Bereits der Einstieg mit "Beer And Water" ist ein Hinhörer. Hervorragend, wie O' Gallagher energisch sein Solo spielt und dabei im Hintergrund von Williams der Rhythmus bestimmt wird, auch dergestalt, dass er ihn ständig unterbricht, ohne die Zielrichtung zu verlieren. Inmitten des Titels folgt dann ein Basssolo, das von tupfender Begleitung auf den Becken umspielt wird. Es ist ein Genuss zu erleben, wie sich die Musiker durch ihre Professionalität, gepaart mit Improvisationskunst, auf der Basis blinden Verständnisses unglaublich locker verständigen und eine mitreißende Atmosphäre liefern.
Ein fast folkartig anmutendes Thema bestimmt den zweiten Titel, bevor auch hier zunächst einmal mit dem Bassisten die Solisten wieder zu Wort kommen.
Das ist moderner Jazz auf der Basis von Hard Bop und der Weiterentwicklung zum New Thing, zum freien Jazz, ohne dass es hier vollständig zum Loslösen bekannter Strukturen kommt. Eben genau in jener Richtung, wie es der bereits genannte Coleman in den späten Fünfzigern vormachte. Auf dem mit fantastisch federnden Schlagzeug eingeleiteten "Scrunge/Search Me", das dadurch einen ganz dezenten Hauch von Jazz Rock erhält, gibt es dann allerdings ein recht frei gestaltetes Solo auf dem Saxofon, das inmitten des Titels den Weg für einen gänzlich unbegleiteten Einsatz des Trompeters freigibt. Man bemerkt, dass die Räume offen gehalten werden, ein Höchstmaß an Spannung wird so erzeugt. Eine Welt für Entdecker öffnet sich so und das mit viel Abwechslung, gekennzeichnet durch die bisher geschilderten Beispiele als auch durch das leicht düster wirkende "Lament" und das balladesk schwebende "She Can't Be A Spy".
Dies ist grandioser und zeitloser Jazz, den man problemlos auch in den experimentellen Sparten der Fünfziger als auch in die Zeit der Aufbruchstimmung eines
Miles Davis der Sechziger packen könnte.
Jeff Williams ist hier nicht der alleinige Star der Band, obwohl sein Können die Struktur der Stücke doch weitgehend durch seine wunderbar elegante Spielweise bestimmt - sehr rhythmisch ist in diesem Zusammenhang "Fez" gelungen. Mir persönlich gefällt
John O' Gallagher am Altsaxofon sehr gut. Dieser Mann spielt mit Gefühl, mit viel Ausdruck, mit Einfallsreichtum und zeigt eine recht moderne Variante seines Instruments, offen für Neuerungen und Nuancenreichtum.
So freue ich mich, nach so langer Zeit wieder mit
Jeff Williams zusammengetroffen zu sein und werde das sicher noch ausbauen. Ihm und seiner Band ist eine wirklich herausragende Platte gelungen und wie gern wäre ich bei diesem Konzert anwesend gewesen!