In der Flut der CDs schien diese zuerst fast unterzugehen. Greg Wood? Unbekannt, laut beiliegendem Artistinfo von "Sonic Rendezvous" macht der aber schon seit seit 1990 Musik. In Bands, die Rockversionen von Country-Standards (Merle Haggard, Hank (der Sr.) und Allen Coe) vor kleiner Zuhörerschar in schlecht besuchten Jukejoints runternudelten. Muss schon ein ernüchterndes Erlebnis sein, in Texas damit durchs Land zu tingeln.
Ein paar Jahre später gelingt dann mit seiner Band Horseshoe ein Achtungserfolg. Das Album "King of the World" wurde von der "Houston Public News" zum Album des Jahres 1996 gekürt. Nicht, dass der Rest der Welt was davon mitbekommen hätte. Vor den Aufnahmen eines Nachfolgealbums kam dann der Schicksalsschlag: Greg Wood musste sich einer Herzoperation unterziehen.
Nach langsamer Genesung, während Wood sich vom Business abwandte (wer wills ihm verdenken?) machten seine Freunde Dampf: Er soll ein Soloalbum aufnehmen, das hier vorliegende Album "Ash Wednesday" ist das Ergebnis.
Die Auseinandersetzung mit der Platte zeigt recht schnell, dass Greg Wood erstens über eine hervorragende (leicht whiskeygefärbte) Stimme verfügt, die einfach perfekt zu seinen Rootsrock/Countryrock-Kompositionen passt, zum zweiten ist er ein großer Geschichtenerzähler.
Zynismus aber auch Spaß sind die Themen seiner kleinen Epen, er fühlt wohl den Puls des texanischen Alltagslebens der "normalen kleinen" Leute. Er selbst meint dazu: You can't leave the bar every night without at least a glimmer of hope, even if it's only the hope that the bar is still there tomorrow.
Musikalisch baut die Platte auf Country auf, der mit fast allen Schattierungen des Rock, R&B und anderen Elementen amerikanischer Musiktradition verziert wird. Shuffle-Bar-Country-Rock ("37 Years"), astreine gitarrendominierte kleine Slidewunder (mein absoluter Favorit auf dieser Platte: "Everything Is Ok", rocklastiger Bluegrass ("Coventant") wechseln sich mit Alt. Country-Balladen ab.
In der Tat ein kurzweiliges Vergnügen, reichlich mit Banjo, Dobro und Steelgitarren instrumentiert. Über allem das schon angesprochene souveräne Stimmorgan Greg Woods.
Die Produktion kann auch voll überzeugen: Nichts ist mit unsäglichem Nashville-Zuckerwattenschmalz überproduziert, auch Understatement low-fi-Geschrammel wurde zum Glück vermieden. Der Klang entspricht dem heutigen hohen Standard. In einer anderen (gerechteren?) Welt würde Greg Wood soviel Platten verkaufen, dass er davon leben könnte.
Spielzeit: 39:53, Medium: CD, Sonic Rendezvous, 2002
1:37 Years 2:Everything is ok 3:Covenant 4:Ash Wednesday 5:End of the World 6:Smashed flat 7:Sam Kinison 8:She'll make a good Memory 9:Thinkin' it over 10:Coffee and Cornflakes 11:Black Leaves 12:Top of your Box 13:Wishful thinking
Manni Hüther, 30.11.2003
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