Der Titelsong groovt mehr in die Richtung, wie wir sie von Musikern aus dem Umfeld von 'Muscle Shoals, Alabama' kennen. Das passt insofern auch, als dass hier
Billy Earheart von den
Amazing Rhythm Aces, die dort ja auch aufnahmen, an der Hammond dabei ist. Rauer scheppernder Sound mit krachender Snare, so startet das Album also, und das klingt auf den ersten Höreindruck weder 'nach Fisch oder nach Fleisch'.
Kein Soul, kein Blues, zunächst erinnert mich das an frühere Versuche von
Robert Cray, Blues und Soul mit einem Hauch Popmusik zu überziehen. Aber schließlich wird die Musik dem Titel überwiegend gerecht, auch wenn sich zwischendurch 'Blueser' wie "My Buddha", "The House Where Loves Lives In" oder "Giant Switches" eingeschlichen haben.
Man könnte allerdings fast schon sagen, das hier der Multiinstrumentalist
Fred James den Sound entscheidend prägt, agiert er doch an Gitarre, Bass und Schlagzeug! Er hat sich bereits einen Namen als Musiker, Produzent und Songschreiber gemacht und gibt auch dieser Platte eine für ihn, aber für die Musik vielleicht eher untypische Richtung. Das ist kein typischer 'Black Blues' oder Soul, man vernimmt durchaus die 'weisse Handschrift'!
Insofern ist Musik im Reibungsfeld zwischen den verschiedenen Polen entstanden, die mich jedoch dazu veranlassen, dass, wenn ich
Charles Walker, den Blueser hören will, auf jene Platte, die er für CrossCut Records mit
Johnny Jones aufgenommen hat. ("In The House", 2000) entscheide. Interessant ist dabei, dass mit
Fred James,
Billy Earhart und
Mary-Ann Brandon auch seinerzeit genau jene Musiker, die wir auf der hier rezensierten Platte hören, dabei waren.
Druckvolles Schlagzeug bestimmt fast jedes Stück. Außerdem ist dazu noch dieser leicht federnd-groovende ' Muscle Shoals-Sound' nicht zu überhören, dabei wurde doch im Bluesland Studio in Nashville, TN, aufgenommen. Ja,
Fred James macht seine Sache hier wirklich gut!
Balladen gibt es auch, und wieder: Es ist kein Blues, es ist kein typischer Soul, die Musik steht irgendwie 'zwischen den Stühlen' und atmet den Hauch eines 'Blue-eyed Memphis Southern Soul'. Eine irgendwie eigenständige Musik, die sich dort entwickelt hat. Aber immer prickelt es voller Gefühl und wenn dann noch ein mit Inbrunst vortragender Sänger wie
Walker dabei ist, dann trieft es schon ganz satt aus den Boxen. Das ist keine 'Hochleistungsmusik', auch die Gitarrensoli sind brav und übersichtlich, aber - what a feeling!
Dieses kommt dann gaaaaanz stark zur Geltung beim langsamen und dramatischen "The House That Love Lives In". Der Song scheint fast stehen zu bleiben, so haftet er am Boden und verbreitet ein Gefühl, dass sich die Wirbelsäule rauf und runter bewegt. GÄNSEHAUT! Das ist ein 'Slow Blues With A Touch Of Soul'.
"Tomorrow Night", das hat Ambitionen für 'die Schnulze der Platte', so schön schmerzvoll klingt der Vortrag,
»Your lips are so tender, heart is beating fast, tell me darling will it last, tomorrow night, will you be with me when the moon is bright«, ach ja, wie schön ...
"My Buddha" bluesrockt richtig schön trocken und
Walker lässt den Blueser 'raushängen' mit einem relativ einfach gehaltenen Thema, ein wenig in der Tradition eines
John Lee Hooker. Wie gesagt, noch einmal sattes Southern Blues-Feeling mit "Giant Switches", ein Titel, der auch gut aus der Feder von
Tony Joe White hätte entspringen können, leicht 'swampig' also.
Insgesamt sicher kein überragendes Album, aber sehr solide und voller Feeling mit spielfreudigen Musikern, und diesem unvergleichlichen, sich einschleichenden Sound des Southern Soul!