Walk Through Fire / Hope Is Misery
Hope Is Misery Spielzeit: 78:45
Medium: CD
Label: Aesthetic Death, 2014
Stil: Sludge Doom Metal

Review vom 26.05.2014


Andrea Groh
"Hisingen Blues" kannte ich ja schon, aber nun erfahre ich, dass es auch 'Hisingen Sludge' gibt. Der Unterschied zwischen Graveyard und Walk Through Fire ist fast so groß wie die Insel vor Göteborg… musikalisch und damit auch von der Massentauglichkeit her, was sich entsprechend in der Zahl der Likes bei Facebook niederschlägt - da stehen knapp hunderttausend gegen knapp achthundert...
Da Graveyard wohl kaum noch jemanden vorgestellt werden müssen, Walk Through Fire anscheinend aber schon, widmen wir uns also diesen Schweden…
Gegründet 2008 erschien 2009 bereits das Debüt "Walk Through Fire", 2011 gefolgt von "Furthest From Heaven" und nun 2014 "Hope Is Misery".
Darauf befinden sich knapp achtzig Minuten doomigsten Dooms. Die Hälfte der Songs ist instrumental und die anderen haben auch nicht wirklich viel Text. Die Lyrics und die Titel bestätigen jegliches Vorurteil, Doom wäre Depri-Musik, sie übertreffen sogar die Klischee-Vorstellungen diesbezüglich. Das ist selbst für Doom-Maßstäbe ziemlich jammerlappig.
Die Musik ist dementsprechend auch nicht gerade positiv. Nichts für empfindsame Naturen, auch nichts für Hörer, die sich davon herunterziehen lassen könnten. Ein Faible für die fiese Fratze des Sludge sollte man also schon für "Hope Is Misery" mitbringen.
Es beginnt gaaaanz langsam, in extremer Zeitlupe, erst ruhig, dann setzen noisige und dröhnende Gitarren ein - schneller wird es dadurch jedoch nicht. So kriechen die Schweden durch den Opener "Sustained In Grief".
Der danach folgende Titelsong weist etwas auf, das mich fasziniert, gleich schon zu Anfang und später erneut: Ich fühle mich an Glockenschläge erinnert oder an ein langsam schwingendes Pendel. Unheilvoll, düstere Vorahnung bringend, bis die Gitarren hinzukommen und den Pendel-Effekt verstärken. Vor meinem geistigen Auge erscheint die Szene aus der Geschichte "Die Grube und das Pendel" von Edgar Allan Poe, in der sich das Pendel immer tiefer und tiefer… und tiefer schwingt… die fies-keifigen Vocals, die später hinzukommen, gehören bestimmt dem Folterknecht… dann wieder ein ruhigerer Moment… wird nun das Pendel nach oben gezogen und verschont den Gefangenen (die Hörer), doch Walk Through Fire kennen keine Gnade…
Auch im weiteren Verlauf von "Hope Is Misery" wird mit solchen Wechseln gespielt, doch egal ob eher ruhige Passagen oder aggressive Ausbrüche - alles ist nihilistisch und negativ. Brutale Wut trifft auf tiefste Verzweiflung, ein wahrer Höllenritt in die Qual der Seele, tongewordener Horror.
Und doch… immer wieder scheint ein Hoffnungschimmer durch, gerade bei den Instrumentalstücken, wobei vor allem das finale "Laid in Earth" überrascht und zwar durch feierliche Tastentöne - es scheint sich hierbei um ein Gedenkstück zu handeln, das von Schlagzeuger Juliuzs Chmielowski (ja, er kann auch Keyboard… was er schon in anderen Bands, z. B. Tenebre oder Embraced bewiesen hat) eingespielt wurde. Okay, auf seine Weise ist das natürlich ebenfalls sehr düster und setzt eine passende Abschlussnote auf ein Album, das sehr intensiv, jedoch nicht leicht verdaulich ist.
"Hope Is Misery" ist auf gewisse Weise ein Gesamtkunstwerk. Dazu passen auch die Zeichnungen des türkischen Malers Cihat Aral, die zur Illustration des Booklets verwendet wurden.
Natürlich werden das einige eher sterbenslangweilig finden, selbst Epic-Doomer dürften ihre Schwierigkeiten haben, wenn sie nicht auch für solche Klänge offen sind.
Line-up:
Ufuk (guitar, vocals)
Andreas (bass)
Flegar (guitar)
Juliusz (drums, keyboard - #8)
Tracklist
01: Sustained In Grief (7:35)
02:Hope Is Misery (14:06)
03:Grow Stronger In Isolation (3:33)
04:Harden In Despair (8:00)
05:Waking Horror (9:20)
06:Next To Nothing (4:09)
07:Another Dream Turned Nightmare (20:58)
08:Laid In Earth (11:04)
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