Sara Watkins / Sun Midnight Sun
Sun Midnight Sun Spielzeit: 35:37
Medium: CD
Label: Nonesuch Records, 2012
Stil: Americana, Independent

Review vom 30.07.2012


Wolfgang Giese
Dies ist eine ungewöhnliche Platte, mit ungewöhnlicher Musik - dabei hätte es so einfach sein können. Die Fiddle-Spielerin Sara Watkins ist ja eigentlich seit 1989 Mitglied der Bluegrass-Band Nickel Creek, bei der die Grenzen relativ klar abgesteckt sind, obwohl die Gruppe recht modern klingt. Nun hat sie sich vom Bluegrass völlig getrennt und die Fiddle gegen den Klang einer 'Rock-Geige' eingetauscht.
Musikalisch ist die Dame bereits seit ihrem achten Lebensjahr unterwegs. Nun ist sie siebenundzwanzig Jahre alt und legt ihr Debüt vor. Erwähnenswert ist noch, dass "Sun Midnight Sun" von John Paul Jones produziert wurde, genau - von dem Led Zeppelin-Musiker. Mein vorliegendes Bemusterungsexemplar enthält leider keine Angaben zum Line-up, so verweise ich auf die zahlreichen Namen derer, die angeblich mitgeholfen haben sollen.
Wild und übersteuert schallt es uns keltisch entgegen - ein kurzer Auftakt mit einer Einleitung, die in die Irre führt. Denn schon der zweite Track klingt ganz anders, ist das jetzt Country oder ganz einfach Americana, um es sich einfach zu machen? Ein Track, der irgendwie auch fröhlich rüberkommt und mich ein wenig an die Musik von Lindsey Buckingham erinnert. Beschwingt geht es dann mit "You're The One I Love" weiter, das Ghost Riders In The Sky heraufzubeschwören scheint, aber mit einem gewissen 'schwammigen' Sound irritiert. Nicht unbedingt schwammig, aber mit stark verzerrter und übersteuerter Gitarre geht es weiter: rumpelnd-holpriges Schlagzeug und Gesang, von dem ich nicht genau weiß, wie ich ihn einordnen soll. Passt das wirklich alles zusammen? »You needed me, when I was gone«, so haucht Sara dann im Walzerrhythmus, mit einem quäkigen Keyboard (?) und akustischer Gitarre untermalt. Ein gar zart anmutender Song ist "Be There".
Weiter geht es mit Popmusik der besonderen Art, so etwas wie Countrymusik moderner Spielweise - orientalisch und skurril anmutende Sounds, bis uns "Take Up Your Spade" schlussendlich aufruft, den Spaten zur Hand zu nehmen, um was…?? Irgendetwas begraben? »Shake off your shoes, leave yesterday behind you«, so heißt es in einer Zeile. Also: alte Zöpfe abschneiden und begraben? Soll das eine zukunftsweisende Prophezeiung sein?
Ich bin gespannt, ob Sara Watkins unter diesen Umständen weiterhin Bluegrass spielen wird oder sich nun auf obskuren Wegen profilieren möchte? Die Musik auf dem Album spaltet ein wenig. Einerseits die Erwartungshaltung dessen, was da kommen müsste und andererseits der Aufbruch in etwas ganz anderes. Doch dieses ganz Andere ist mitunter dermaßen sperrig konzipiert, dass es schwierig ist, derartiges unterzubringen. So habe ich bei einigen Titeln Probleme mit dem Gesang, den ich nicht als zum jeweiligen Titel passend empfinde.
"Sun Midnight Sun" ist Musik, die man einfach immer wieder einwirken lassen muss. Dann scheint sie sich zu entwickeln, und ich stelle fest, dass ich mich daran immer mehr 'gewöhne' und sie gelegentlich sehr gern höre, weil sie so erfrischend anders ist. So möge jede/r selbst entscheiden…
Line-up:
Sara Watkins (vocals, violin, fiddle. acoustic guitar, ukulele)
Fiona Apple (harmony vocals)
Benmont Tench (keyboards)
Pete Thomas (drums)
Jackson Browne
Taylor Goldsmith
Sean Watkins
Tim O'Brien
Chris Elridge
Ronnie McCoury
Rayna Gellert
Gillian Welch
Dave Rawling
Tracklist
01:The Foothills (1:22)
02:You And Me (3:23)
03:You're The One I Love (1:45)
04:When It Pleases You (6.50)
05:Be There (3:50)
06:I'm A Memory (3:56)
07:Impossible (3:54)
08:The Ward Accord (3:21)
09:Lock & Key (3:39)
10:Take Up Your Spade (3:26)
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