Snowy White And The White Flames
The Way It Is ...
The Way It Is ...
Terence "Snowy" White wurde 1948 in Devon, England geboren. Im Alter von sechs Jahren fing er an Klavier zu lernen, sattelte aber bald darauf zur Gitarre um. Nachdem ihm seine Eltern eine erste Akustische geschenkt hatten, kaufte er sich - inspiriert durch Bluesgrößen wie BB King, Buddy Guy, Otis Rush oder Albert King - nacheinander diverse E-Gitarren. So unter anderem auch eine Stratocaster, die er jedoch 1968 in eine "Les Paul Goldtop" eintauschte. Und genau diese Gibson sollte ihn durch sein gesamtes späteres musikalisches Leben begleiten.
Snowy White ist fest mit einigen sehr wohlbekannten Namen des Musikgenres verknüpft. So war er beispielsweise mit an der Einspielung des Albums "In The Skies" (1979) von Peter Green vertreten. Dies ist für ihn insofern von besonderer Bedeutung, da Peter Green mit zu seinen eigenen Gitarrenheroes gehört und seinen Gitarrenstil mitprägte.
In den Siebzigern entwickelte sich auch eine vier Jahre dauernde Zusammenarbeit mit Pink Floyd, die neben seiner Beteiligung an der Einspielung des Kultalbums "Animals" darin gipfelte, dass er bei der (freilich erst viel später stattfindenden) "The Wall" - Show in Berlin 1990 dabei war. Dieses Konzert wurde damals von Roger Waters arrangiert, der sich in der Zwischenzeit von Pink Floyd getrennt und bei Snowy White zur Teilnahme an diesem Projekt angefragt hatte. Die Show wurde weltweit über das Fernsehen live übertragen und von über 400.000 Zuschauern besucht.
Ausserdem arbeitete White auch, zunächst als "Aushilfsmusiker", für Thin Lizzy. 1978 stieg er auf Anfrage von Phil Lynott voll ein und war maßgeblich an der Einspielung einiger hochkarätiger Alben mit von der Partie (u. A. "Chinatown" von 1980 und "Renegade" von 1982).
1982 verließ er die Band wieder, da sie nach eigenem Bekunden "musikalisch nicht seinen Kern traf", versuchte sich in der Folgezeit recht erfolgreich als Solokünstler (z.B. mit dem Chart-Erfolg "Bird Of Paradise", der in England auf Platz Drei kletterte und sich monatelang hielt) und gründete dann letztendlich in den Neunzigern seine eigene Formation The White Flames.
Heute gehört Snowy White zu den renommiertesten britischen Gitarristen überhaupt. Er ist dafür bekannt, dass er es auf geradezu einzigartige Weise versteht, die verschiedensten Musikstile miteinander zu verbinden. Und das neue White Flames -Album untermauert dies eindrucksvoll!
Auf der CD befinden sich insgesamt zwölf Einspielungen, die allesamt wohldurchdacht sind. Viele der Tracks gehen mir direkt "unter die Haut". Dabei spielt White nicht nur eine exzellente Gitarre, sondern die gesamte Band ist super aufeinander abgestimmt. Und trotz so manchen Schlenkers und den verschiedensten musikalischen Themen wirkt die komplette Scheibe wie aus einem Guss!
Dabei werden die Instrumente zumeist sehr sparsam eingesetzt und sorgen so für glasklare Aussagekraft und Filigranität. Mit anderen Worten: Die CD ist wirklich gut!
Die Musik bewegt sich durch sehr viele Richtungen: Blues, Rock, Fusion, Jazz oder lateinamerikanische Einfärbungen durch den Einsatz von Percussion - bei einigen Stücken ist es gar nicht so einfach, sie aufgrund ihres Facettenreichtums entsprechend zuzuordnen. Dabei aber sind sie sehr geschickt arrangiert und immer äußerst einfühlsam und mit Herz gespielt.
