Wer hätte das gedacht, dass die 1982 von dem Dänen
Mike Tramp gegründete US-Gruppe, zwar ohne ein einziges Originalmitglied, bis auf den Leadsänger natürlich, nochmals die Kurve kriegt, nachdem man sich dazu entschloss, die Band 1991 aufzulösen: Mit "Return Of The Pride", das an die glorreiche Zeit ihres erfolgreichsten Albums "The Pride" erinnern soll - immerhin hatte man damals, im Zuge von drei erfolgreichen Singleveröffentlichungen, mehr als zwei Millionen Einheiten abgesetzt - soll nun der Erfolgskurs wieder aufgenommen werden.
Nach mehr als 16 Jahren - die Zeit mit der mehr oder weniger erfolglosen Reunion unter dem Namen
Mike Tramp's White Lion eingerechnet - liegt nunmehr endlich der neue Longplayer vor.
Der Opener "Sangre De Cristo" zeigt, wohin der Kurs geht und ist schon die halbe Miete wert. Angelegt als Halbballade und mit feinen Chorussen bestückt, bietet dieser Track Pflichtfutter für die Melodic-Abhängigen. Der Gesang des Frontcharismatikers entfaltet sich choralartig und schrammt haarscharf an den selbst geschaffenen Klischeemustern vorbei. Übrig bleiben auf Midtempo gestimmte Gitarrenläufe und eine wohltemperierte Hookline.
Das melodische "Dream" überzeugt durch typische Elemente des Melodic Rocks und bleibt deutlich in den Gehörgängen haften. Ganz im Gegensatz dazu "Live Your Life", das beinahe punkig angehaucht ist und Tramps Organ aggressiver erschallen lässt. Pure Harmonie dagegen wieder bei "Set Me Free", einer Vorzeigeballade, die sich im Mittelteil angenehm, durch deutliche Inanspruchnahme der Saitenfraktion, steigert. Diese Scheibe lebt von den Kontrasten. "Battle At Little Big Horn", ein Midtempo-Rocker feinster Machart, kann wie "Gonna Do It My Way" mit wohltuenden Gitarrenläufen und lockeren Refrains überzeugen, oder auch "Finally See The Light", das dem Tonträger eine weitere rockige Richtung aufzwingt, ohne jedoch zu refrainlastig zu werden. Zum krönenden Abschluss noch der gestandene Rocker "Let Me Be Me", der mit seinen urtypischen Melodien nochmals die erfolgreichste Zeit des US-Fünfers heraufbeschwört. Druckvoll und packend die Gesangseinlagen, die mit einem hochmelodischen Refrain ausgestattet sind. Für die europäischen Ohren folgt der Bonus-Track "Take Me Home", der als gefällige Streicher/Akustikgitarren-Ballade aufwartet und vom Stil her auch auf die Vorgängeralben gepasst hätte.
Eingefleischte
White Lion-Fans werden natürlich Ex-Songwriter und Gitarrist
Vito Bratta vermissen, der für einen Großteil der klassischen Tracks aus ihrer erfolgreichsten Zeit verantwortlich war und dessen groovende Gassenhauer und markantes Songwriting irgendwie fehlt. Jedoch stellt diese CD auch einen Befreiungsschlag für die neue Zeitrechnung danach dar und dieser Neubeginn kann als durchaus gelungen bezeichnet werden. Wir werden den weißen Löwen in Zukunft wieder etwas mehr Augenmerk schenken müssen und hoffen, dass er die Fährte zu Hymnen mit klassischem Wiedererkennungswert aufnehmen kann, denn nur so ist das Überleben dieser Spezies gesichert.
8 von 10 RockTimes-Uhren