Steve Walsh, seit langen Jahren Sänger und Songwriter der Band Kansas, hat nach "Schemer-Dreamer" (1980) und "Glossolalia" (2000) mit seinem nunmehr dritten Soloalbum "Shadowman" ein wirkliches Sahnestückchen hingelegt! Interessant dabei ist nicht nur, dass musikalische Parallelen zu seiner Stammformation Kansas unverkennbar sind. Darüber hinaus versteht es Walsh (vocals, keyboard) mit der Hilfe seiner Mitstreiter Joe Franco (drums), Joel Kosche (git., bass), David Ragsdale (violine) und Michael Romeo (orchestrale Organisation) den acht Stücken auf seiner neuen CD ordentlich Biss einzuhauchen.
Beeindruckend dabei ist neben der druckvollen und exzellenten Gitarrenarbeit von Joel Kosche vor allem auch der Aufbau der meisten Tracks, die durch geschickte Spannungsbögen und musikalische Raffinessen schon fast an kleine, in sich abgeschlossene Rockopern erinnern.
Der Opener "Rise" beginnt mit mystischen Keyboardklängen und leicht verschachtelten Schlagzeugsequenzen, bevor dann die von Kansas her so bekannt klingende Stimme von Walsh einsetzt. Durch geschickt arrangierte und seitens der Gitarre her druckvoll gespielte Breaks wird das Stück gegen Ende dann ordentlich nach vorne getrieben.
Mein persönlicher Favorit ist das anschließende, knapp sieben Minuten dauernde "Shadowman". Kompromisslose Powerchords eröffnen die Nummer, nach der dann folgenden Gesangspassage bringen die sehr melodischen Keyboards Farbe ins Spiel. Im Anschluss daran folgt ein Refrain, der sich perfekt in das musikalische Thema einfügt und mir richtig unter die Haut geht. Doch damit nicht genug - denn in der Mitte des Tracks gibt es quasi als Sahnehäubchen noch einen weiteren sehr melodischen Part, der das Ganze weiter aufbaut. Ein echter Knaller, ich bin begeistert!
"Davey, And The Stone That Rolled Away" ist treibender Rock. Auch hier wird das Grundthema durch tolle Breaks und Keyboardmelodien immer weiter gesteigert und ausgebaut. Geradezu genial sind die ab der Mitte des Tracks eingeflochtenen Gitarrenparts, die das Stück mächtig nach vorne treiben.
Nach dem im Vergleich zu seinen Vorgängern eher einfach gestalteten und boogiebehafteten "Keep On Knockinī", das deswegen jedoch keineswegs ein "Durchhänger" ist, folgt mit "Pages Of Old" ein sehr gefühlvolles und balladeskes Stück, das mich entfernt an Kansas "Dust In The Wind" erinnert.
Bei "Hell Is Full Of Heroes" geht es wesentlich härter zur Sache: treibende, schnelle Gitarrenrhythmen, druckvoller Gesang und auch hier wieder mehrere unterschiedliche Breaks, die für Abwechslungsreichtum sorgen.
Zu Beginn verwendete ich den Begriff 'Rockoper' - das zehnminütige "After" passt wohl ganz eindeutig in diese Kategorie. Orchestrale Einschläge sowie der Einsatz von Ragsdales Violine prägen diesen Titel ebenso wie die Aneinanderreihung der verschiedensten Melodiefolgen und Rhythmen, wobei niemals der 'rote Faden' verloren geht.
Fazit:
Die CD ist sauber produziert und exzellent abgemischt.
Die Musik ist nichts 'für zwischendurch' oder 'nebenher', denn die Stücke sind überwiegend sehr facettenreich aufgebaut und durchdacht - und sie zünden!
Prädikat: Absolut empfehlenswert!
Spielzeit: 48:57, Medium: CD, Frontiers Records, 2005
1:Rise 2:Shadowman 3:Davey, And The Stone That Rolled Away 4:Keep On Knockin' 5:Pages Of Old 6:Hell Is Full Of Heroes 7:After 8:The River
Peter Rodenbüsch, 30.06.2005
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