Beim Blick auf das Plattenlabel sticht der Name Sugar Hill Records hervor und ich bin sogleich etwas voreingenommen dahingehend, dass sich das Label viel um Country und Bluegrass verdient gemacht hat. Doch das gibt es hier beileibe nicht, enthält "Brian Wright's House On Fire" doch Musik, wie ich sie schon lange nicht mehr in einer solchen Kombination gehört habe.
Das ist eigentlich kein schnell zuzuordnender Stil - da werden eher spontane Assoziationen wach, so unterschiedlich etwa wie R.E.M., Mississippi Blues, Country, Americana und Crosby, Stills, Nash & Young. Doch gehen wir die Sache langsam und bedächtig an.
Beim ersten Titel, "Striking Matches", weiß ich noch gar nicht, was ich davon halten soll, so merkwürdig rumpelt er dahin. Die Baritongitarre und der schleppende Rhythmus des zweiten Stückes, "Blind April", geleiten mich schunkelnd in eine fröhliche Welt, die ich leichter zuordnen kann und die auch bereits sehr viel zugänglicher ist. "Live Again" ist schon wieder ganz anders, denn es geht klar in die folkige Umgebung der Sixties und frühen Seventies - in der Art etwa, wie Bob Dylan oder auch Cat Stevens die eine oder andere Aufnahme vorlegten.
Track vier, "Accordion", bringt wieder diesen schleppenden Rhythmus, der eine unwiderstehlich laszive Stimmung verbreitet. Gesanglich sehr cool und teils zurückgenommen, mit Unterbrechungen mitten im Stück - das ist auf monoton einlullende Art und Weise derart inspirierend, dass das schnell zu einem meiner Lieblingstitel avanciert.
Aber schon - kaum hat man sich gewöhnt - öffnet sich eine weitere Tür und wir scheinen uns auf der Veranda einer alten Holzhütte mitten im Mississippidelta zu befinden. Die Bottleneck slidet, als wäre hier ein Blueser der dreißiger Jahre am Werk. Jedoch schon nach gut zweieinhalb Minuten geleiten uns Pianotupfer und Streicher in eine andere, sehr romantische Stimmung. Diese geht nahtlos in "Mean Ol' Wind" über - abermals ein sehr folkig orientierter, erneut mit Streichern veredelter Titel.
Aber das ist nicht alles, was einem beim Hören von "Brian Wright's House On Fire" widerfährt. "The Good Dr." mit leicht orientalisch klingendem Slideauftakt, der Elemente der Sechziger zitiert, überrascht auch mit Wendungen innerhalb des Titels - ein sehr interessantes Arrangement. Man sollte sich diesen Titel als Anspieltipp merken! Kurios, wie der Song knapp vor dem Ende eine erneute Änderung erfährt, die sich wie der Beginn eines Titel von Led Zeppelin anhört. Rhythm & Blues mit Bläsern hält bei "Still Got You" Einzug und im "Rich Man's Blues" habe ich mich allen Ernstes gefragt, ob das nicht so klingt wie "You Gotta Move" der Rolling Stones . Aber dabei bleibt es nicht, denn mit rumpelnden Drums kombiniert, sliden die Gitarren authentisch anmutend dem Ende des Titels entgegen. Fast schon an eine Moritat erinnernd, erzählt "Maria Sugarcane", mit akustischer Gitarre vorgetragen, die wohl tragische Geschichte eben jener Person. Erst später gesellen sich eine E-Gitarre und eine Mundharmonika zur Ausschmückung kurz dazu.
Leicht country-lastig kommt "Pretty Little Pennies" daher und die Gestaltung des Songs "If You Stay" erinnert mitunter an den mitunter skurrilen Witz eines Shel Silverstein. Bevor "Friend" ruhig und mit zartem Streicherarrangement sowie einem pfeifenden Brian Wright veredelt, das ausdrückt, was mir beim mehrfachen Hören dieser ungewöhnlichen Scheibe zuteil wurde: Dass wir, gemäß des Titels, Freunde geworden sind.
Ich empfehle, "Brian Wright's House On Fire" wirklich mehrmals zu hören, damit sie sich in all ihrer Vielfältigkeit präsentieren kann. Es macht fürwahr Freude, diese Musik zu genießen. Überdies hat das Label Sugarhill Records einen guten Zugewinn durch diesen texanischen Künstler erfahren.
Mit einem Zitat des Musikers möchte ich beenden: »When people ask what I sound like, I usually say I'm somewhere between Woody Guthrie and Velvet Underground. This album finally allowed me to make the music the exact way it was in my head.«
Line-up:
Michael Starr (National Resonator guitar - #1, violin, viola - #8, 11)
James King (baritone and tenor saxes - #8)
Sally Jaye (vocals, accordion - #11)
Rhona Bennett (vocals - #8)
Jamie Drake (vocals - #3, 7)
Fil Krohnengold (piano - #11)
Joe Purdy (piano, vocals - #6)
Chasen Hampton (lamellophone - #7)
Shiben Bhattacharya (double bass - #11)
Torrance Stonewall Jackson (vocals - # 9, 13)
The Deacon (drums - #7, 11)
Soda (vocals - #13)
Oli Krauss (cello - # 5, 6, 9)
Mike Vizcarra (percussion, vocals)
Brian Wright (all other instruments)
Tracklist |
01:Striking Matches
02:Blind April
03:Live Again
04:Accordion
05:Mes O Thelioma
06:Mean Ol' Wind
07:The Good Dr.
08:Still Got You
09:Rich Man's Blues
10:Maria Sugarcane
11:Pretty Little Pennies
12:Had Enough
13:If You Stay
14:Friend
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