Leslie West, Ex- Mountain-Saitenschwinger, Schwergewicht, Bluesrocker, Heavyrocker, 70er-Ikone, was gibt es nicht alles für Begriffe und Superlative, diesen Mann zu beschreiben, der mit Mountain in der Originalbesetzung eigentlich nur drei Jahre im Geschäft war, dafür in dieser Zeit und nicht nur aufgrund ihres Woodstock-Auftrittes Rockgeschichte geschrieben hat. Mit Felix Pappalardi an Bord, einem der Hauptsongschreiber, der u.a. auch für die letzten drei Alben von Cream verantwortlich war, hatten sie auch einen begnadeten Produzenten, der mit seiner Art des Songwritings und mit gleichzeitiger unverkennbarer Stimme maßgeblich mit zum Erfolg beigetragen hatte.
Nach dem Split formierte sich dann mit Jack Bruce, das Trio West, Bruce & Laing, mit dem nach zwei Veröffentlichungen ebenfalls wieder Schluss war. Ab und zu folgte eine Soloscheibe, aber richtig los mit regulären Plattenveröffentlichungen, ging es eigentlich wieder ab 1995.
West und Pappalardi teilten sich bei Mountain das Mikro und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass West mit seinem charakteristischen Bluesorgan auch auf allen weiteren Alben gesanglich das Heft in der Hand hält. Leider haben alle Veröffentlichungen ohne Pappalardi nicht mehr das Flair und den eigentümlichen Reiz, die seinen Kompositionen anhafteten. Eine Reunion mit ihm ist leider nicht mehr möglich, denn Felix Pappalardi wurde 1983 von seiner Frau erschossen.
Nichtsdestotrotz fliegen einem die Riffs in bester West-Manier mit Grooves an allen Ecken und Enden, in bluesigen und teils psychedelischen Schattierungen, wie aus einem Guss um die Ohren.
Die Zeit scheint stillzustehen. Die instrumentale Verpackung kommt mit dem richtigen Feuer im 70er-Jahre Outfit und pendelt von gefühlvoll bis zu kantigem, abgehacktem Rock. "Money", der Opener, kann als Mid-Tempo angelegter Song genauso überzeugen wie die Covers "Dear Prudence" ( Beatles) und "We Gotta Get Out Of This Place" ( Animals). Atmosphärisch stimmig, beide im semi-akustischen Gewand mit spröder Stimme und Melodiebögen, die in ihrer Produktionsklangfärbung an verschwommene, audiophile Raritäten erinnern.
West liefert das, was ihn zu einem Gitarristen der Spitzenklasse gemacht hat. Gitarren-Sounds, die nicht von dieser Welt scheinen, dazu manchmal leicht epische Passagen, die einen sofort in den Bann ziehen. "By The River" und "The Twister", die mit einem ausgewogenen Mix aus Rock-Attitüden und bluesigen Stimmlagen überzeugen. Die Gitarren-Arrangements werden nicht dominant in den Vordergrund gestellt, sondern brillieren in einzelnen, facettenreichen Klangbildern.
"Setting Sun" setzt mit seinen formidablen Chorussen Stimmungen frei, die derartig intensiv in ihrer Breitenwirkung sind, dass man unzählige Verweise zu hören glaubt, die aber nach näherem Hinhören, nach eben dieser einzigartigen Mountain-typischer Soundcollagen klingen. Mystisch und in der Stilistik ein über Hall daherkommender dunkler Blues zündet mit "Sea Of Heartache" schon ab dem ersten Durchlauf. Monumentale Hooklines mit starken dramatischen Gitarrensoli lassen den Hörspaß an diesem Album noch weiter ansteigen. Selbst "We'll Find A Way", ein kantiger, trockener Rocker, passt nahtlos in das Gesamtkonzept dieses zwar kurzen, aber in seiner Intensität um so mehr beeindruckenden Albums.
Leslie West ist zwar keine Neuentdeckung, setzt aber durch seine Originalität und Persönlichkeit wieder einmal eine Tonspur, die, obwohl bereits erstmals 1976 veröffentlicht, auch 2009 noch durch ihre Struktur und Geradlinigkeit eine Stimmung freisetzt, die gerade oder vielleicht auch deshalb, durch die Instrumentierung von einem derart routinierten Rock-Monolithen bis heute nie zur Selbstkarikatur verkümmert.
Line-up:
Leslie West (vocals, guitar)
Corky Laing (drums)
Mick Jones (guitar)
Don Kretmer (bass)
Frank Vicari (horns)
Sredni Vollmer (harp)
Ken Ascher (piano)
'Buffalo' Bill Gelber (bass)
Tracklist |
01:Money (Whatcha Gonna Do)
02:Dear Prudence
03:Get It Up (No Bass--Whatsoever)
04:Singapore Sling
05:By The River
06:The Twister
07:The Setting Sun
08:Sea Of Heartache
09:We'll Find A Way
10:We Gotta Get Out Of This Place
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