Westpol. / Sommerregen
Sommerregen Spielzeit: 16:44
Medium: EP
Label: Eigenproduktion, 2014
Stil: Indie Rock

Review vom 09.11.2014


Steve Braun
Dem Nachwuchs gehört bekanntlich die Zukunft, deshalb ist ein Musikmagazin immer gut beraten, diese Szene im Auge zu behalten.
Erst seit fast drei Jahren mischt Westpol. in der niedersächsischen Musikszene mit und kann schon einige wichtige Erfolge verzeichnen. In diesem Jahr ging es jedenfalls so richtig ab. Die vier Schaumburger spielten sich ins Niedersachsenfinale des Bandcontestes des MusikZentrums Hannover. Es lag garantiert nicht nur am Coaching des Guano Apes-Drummers Dennis Poschwalla, dass man daraufhin einen überaus achtbaren fünfen Platz belegte. Im Sommer gewannen sie gar den Jurypreis des Joker Studio Contests und überzeugten dabei alle Juroren mit einer kraftvollen Darbietung bei herzerfrischendem Songwriting.
Das Ergebnis des Hauptgewinnes, die Produktion der EP "Sommerregen", liegt uns nun zur Besprechung vor. Und, man durfte es bereits erwarten: Westpol. konnte den Schwung der Demoaufnahmen ins Studio mitnehmen und in den Tonträger einfließen lassen. Produzent
Niels Stummeyer hat dabei Westpol.s anregende Energie aufgenommen, bestenfalls diskret in erfolgsorientierte Bahnen kanalisiert. Dazu tragen (sehr dezente), von Stummeyer gespielte Streicher-, Bläser- und Orgelsounds bei, die Westpol.s straighten Gitarrenrock angenehm verbreitern.
Irgendwie merkt man der Band an, dass gleich drei Mitglieder ihre ersten musikalischen Gehversuche am Schlagzeug versuchten. Die vier Eigenkompositionen der "Sommerregen"-EP leben, gleich in welchem Tempo vorgetragen, von ihrer unbändig vorwärtstreibenden Dynamik - ganz so, wie man sich guten, gitarrenorientierten Indie Rock vorstellt. Westpol. legen dabei ebenso viel Wert auf eingängige Melodien, die sich prägnant einfräsende Hook, wie auf kompakte, in sich schlüssige Arrangements. Kein Wunder, wenn man die vier Songs schon nach dem zweiten, dritten Mal zunächst mitsummt und dann bereits mitgrölen möchte. Den Titelsong bekommt man bspw. überhaupt nicht mehr aus dem Ohr...
Textlich lassen die vier Musiker persönliche Bezüge durchschimmern, ohne sich in plakativen Attitüden darzustellen. Die eigenen Visionen zu Realitäten werden lassen (wie im Eröffnungstitel besungen) - solche positiv gestimmten Einstellungen zum Leben ziehen sich wie ein roter Faden durch diese EP. Dabei beherzigen die Jungs offensichtlich ein GrÖnemeyer-Zitat, wonach eine gute Melodie jeden Text transportiert (aber nicht umgekehrt!), denn auf "Sommerreigen" bedingen sich Text und Melodie gegenseitig, verschmelzen zu einer untrennbaren, überaus kompakten Einheit.
Damit dieser Erfolg die Herren 'Westpolen' allerdings nicht zu schnell berauscht, muss ich dann doch etwas Wasser in den (ziemlich) guten 'Grundwein' gießen:
In diesem Indie Rock-Segment, in dem Westpol. zu 'wildern' scheint, gibt es ziemlich viele Bands, die ganz ähnlich klingen - gerade auf diesem gehobenen Qualitätslevel. Es fehlt noch das gewisse Etwas, das Unverwechselbare. Was dies sein könnte, lässt die streicherumwehte Ballade "Westpol" erkennen, ein guter Ansatzpunkt...
Aber vorrangig erscheint es, hier zunächst mal das Potenzial, das in Westpol. liegt, hervorzuheben. Mit "Sommerregen" wurde ein erfolgversprechender Grundstein gelegt, auf den es sich aufbauen lässt - nicht mehr, aber auch nicht weniger!
Line-up:
Yannick Klaus (Gesang, Gitarre, Chor)
Fabian Söhlke (Gitarre, Chor)
Jan Lütje (Bass, Chor)
Leon Klaus (Gesang, Schlagzeug, Chor)

Außerdem:
Niels Stummeyer (Keyboards)
Tracklist
01:Realitäten und Visionen (4:57)
02:Westpol (4:42)
03:Auch wenn die Welt (3:16)
04:Sommerregen (3:49)
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