»Es würde mich aber doch schon sehr interessieren, zu welchen Eigenkreationen die Band in der Lage ist, denn musikalischen Geschmack haben sie...«, schrieb ich vor ca. viereinhalb Jahren, als ich 10 Songs rezensierte und mit Waiting For Louise die zweite musikalische Bekanntschaft machte. Die erste, From 6 To 5, war bereits im Jahr 2002.
Die Jungs warten also beständig auf ihre 'Louise' und vor allem, sie sind sich musikalisch treu geblieben und zelebrieren eine feine Mischung aus Singer/Songwriter und Folkmusik. Drei Coversongs sind vorhanden, die erstens wunderbar dargeboten werden und den Charakter der Originale schön transportieren. Zum anderen sind die drei Stücke so gewählt, dass sie perfekt zu den Eigenkompositionen passen. Was mir allerdings sofort beim Studieren des Booklets auffiel, ist die Tatsache, dass keine weiblichen Vocals mehr vorhanden sind.
Dem 'Schreck', denn Petras Stimme im Duett mit Michael war schon eine Hausnummer, folgte aber Erleichterung beim ersten Hören von "New Tricks For Old Dogs", weil die Atmosphäre der Vorgängerscheiben auch ohne Frau stets präsent ist.
Dazu trägt zweifellos die Saitenarbeit der von Michael Mann ins Feld geführten Instrumente bei, die das ein oder andere Mal Lust erzeugen, die Akustische in die Hand zu nehmen, um selbst mitzuspielen.
Filigrane Spieltechniken und stimmungsvolle Akkordwechsel erzeugen beim Hörer wohlige Schauer. Das geht bereits beim Einstiegssong, "Small Town Blues", los, der außerdem gleich eine weitere Stärke offenbart und zwar den Einsatz der Blues Harp. Und unterschwellig weht der 'akustische Country-Geist' von Jerry immer mal wieder durch die Tracks.
"No Words" trommelt sich im wahrsten Sinne des Wortes in das Stück, während mich "Finding You" von Foster/McLennan ( The Go-Betweens) zu Beginn an den Who-Klassiker "Behind Blue Eyes" (Gell, wir merken uns: "Behind Blue Eyes" ist NICHT von Limp Bizkit) erinnert.
In WFLs Titeln ist eine Art Gemütlichkeit und Vertrautheit, die einfach nur begeistern kann, wenn man auf diese Art Musik steht. Keine effekthascherischen Gimmicks, sondern eine Reduktion auf das Wesentliche: Musik machen, bei der man zu jeder Sekunde merkt, wie viel Spaß das Musizieren den Protagonisten bereitet. Banjo, Dobro und Mandoline verbreiten diese besondere 'Saitenstimmung' und wenn man die Band (oder Michael solo, wie ich vor ein paar Jahren) schon mal live gesehen hat, stellt man sich Michael auf dem Stuhl in seiner Latz-Jeans vor und sagt 'Yeah, groove on man'.
Songwriterische Klasse ist neben der Spielweise der Drei eine weitere Bank. "Jennifer Cool", mit dieser Tristesse-Attitüde, "Miracle" mit den gekonnten Bridges oder auch der Titeltrack mit dieser positiven Grundstimmung. Und dann mein absoluter Fav: "Multicolored Darkness" - das ist einfach eine Hammernummer und die wird auf weiteren Outputs der Band sehr schwer zu toppen sein. Wer auf Van Morrison, die akustischen Grateful Dead, oder/und die auf "New Tricks For Old Dogs" bzw. den Vorgängern zitierten Künstler steht, sollte unbedingt ein Ohr riskieren. Bestellen kann man das Album auf der Bandseite.
Heute morgen mailen meine Redaktionskollegen, dass es anscheinend in der kompletten Republik schneit. Hier scheint die Sonne. Ob das an Waiting For Louise liegt?
Line-up:
Detlef Goch (drums & percussion)
Johannes Lehmann (bass & vocals)
Michael Mann (vocals, guitars, banjo, dobro, mandolin, harp)
Tracklist |
01:Small Town Blues
02:No Words
03:Multicolored Darkness
04:Finding You (Robert Forster/Grant McLennan)
05:Song To A Tattler From Room 511
06:Jennifer Cool
07:Miracles
08:Candy Says (Lou Reed)
09:New Trick For Old Dogs
10:You Can't Fail Me Now (Loudon Wainwright III/Joe Henry)
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