Genau so vielfältig wie der Inhalt der CD ist auch die Anzahl der auf ihr zum Einsatz gekommenen Musiker, denn nicht weniger als 11 verschiedene Namen lese ich aus den einzelnen Besetzungen der verschiedenen Tracks zusammen:
Juan van Emmerloot - drums/percussion
Walter Latupeirissa - bass
John Bundrick Hammonds/piano
Snowy White - Vocals/guitars
Orlando Sandoval - piano/keyboards
Richard Bailey - drums/percussion
Kuma Harada - bass/bongos
Max Middleton - piano
James Lascelles - Hammond
Dawn Knight - Chorus vocals
Ray Carless - sax
Hier noch einige (und das sind längst nicht alle!) Anspieltipps auf der CD:
"No Stranger To The Blues" fängt mit der Acoustics in bester Robert Johnson - Manier an, dann kommt es nach der ersten Strophe durch den Einsatz von Bass und Schlagzeug zu einer Steigerung. Ein markantes Gitarrensolo komplettiert den Reigen.
"Bird Of Paradise" ist eine Neuauflage des weiter oben erwähnten Chart-Stürmers. Es unglaublich gefühlvoll, dabei langsam gespielt und geht mir richtig unter die Haut. Sparsame Instrumentierung, einfühlsamer Gesang, geschickt eingesetzte und geniale Gitarren-Soloklänge halten das Stück im Gleichgewicht. Ein Knaller!
"What I´m Searching For" ist ebenfalls recht langsam und bekommt seinen Flair durch geschickte Bassuntermalung, Percussion sowie einfühlsame "weinende" Gitarrentöne. Es erinnert mich ein wenig an Santanas bessere Zeiten. Dazwischen gibt es eine sparsam und toll inszenierte experimentelle Einlage. Klasse!
"Angel Inside You (Part 1)" beginnt sehr sparsam mit wenigen einzelnen Gitarrentönen und Gesang, irgendwann setzt das Schlagzeug ein und das Stück zieht mit treibendem Bassrhythmus und tollem Gitarrensolo nach vorne.
"Angel Inside You (Part 2)": verhaltene melodiöse und sehnsüchtige Gitarrenklänge mit wiederkehrender Melodiefolge. Es besticht durch eine fast unglaubliche Sparsamkeit und Transparenz - man saugt quasi jeden Ton auf! Dann kurz und knapp etwas Schlagzeug, tolles Saxophon, das gezielt eingesetzt wird und mir "ins Mark" geht. Schließlich kommt durch den Einsatz von Percussion mehr Bewegung in die Sache. Lateinamerikanische Stimmung macht sich breit. Einer meiner Favoriten auf der Scheibe!
"The Way It Is" ist ein eher langsamer "Walkin´-Rock", der seine Farbe in erster Linie durch die "wandernde" Basslinie bekommt. Dabei unterstützt der geschickte Einsatz des Keyboards noch die Dynamik.
Snowy White besticht einmal mehr mit seinen Gitarreneinlagen. Und zwar tut er dies - wie bei all den anderen Tracks auch - weniger durch den Einsatz hoher Geschwindigkeit oder irgendwelcher ausschweifender "Fideleien".
Was Whites Spiel für mich so herausragend macht ist Gefühl, größtmöglichste Treffsicherheit und absolute Prägnanz.
Da dürfte sich getrost so manch unserer so genannten "Gitarrengötter" eine dicke Scheibe abschneiden - wenn es denn so einfach wäre. Hut ab!
Fazit:
Die CD ist super abgemischt, sauber produziert und enthält ein paar wirkliche Perlen. Und somit ist sie auch ein absolut glasklarer TIPP.
Ich bin begeistert!

Veröffentlichungstermin ist der 28.03.2005.
Spielzeit: 55:43, Medium: CD, White Flames Music / Soulfood, 2005
1:No Stranger To The Blues 2:Bird Of Paradise 3:Black Magic Woman 4:What I´m Searching For 5:Angel Inside You (Part 1) 6:Angel Inside You (Part 2) 7:Falling 8:The Way It Is 9:A Place Of Your Love 10:This Time Of My Life 11:Easy 12:Sweet Bluesmaker
Peter Rodenbüsch, 01.03.2005