht rücklings über seinen Nacken schweifen lässt und dabei auf einem Schrottplatz in Siegespose steht, lässt mich auf ein zu erwartendes Gitarreninferno tippen.
Nun gut, so ganz Solo kommt der Silberling nicht daher gebraust, sondern besticht eher mit einem umfangreichen Line-up, in dem sich neben Weiss weitere zehn Instrumentalisten auf der Tonkonserve verewigen durften. Keine Frage, Adrian lässt seine Fingerfertigkeit am Siebensaiter aufblitzen und versucht sich im Stil aktueller Gitarrenhelden der Marke Steve Vai oder Satriani zu präsentieren. Doch soweit ist es noch lange nicht und zwischen den eben genannten Beispielmusikern und ihm stelle ich schon einige Qualitätsunterschiede fest.
Als erstes, dass sich die Songs eins bis elf fast alle gleich anhören, für wenig Abwechslung sorgen und die Songarchitektur, für meinen Geschmack, ziemlich einfach und vorhersehbar entworfen ist, weil zum Ende hin immer gefiedelt wird was das Zeug hält. Und Zweitens, mir seine Klampferei einfach zu viel des Guten ist. So schreddert es ständig den Gitarrenarm rauf und runter, ohne meine Sinnesorgane in absolute Verzückung zu bringen. Im Gegenteil, die Ibanez schreit unentwegt und bittet fast um Gnade, um eine gefühlvollere Behandlung zu erhalten.
O.K., bei aller Kritik, Adrian Weiss ist beileibe kein Anfänger, spielte er schon bei Thought Sphere (1996-2002) und aktuell noch mit Forces At Work. Mit seinem Soloprojekt "Big Time" möchte er mit aller Macht einen raushauen, beweisen welch genialer Gitarrist in ihm steckt. Ich möchte ihm das Können auch nicht unbedingt absprechen, doch oftmals ist weniger halt mehr. Ob siebenundvierzig Minuten Gitarrengefrickel wirklich bei jedermann ankommen? Ich habe da so meine Zweifel.
Selbst die ansatzweisen Ausflüge ins Orientalische ("Egyptian Inscription") oder ins 'Gute Laune-Wetter' angehauchte "Summer Drive" enden wie alle Songs der Tonkonserve in ein Gitarreninferno der Marke Weiss. Und hier wird sich die Spreu vom Weizen trennen. Wem es egal ist, wer die Klampfen bis zum Exzess schreddert und keinen sonderlichen Anspruch auf Spektakuläres hat, der kann hier durchaus fündig werden. Wer aber auf etwas Neues, auf ein zumindest abwechslungsreiches Album hofft, der wird sich vermutlich fragen, ob man diese Scheibe wirklich unbedingt braucht. Ich sehe weder Schwarz noch Weiß, sondern ein durchschnittliches Grau. Letztlich halte ich ein Reinhören für empfehlenswert, kann sich der Konsument selbst ein Bild machen und entscheiden, ob er sich den Silberling zulegt oder nicht.
Line-up:
Adrian Weiss (lead guitar)
Demian Heuke (rhythm-, acoustic guitar #1,5,8,10)
Jan Ristau (bass #1,8)
Joachim Kremer (bass #3)
Marcel Willnat (bass #4,9,12)
Goran Vujic (bass #2,6,7)
Michael Schröder (bass #5)
Lars Zehner (drums #1,8)
Björn Sondermann (drums #2,3,4)
Salbir Salkic (drums)
Mischa Blum (bass-solo #11)
Tracklist
01:Summer Drive (3:53)
02:Easy On The Ice (3:23)
03:Tough Luck (6:26)
04:Egyptian Inscription (4:23)
05:Desert Sanctuary (5:23)
06:EstimatedTime Of Arrival (3:30)
07:Liquid Pension Embellishment (4:09)
08:Bright Awakening (5:03)
09:Morning Run (2:32)
10:Desappear (4:16)
11:The Progessive Society (3:48)
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