Paul Williams / In Memory Of Robert Johnson
In Memory Of Robert Johnson
Robert Johnson (1911-1938) hat seine handvoll von Aufnahmen im November 1936 in St. Antonio und im Juni 1937 in Dallas eingespielt. Das erste überhaupt konservierte Lied war "Kind Hearted Woman Blues". In diesen zwei Sessions nahm er insgesamt nur 29 Songs auf. Musikalisch bilden sie Robert Johnsons Nachlass.
Wahrlich nicht viel, kümmerten sich doch unzählige Gitarristen um dieses Vermächtnis, wenn es darum ging/geht, die Roots der Bluesmusik zu erkunden, seine Songs zu sezieren und wieder zusammenzusetzen oder einfach zu kopieren. Letzteres endet wohl in einer Sackgasse, denn kopieren lässt sich einer der Urväter des Blues nicht. Ein weiterer war Charley Patton.
Genug der Vorrede, denn diese Rezension soll keine Abhandlung über die Geschichte des Blues werden, sondern einen britischen Bluesmusiker namens Paul Williams und seine 'Begleitmusiker' in den Vordergrund stellen.
Bereits 33 Jahre ist es her, als sich Williams mit namhaften Freunden der britischen Bluesszene in den Londoner 'Trident Studios' traf, einigen Robert Johnson Stücken widmete und 1973 als "In Memory Of Robert Johnson" veröffentlichte.
U.a. zusammen mit Spencer Davis, Jon Mark (auch Produzent dieser CD) und Alun Davies (acoustic guitar), Bob Hall (piano), Glenn Campbell (steel guitar) und Keith Ellis (bass), ist diese leider in Vergessenheit geratene Scheibe eingespielt worden.
Man hat Johnsons Material entweder mit nötigem Respekt interpretiert oder sich ihm mit angemessener Würde genähert.
Immer wieder bleibe ich beim Hören der CD bei "When You Got A Good Friend" hängen. Paul Williams hat seinen Titel solo eingespielt. Emotionaler Gesang mit einer Gitarrenbegleitung, an der Johnson seine wahre Freude haben dürfte.
Und dann dieses so saucool groovende "Come On In My Kitchen". Slidegitarre, akustische Gitarrenbegleitung, dezente Drums und ein zurückhaltend pumpender Bass - einmalig. Andere Musiker sind von dieser Interpretation meilenweit entfernt.
Bob Hall hat seinen großen Einsatz beim "Rambling Blues". Faszinierend, wie er den Song mit seinem Pianospiel verzaubert. Williams Slidegitarre lässt einen so richtig warm um's Herz werden. Verrückt, wie dieser Track ganz ohne Drums begeistern kann.
"Terraplane Blues" wird in zwei Versionen geliefert. Die erste Version, Opener der CD, packt einen direkt beim Schopf. Hat Paul Williams eine Stimme!!! Schon das Intro lässt aufhorchen. Um 1 ½ Minuten länger als das Original darf man im Mittelteil ausgiebig Slidegitarre genießen.
Die zweite Version klingt so, als wäre sie in einem leeren Saal aufgenommen worden. Paul Williams liefert hier sozusagen die Harmonika Fassung ab.
Beide Bearbeitungen haben ihren Charme. No special favourite, aus meiner Sicht und beide sind gelungen.
Eine unendliche Zahl von Musikern hat sich mit mehr oder weniger viel Erfolg an der Hinterlassenschaft eines Robert Johnson versucht. Manche haben einen oder zwei Stücke auf einer Scheibe. Die "Mike Onesko Blues Band" hat auf "Smokehouse Sessions" zwei Ausgaben von "Crossroads" verarbeitet. Eine Slow- und eine heavy Bluesrock-Version. Beide sind gelungen.
Als komplette CD mit Robert Johnson Liedern reicht nur noch "Crossroads" von John Hammond Jr. an die von "Paul Williams & Friends" ran.
Über Eric Claptons Spätwerk "Me & Mr Johnson" möchte ich hier kein weiteres Wort verlieren. Ich habe ja "In Memory Of Robert Johnson" und kann diese CD immer wieder mit Freude in meinen Player legen.
Eine hervorragende Scheibe, die leider wohl vielen bluesinteressierten Hörern bisher durch die Lappen gegangen ist. Das sollte sich mit meiner Rezension geändert haben.


Spielzeit: 33:32, Medium: CD, Black Sun, 1973
1:Terraplane Blues (version one) 2:Crossroads Blues 3:Kind Hearted Woman 4:If I Had Possession Over Judgement Day 5:Rambling Blues 6:When You Got A Good Friend 7:Come On In My Kitchen 8:Terraplane Blues (version two)
Joachim P. Brookes, 31.01.2006