Die Gruppe Yes, seit 1968 im Geschäft und eine der ganz großen Prog-Acts. Und über diese Schiene gelangen wir zu einem Nebenprojekt des Schlagzeugers Alan White, der seit 1972 die Drumsticks für Yes bedient. Alan machte schon immer mal ein paar Ausflüge in andere Projekte. So entstanden musikalische Darbietungen u.a. mit George Harrison. Und nun eben auch dieses Projekt, welches sich schlicht White nennt.
Der andere Weg, wie wir hierher gelangen können, läuft über die Gruppe Asia. Denn kein Geringerer als Geoffrey Downes bedient hier die Tasten. Immerhin ein Gründungsmitglied von Asia.
Über den Rest des Quintetts kann ich mich nicht äußern. Wenn ich mir allerdings die Platte anhöre, dann müssten die musikalischen Heimaten im Bereich des klassischen Rocks liegen. Und damit wären wir dann auch beim Inhalt des Silberlings. Nachdem auch über die Homepage von Yes für das Projekt White geworben wurde, könnten ungeduldige Hardcore-Fans der Yes-Progger meinen, dass es hier endlich wieder etwas Gleichgelagertes auf die Ohren gibt. Nun, diese Erwartungen kann ich gleich dämpfen. White ist wesentlich weiter im Bereich des melodischen Rocks angesiedelt und bietet so gut wie keine progressiven Einflüsse. Ich weiß auch nicht, was Alan White dazu veranlasst hat, diese Aufnahmen zu machen. Vielleicht sollten einfach ein paar übrig gebliebene Songideen unter Dach und Fach gebracht werden. Oder man möchte sich einfach auch noch mal in eine Ebene begeben, wo ein offensichtlich wesentlich größeres Käuferpotenzial vorhanden ist.
Dieses Album bietet wirklich leichte Kost. "New Day" als Opener macht da sehr schnell klar, wie der Hase läuft. Einfache, fetzige Gitarrenriffs legen die Grundlage, die dann von Downes mit Orgeltönen ergänzt werden. Über die stimmlichen Fähigkeiten von Kevin Currie lässt sich, wie in fast allen anderen Fällen auch, streiten. Eingängige Refrains sorgen dafür, dass Freunde des melodischen Rocks beherzt mitgehen können.
Sehr interessant finde ich das Intro zu "Beyond The Sea Of Lies". Da merkt man schon, dass die Musiker in den 70ern verankert sind. Und das gibt es dann in einem modernen Soundgewand. So wie überhaupt fast alle Songs sehr nett zu hören sind. Und der Track "Give Up Giving Up" verleiht der ganzen Sache dann auch ein wenig von amerikanischem Feeling. Da groovt es einfach locker daher.
Die Gitarren werden zur Mitte des Albums eher etwas cleaner eingesetzt, wodurch die Songs ein wenig geschmeidiger und seichter werden.
Tja, und wie sieht es in Sachen Prog aus? Allenfalls bei "Once And For All" machen sich solche Elemente im Bereich der Zwischenparts, insbesondere beim Keyboard breit. Und dennoch finden White möglichst schnell wieder zurück in die einfachen Rockgefilde.
Was nun wirklich unter dem Schnitt bleibt, ist ein sicherlich interessantes Rock-Album, eingespielt von Musikern, die über jeden Zweifel erhaben sind und durchaus für gewöhnlich wissen, was sie tun. Für Fans der beiden genannten Supergruppen wird die Platte sicherlich als Ergänzung dienen, um die eigenen Sammlungen zu vervollständigen. Das ist keine neue Offenbarung und hier wurde auch nichts riskiert. Solide eben, wie man es von solch großen Musikern wenigstens erwarten kann.
Um es noch mal zu verdeutlichen: Rock - und kein Prog!!!
Line Up:
Vocals: Kevin Currie
Guitars: Karl Haug
Bass: Steve Boyce
Keyboards: Geoff Downes
Drums: Alan White
Spielzeit: 52:53, Medium: CD, Renaissance Records, 2006
1:New Day (5:13) 2:Beyond The Sea Of Lies (4:33) 3:Give Up Giving Up (4:43) 4:Crazy Believer (5:33) 5:Fate (5:18) 6:Dream Away (4:42) 7:Once And For All (5:17) 8:Mighty Love (7:08) 9:Loyal (4:11) 10:Waterhole (6:11)
Ralf 'Jogi' Ruhenstroth, 30.05.2006
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